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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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keinen Deut wohler fühlten. Als die HPGs kollabierten, war Sagis erster Gedanke gewesen: Ja, Baby, lass es krachen. Ich will einen Haufen Blauer massakrieren. Aber Neeeein. Er war Köder. Köder! Dass er nicht lachte! Bis diese Eierköpfe im Strategischen Oberkommando endlich entscheiden, dass diese Katana nicht anbeißt, ist der ganze bekackte Krieg vorbei und das Einzige, was ich davon habe, ist eine Hautbehandlung.
    Dabei war der Sand noch nicht einmal sein einziges Problem. Die Gesellschaft war ein anderes. Er warf dem Shujin rechts von sich einen schiefen Blick zu. Der Unteroffizier war einen Kopf kleiner als er und kompakt gebaut, mit muskulösem Körper. Unter der rechten Manschette des Soldaten war eben noch der Ansatz einer Tätowierung zu erkennen.
    »Das ... ist... sinnlos!« Sagi musste brüllen, um sich selbst zu hören.
    Der Wind verschlang die Antwort des Shujin. »Was?« Sagi hob die Hand ans Ohr. »Was?«
    »Ich sagte, jeder, der tapfer genug ist, unangekün-digt hierherzukommen, wird diesen Sandsturm als einmalige Gelegenheit betrachten. Er verbirgt die Annäherung und hindert uns an einer Abfangaktion.«
    Sagi wollte den Mann gerade darauf hinweisen, dass Yakuza ja möglicherweise so hirnamputiert sein mochten, blind durch einen Sandsturm zu fliegen, er es aber verdammt satt war, darauf zu warten, dass etwas passierte ... als es passierte.
    Erst war er sich nicht sicher, ob das, was er gehört hatte, nicht nur das Heulen einer neuen Sturmbö ge-wesen war, ein hohes, an den Nerven nagendes Winseln, das Sagi an einen Zahnarztbohrer erinnerte. Dann formten sich die Umrisse eines Jägers aus dem kupferfarbenen Dunkel. Ein Luzifer, dessen Triebwerke unkontrollierte Flammenstöße abgaben, deren Licht die Sandwolken orange färbte. Der vom Sturm praktisch zum Stillstand gezwungene Luft/Raumjäger hing eine knappe Sekunde über dem Sand, dann setzte er mit einem allmählich verklingenden Heulen auf. Vage konnte Sagi knapp unter dem Cockpit ein Emblem ausmachen: eine Beinahekopie des Kurita-Drachen, der vier Rauten umschloss
    - drei schwarze und eine weiße.
    Da soll mich doch ... Sagi war völlig perplex. Das Kanzeldach des Luzifer klappte auf wie eine Muschel, und durch das Fernglas sah er zwei Gestalten auf die kleine Vordertragfläche klettern. Muss für zwei Personen umgebaut worden sein, oder einer der beiden war zusammengestaucht wie ein Akkordeon. Ein Luzifer ist eine Ein-Mann-Maschine. Der Wind zerrte an ihrer Kleidung. Die vorderste Gestalt, vermutlich der Pilot, entpuppte sich als Frau. Sie war groß und schlank, mit einem ganz entschiedenen Gang, und jetzt sah Sagi, dass sie die beiden Schwerter eines Samurai trug. Nicht auf die Art eines niederen Bushi, sondern auf dem Rücken, zur Seite gekippt. Die zweite Gestalt, die ihr mit zwei Schritten Abstand folgte, bewegte sich mit der Bedächtigkeit des Alters. Beide tragen eine zeremonielle Jagdrobe mit Kapuze, aber die Kariginu der Frau war zu einem traditionelleren Umhang umgeschneidert worden, der am Hals von einer Brosche gehalten wurde, um ihr jederzeit den Zugang zu ihren Waffen zu ermöglichen.
    Die beiden blieben einen Meter vor Sagi und dem Shujin stehen. Niemand sagte etwas. Dann schüttelte die Frau ihre Kapuze ab, griff nach hinten und zog das Katana samt Scheide aus der Halterung. Mit dem Zeigefinger drückte sie das Stichblatt abwärts, ein Zeichen des Vertrauens. Sie streckte die Waffe mit beiden Händen aus, die Schneide zu sich gedreht, wie die guten Sitten es verlangten. Ein Zeichen, dass sie keine bösen Absichten hegte.
    »Guten Tag, Tai-i«, sagte sie, und trotz des tobenden Sturms verstand Sagi jedes Wort deutlich. »Ich bin Katana Tormark, und dies ist mein geschätzter Begleiter. Wir sind entweder Ihre Gäste oder Ihre Gefangenen. Sie sind am Zug.«
    Stadtrand von Siang, Hoshina, Biham Präfektur II, Republik der Sphäre
    30. Mai 3135
    Sie würden von Westen angreifen und die untergehende Sonne nutzen. Ein kleiner Vorteil nur, aber so wie die Dinge lagen, war Sir Reginald Eriksson für jeden Vorteil dankbar, den ihm das Schicksal zugestand. Doch als er seinen Orion in die Schlacht steuerte, sah er, dass sich der Himmel vor ihnen bereits von Blau zu Bleigrau verdunkelte, weil ein spätes Frühlingsgewitter von Osten heranzog und den Himmel verdüsterte.
    Erikssons stiefelbewehrte Füße auf den Pedalen versetzten seinen massigen Orion in einen steten Marsch über einen geröllbedeckten Hang. Die Neigung betrug

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