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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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ein Zeichen gewesen, denn nun regte sich Ito. Nach einer Verbeugung verließ er das Zimmer. Kamikuro schwieg wieder. Minuten vergingen und McCain lauschte Drexel s Atem. Dann öffnete sich die Tür. Zuerst kam einer der Leibwächter herein. Er trug eine schwere Metalltruhe. Dann folgte Ito mit einem Teakholztablett. Darauf stand ein irdener Sakekrug, umgeben von drei winzigen Trinkschalen. Der Anblick ließ in McCain neue Hoffnung erblühen.
    Kamikuro stand auf und winkte seine beiden Gäste zu einem runden Beistelltisch, auf dem Ito das Tablett abgestellt hatte. Er nahm den Krug in die rechte Hand und schüttete eisgekühlten Sake in die drei Schalen. Dabei achtete er darauf, alle drei Schalen exakt gleich hoch zu füllen. Dann reichte er McCain und Drexel je eine davon, bevor er selbst die letzte nahm. »Trinken Sie mit mir.«
    Der Sake war ausgezeichnet, und das scharfe, zu
    Kopf steigende Aroma kitzelte in McCains Nase. Er hatte das dringende Bedürfnis, mehrere kräftige Schlucke zu kippen, zwang sich aber, nur an dem Schälchen zu nippen, sodass er es dreimal zum Mund führen musste, um es zu leeren. Kamikuro beobachtete ihn über den Rand der eigenen Trinkschale und nickte zufrieden. Er stellte sie wieder ab und öffnete eine Reihe von Metallverschlüssen an einer Seite der Truhe. »Unseren zweiten Drink sparen wir uns noch etwas auf«, erklärte er, während er die Schlösser eines nach dem anderen aufschnappen ließ. »Dieses Gerät ist sehr alt, aber es funktioniert noch. Wir haben noch mehr davon, aber nur sehr wenige, denn im Laufe der Zeit sind manche verloren gegangen. Wir hätten sie zwar selbst benutzen oder sie nachbauen können, aber unser Auftrag lautete, sie zu bewachen, mit der Anweisung, nur die richtige Person dürfe sie zum richtigen Zeitpunkt gebrauchen.« Kamikuro öffnete den Deckel und hob einen schweren schwarzen Kasten heraus, den er beinahe ehrfürchtig auf den Tisch stellte, während Ito die Truhe entfernte. »Ich halte Katana Tormark für die richtige Person, McCain, und dies ist auch der richtige Zeitpunkt.«
    McCain starrte das Objekt an. Er erkannte, dass es sich nicht um einen Kasten handelte, sondern um ein Gerät: schwarzes Metall, mit mehreren Schaltern und Anzeigen. »Was ist das?«
    »Ein Kommunikationsgerät, das eine Verständigung über interstellare Entfernungen auch ohne HPG ermöglicht. Theodore Kurita nannte es Black Box.«
    Drexel keuchte leise auf. Kamikuro warf ihr einen kurzen Blick zu, und als er sich wieder umdrehte, bemerkte McCain ein schelmisches Funkeln in den Augen des alten Mannes. »Was meinen Sie, Chu-sa McCain, wird Katana Tormark eine Verwendung dafür haben?«
    Bevor sich der Arzt weit genug erholt hatte, um antworten zu können, hatte der Oyabun bereits wieder die Trinkschalen gefüllt und seine eigene erhoben. Dann stellte Kamikuro mit sehr ernster Stimme fest: »Bedauerlicherweise wäre es im besten Interesse für alle Beteiligten, wenn Sie beide sehr, sehr tot wären.«

Piratensprungpunkt, Proserpina-System Präfektur III, Republik der Sphäre
    10. Mai 3135
    Marcus hatte seine Oberkörpermuskulatur zwei Stunden lang trainiert und erst aufgehört, als seine Arme in Flammen standen. Danach hatte er das Licht in der Sporthalle abgeschaltet, und nun hing er schwerelos in der Luft und starrte im wörtlichsten Sinne ins Leere. Er zog sich mit der Handfläche den Schweiß von der Wange und sammelte die salzige Flüssigkeit in einem schimmernden Ball, der waberte, als wäre er lebendig. Er drehte die Hand hierhin und dorthin und war so fasziniert wie eh und je, dass der Ball einfach nur da hing.
    Marcus hatte große Hände, die durch das Krafttraining noch größer geworden waren. Aber kräftig waren sie schon immer gewesen. So kräftig, dass er sich noch daran erinnerte, wie er mit ihnen zum ersten Mal das Genick eines anderen Mannes gebrochen hatte. Die abrupte Drehung, das Krachen der kleinen Knochen, als hätte er seine Fingerknöchel gedehnt.
    Hände, die nie die intimen Kurven und Täler eines Frauenkörpers gespürt hatten, aber trotzdem nützlich waren. Tötende Hände.
    Ungebeten schob sich ein neuer Gedanke in sein Bewusstsein: Ob sie wohl auch Jonathan töten konnten, falls es notwendig wurde?
    Es überraschte ihn, dass ihn der Gedanke nicht ärgerte, und darüber dachte er länger nach als über die Idee an sich. Die Frage war nicht, ob er Jonathan töten sollte. Sie waren Brüder. Marcus brauchte ihn, um ihre Pläne umzusetzen, daran bestand

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