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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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Worridge ab. Damit war sie effektiv entlassen. »Eine kleine Aufwärmübung. Das sind nur Insekten. Die Landungsschiffe Kristallregen und Perle der Ehre sollen die Jäger abschießen. Unsere Jäger werden nur ausgeschleust, wenn es notwendig wird. Die Blutflut und Drachenschwert sollen Homai-Zaki angreifen. Wir und die Schlange nehmen Kurs auf die Phoenix-Kuppel.« Er pausierte und sog den wunderbaren Duft ein - ja, das war der Duft des Kampfes. »Los.«
    Phoenix, AI Na’ir
    Präfektur II, Republik der Sphäre
    20. Juni 3135, Mittag
    Die Kuppel über Phoenix hatte eine maximale Höhe von fünfhundertfünfzig Metern. Das Material war ein halbstarres, bakteriell erzeugtes Plastikmonomer, geschützt von einem Flechtwerk aus Titanstahl und milchigem Duraglas sowie in das Plastik injizierter mikroskopischer Kristallst ahlm asse zur Abwehr von Mikrometeoriten. Der Luftdruck auf AI Na’ir entsprach einem Fünftel der Terranorm, und die Atmosphäre bestand hauptsächlich aus Schwefeldioxydwolken, die sich zu eidottergelben Klumpen sammelten. Die Luft im Innern der Kuppel hingegen war süß, und es herrschten konstante siebenundzwanzig Grad Celsius, außer an gelegentlich einprogrammierten Regentagen und bei Schneefall zu Weihnachten. Heute starrte Präfektin Priscilla Recinto aus dem verschmierten Bürofenster hinaus in den unangekündigten Regen und dachte: Die Jahreszeit stimmt, aber der Regen hat die falsche Farbe.
    Es herrschte Ausgangssperre. Zwei Wochen zuvor war wegen der außer Kontrolle geratenen Unruhen das Kriegsrecht ausgerufen worden. Polizisten in Panzerwesten wuselten über die Plätze und Straßen wie Am eisen in ihrem Bau. Aber der Schaden war bereits angerichtet. Ruß vermischte sich mit dem Regen zu einem grauen Schleier, bedeckte die Straßen mit einem Aschefilm, überzog Fenster und Mauern mit Dreck.
    Eine leise Männerstimme an ihrer Schulter stellte fest: »Es ist der Weltuntergang.«
    Recinto musterte O'Mallory mit braunen Rehaugen. Der Legat hatte an Gewicht verloren, und über den kantigen Schultern bauschte sich ein matt schieferblaues Jackett. Seine Wangen waren eingefallen, die nussbraunen Augen über ihnen lagen tief in den von violetten Rändern umrahmten Höhlen. »So würde ich es sehen«, erwiderte sie und strich sich mit dem Handrücken eine fettige, mattblonde Haarsträhne aus der Stirn. Sie wirkte dreckig. Ihre Nägel waren schartig und hatten tiefschwarze Ränder. Sie hatte seit zwei Tagen nicht geduscht, seit die Wasseraufbereitungsanlage in die Luft geflogen war und die Wassernotreserven zur Bekämpfung der Brände eingesetzt werden mussten. Ihre Sachen, in denen sie ebenso lange auf der Bürocouch eingerollt geschlafen hatte, stanken.
    O'Mallory sagte: »Sie sollten in den Bunker gehen.«
    »Jemand muss hier oben bleiben und die Truppen beaufsichtigen. Wenn nötig auch die Magnetbahntunnel blockieren. Ich bin die Einzige, die die Sperr-codes kennt.« Sie zwang sich zu einem dünnen Lächeln. »Außerdem: Wie würde das aussehen, wenn die Präfektin die Beine in die Hand nimmt?«
    »Was die Leute denken, sollte Ihnen völlig gleichgültig sein.«
    »Ist es aber nicht. Außerdem bin ich gar nicht sicher, ob ich diesen Leuten jetzt gegenübertreten könnte, in dem Wissen, dass ich andere abgewiesen und entschieden habe, wer wichtig genug ist, überleben zu dürfen, und wer nicht.« Die Worte schmeckten so bitter wie Asche, und sie schnitt eine angewiderte Grimasse. »Gouverneur Tormark berichtet, dass es in Homai-Zaki genauso ist, und da gibt es noch mehr Polizei.«
    »Vielleicht nehmen wir den Dracs die Arbeit ab, uns umzubringen.« Eine Pause. Dann, wütend: »Das ist mein Fehler. Hätte ich mich nicht so restlos auf das Wort eines ...«
    »Es ist ja nicht so, als hätten Sie eigenmächtig gehandelt. Fuchida war einverstanden. Ebenso wie das Oberkommando.«
    Wieder eine Pause, diesmal länger. »Glauben Sie ... da wäre die Ares-Konvention, aber glauben Sie, wir ... würden ...?«
    Was auch immer O'Mallory zu sagen versuchte, es kam ihm nicht über die Lippen, und in seinen Augen las sie Verzweiflung.
    »Ja«, antwortete sie nüchtern. »Ich denke schon.«
    SVT-Alpha, 2. Principes-Garde AI Na'ir, Phoenix, AI Na'ir Präfektur II, Republik der Sphäre
    20. Juni 3135, Mittag
    Lieutenant Russ Fox sah einen Dreck. Aber außerhalb der Kuppel sah man grundsätzlich einen Dreck, selbst wenn man den Arsch auf dem Kommandeurssitz eines Kuppelverteidigungsturms sechshundertfünfzig Meter über

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