Tochter des Drachen
nicht.« Der Kopfgeldjäger zuckte die Achseln. Seine Rüstung quietschte. »Aber es heißt, dass seine Truppen die Nase voll haben. Du weißt ja, was für ein aufgeblasener Arsch er sein kann.«
»Das ist keine Neuigkeit.«
»Stimmt, aber ... Es heißt auch, seine Truppen würden ihm keine Träne nachweinen.«
Katana zog eine Augenbraue hoch. »Und woher weißt du das?«
»Ich habe eine Quelle in Sakamotos Lager.«
Katana wusste, dass sie keine Chance hatte, ihm die Identität dieses Informanten zu entlocken, also wechselte sie das Thema. »Apropos Lager, was tust du hier? Du solltest doch eigentlich auf Irian sein.« Bei sich dachte sie, dass diese Inkarnation des Kopfgeldjägers offenbar sehr viel wohlhabender war als seine Vorgänger. So wie er scheinbar aus dem Nichts auftaucht, muss er eine ganze Flotte von Sprungschiffen zur Verfügung haben...
»Ich wusste nicht, dass ich eine schriftliche Erlaubnis brauche, um austreten zu dürfen.«
Sie ignorierte den Sarkasmus, der darin lag. »Was du brauchst, ist etwas mehr Entgegenkommen. Meine Leute sind deinetwegen schon nervös genug, und auch wegen dieser Angewohnheit, aufzutauchen und zu verschwinden, wann es dir gerade beliebt. Das mögen sie gar nicht. Warum bleibst du nicht eine Weile? In den nächsten Wochen müssten meine Feldoffiziere eintreffen. Dann kannst du ihnen erzählen, was du mir gesagt hast, und wir können die Situation besprechen und unser weiteres Vorgehen planen.«
»Oh, welch ein Tag«, kommentierte der Kopfgeldjäger trocken. »Mir ist ganz kribbelig vor Erwartung. Wir wissen beide, dass deine Feldoffiziere etwa so viel Vertrauen in mich setzen wie in Devlin Stones Rückkehr.«
»Möglicherweise hätten sie weniger Zweifel, wenn du nicht so verdammt schwer zu fassen wärst. Lass uns deine Informationen nachprüfen. Was schadet das? Wenn sie stimmen, wird ihr Vertrauen in dich steigen.«
»Dafür lebe ich: in Chu-sa Crawfords Augen Anerkennung zu finden. Der Mann benimmt sich, als hätte ich etwas zu verbergen.«
»Und dabei bist du maskiert. Ich frage mich, warum.« Trotz ihrer Verärgerung hatte Katana Mühe, nicht zu grinsen. Eines musste man dem Kopfgeldjäger lassen: Er war nie langweilig. Und irgendwie mochte sie ihn wirklich. Es fiel ihr leicht, sich mit ihm auf ein Wortgefecht einzulassen, als würden sie einander schon ewig kennen. Sie wechselte das
Thema. »Wohin bist du als Nächstes unterwegs?«
»Das weiß ich, und du weißt es nicht. Aber du kannst mir jederzeit über mein sicheres Com StarKonto eine Nachricht zukommen lassen, und ich besorge dir, was immer du brauchst - oder sitze geschwind in meinem Marodeur.«
Und wie kann er sich ein sicheres ComStar-Konto leisten? Er benimmt sich, als er hätte er irgendwo ein eigenes HPG versteckt. »Bleib wenigstens zum Essen. Frühstücke mit mir, und wir unterhalten uns.«
Da war es wieder, das kurze Zögern, etwas, das beinahe ... Katanas Augen wurden schmal. Sie sah es weniger, als dass sie es spürte. Als wäre er irgendwie von mir angezogen, aber nicht rein körperlich ...
»Danke, aber nein, danke.« Der Moment - oder was immer es auch gewesen sein mochte - war vorbei. Ihr Blick folgte ihm auf dem Weg zu der Shoji vor ihrem Balkon. Das Papier glühte golden, und der Kopfgeldjäger blieb kurz stehen, ein Schattenriss vor den Bernsteintönen des anbrechenden Morgens. »Ich fürchte, ich habe vor ein paar Wochen ein paar schlechte Eier gegessen, und, na ja ...»Der Holzrahmen knirschte leise, als er ihn zur Seite schob. »Sagen wir, es hat mir den Appetit verdorben.«
Bevor Katana noch etwas sagen konnte, sprang er über das Balkongeländer und war verschwunden.
Landungsschiff Delta, in stationärer Umlaufbahn um den
Mond Proserpinas
Präfektur III, Republik der Sphäre
29. Januar 3135, Bordzeit: Nacht
»Du hast was?«
Ein leises Knistern, wie Fett auf einem heißen Rost, und Marcus wartete mit dünnen Lippen und zu Schlitzen verengten Augen. Zur Hölle mit dieser Wartezeit im Funkverkehr mit der Planetenoberfläche. Eine Verschwendung kostbarer Zeit... Während er die Sekunden zählte, machte er sich klar, dass ihm die Dinge entglitten. Die Umstände entzogen sich zunehmend seiner Kontrolle.
Er hat sie nicht umgebracht. Er hatte die Gelegenheit und die Mittel und trotzdem ...
Endlich hörte er ein leises Knacken und Krachen, und dann brannte sein Gesicht, als er Jonathans Lachen hörte. Obwohl es durch die Entfernung und Störungen verzerrt war, wusste er
Weitere Kostenlose Bücher