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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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Töpfen, als es notwendig war. In einer der hinteren Ecken duckten sich drei ängstliche Hilfsköche. »Haut einfach mir nichts, dir nichts ab, der Teufel weiß wohin, und ich sitz hier rum wie'n Affe und nich' mal ein Auf Wiederseh'n.«
    »Hör auf, so'n Höllenlärm zu veranstalten!« Jack musterte Sully aus verkniffenen Augen, das faltige Gesicht umrahmt von einer Duftwolke, die nach gebuttertem Lauch und würziger Gerste roch. »Dass mich das Mäuslein beiß, du stellst dich an wie 'ne langschwänzige Katze innem Zimmer voller Schaukelstühle. Da kann man sich ja nicht denken hören, geschweige denn seine Arbeit tun. All dieser Aufstand, und du tust so, als wollt'st du dir gleich in die Hose machen.«
    Sully rang nach Worten, aber der alte Mann schnitt ihm mit einem wütenden Blick die Antwort ab. »Werd mir nicht frech!« Jake holte mit einem langen Holzlöffel aus. »Ich bin nicht dein Pappi und so gut gefällt's mir hier auch nicht, aber du bist noch nicht zu alt für 'ne gute, altmodische Tracht Prügel, die dir die Flausen aussem Him pustet. Un'jetzt verschwinde.« Die letzte Aufforderung unterstrich er mit einem pfeifenden Schlag durch die Luft. »Raus hier, geh spazieren, in den nächsten Puff, wenn es sein muss, aber kühl dich ab und komm erst wieder, wenn du gelernt hast, dich zu benehmen.«
    Vor lauter Verblüffung war Sully krebsrot angelaufen, und die Hände des hünenhaften Kochs verkrampften sich zu Fäusten. Für einen Sekundenbruchteil war nur das Brodeln der Suppe auf dem Herd zu hören. Dann sackte Sully in sich zusammen. »Schon gut.« Sully riss sich die Schürze vom Hals. »Ich schätze, du hast recht. Aber zum ...«
    »Nichts da.« Jake schüttelte schon den Kopf. »Du hast den Rest des Tages frei. Da stehen noch drei.« Er stieß mit dem Holzlöffel in Richtung der Hilfsköche. »Und das sind schon drei zu viel - ich will dich vor dem Frühstück morgen nicht mehr sehen.«
    Sully gefiel das gar nicht, aber er gehorchte. Später sollte diese Szene zur Legende werden, zum Beweis dafür, dass niemand Sully so hatte an die Kandare nehmen können wie Jake - und eigentlich hätte
    das allein sie schon misstrauisch machen müssen.
    Das Mittagessen verlief problemlos. Nachdem das Geschirr gewaschen und verstaut war und die gespülten Töpfe auf den Ständern trockneten, verfiel die Küche in eine Ruhephase, die gewohnheitsmäßig bis fünf Uhr dauerte, dem Beginn der Vorbereitungen für das Abendessen. Die Hilfsköche legten sich schlafen.
    Im Gegensatz zu Jake. Der schlenderte, den Weidenkorb am Arm, in die Stadt. Sein Rücken an diesem Nachmittag: Das war das Letzte, was irgendjemand von Jake sah.
    Nach fünfhundert Metern stetigem Aufstieg zur Stadt hielt er an, drehte sich um und schaute zurück. Das Unigelände, auf dem Katana ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte, war außer Sicht. Kein Wachtposten konnte ihn mehr sehen.
    Jake hatte über vierzig Minuten gebraucht, um so weit zu kommen. Der Weg zurück dauerte weniger als zwanzig Minuten. Unter anderem, weil er r ann te. Er umging das Lager über einen verschlungenen, nicht allzu trockenen Weg durch einen Sumpf. Der Zugang durch das Sumpfgebiet war kaum geschützt, weil der Planet seine eigenen Wachen stellte: Bluthafter lauerten mit klaffenden Schalen geduldig im schwarzen Morast auf Opfer. Die bevorzugte Beute der Hafter waren Proserpinas Dracheniguanas, aber mehr als nur ein paar der frühen Siedler des Planeten hatten ihnen als Zwischenmahlzeit gedient. Jake leistete ihnen keine Gesellschaft.
    Nach fünfundzwanzig Minuten schlich er sich auf Katzenpfoten durch einen Flur in Katanas Privatflügel. Seit die Tai-sho den Planeten verlassen hatte, waren die oft gerühmten Amaterasu-Wachen etwas ohne Probleme. Schließlich war er schon hier gewesen, um den Feldoffizieren des Zorns das Essen zu servieren ... und auch davor schon. Er schob sich in den Raum und hielt in gerader Linie auf den Drachen-Wandbehang zu. Er zupfte einen winzigen Sender aus der Mitte des glitzernden Drachenauges. Das winzige Abhörgerät hatte ihm erstklassige Dienste geleistet.
    Zurück in der Küche warf er einen Blick auf die Wanduhr. Es war halb vier, also mehr als genug Zeit. Der Küchentrakt war als eine Abfolge verschachtelter Quadrate aufgebaut, die mit kurzen Gängen verbunden waren. Im letzten Raum befanden sich die Vorräte des Hauptquartiers: sieben zehn Meter lange Regalreihen vollgepackt mit Mehl, Reis, Zucker und sonstigen haltbaren Waren; zwei

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