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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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wälzte er sich auf Hände und Knie. Huh, Mann, das war knapp.
    Bräutigam stand schwankend wieder auf und presste sich an den Fels, weil dies im Augenblick einfach das Einzige war, was er tun konnte. Noch ein Einschlag, diesmal weiter entfernt. Das Landungsschiff flog weiter oder hatte ihn verloren, oder vielleicht hatte der Kanonier auch einfach nur das Interesse an ihm verloren, weil Bräutigam ohnehin nichts weiter als eine Zielübung für ihn gewesen war. In der Ferne, hinter einer Ebene aus Kratern und Geröll, sah er gerade noch das neonorangene Flackern der
    Leuchtspurmunition aus den Verteidigungstürmen der Kuppel, und die kleineren, beinahe komischen roten Lichtpfeile aus den Lasern der Infanterie - als hätten die etwas ausrichten können. Die PhoenixKuppel war dunkel, vermutlich, um das Zielen zu erleichtern. Fest an die Felswand gepresst, wartete er nach subjektivem Empfinden wohl ein verrücktes Jahr lang, aber in Wahrheit waren es wahrscheinlich eher zwanzig Sekunden.
    Gestalten schälten sich aus dem Nebel - die Atmosphäre war ohnehin schon senfgelb, und jetzt wurde sie noch zusätzlich durch den aufgewirbelten roten Steinstaub verdreckt - laufende Silhouetten, die sich allmählich in Arme, Beine und Gewehre auflösten. Er zählte ab, aber das konnte nicht stimmen; zählte noch e inm al. Er begriff, dass kaum noch mehr als ein Zug übrig war, und fragte den nächsten Soldaten, einen dürren Corporal mit Ohren wie Flügeltüren: »Wo ist der Lieutenant?«
    »DER LIEUTENANT IST TOT!« Der Corporal brüllte, als müsste er sich über eine enorme Entfernung verständlich machen. Und dabei weinte er. »ER ... IHN HAT'S ERWISCHT ... ALS ERSTEN. PPK ... HAT IHN MITTENDURCH GESCHNITTEN ... UND ... UND ...!«
    Sie hatten keine Zeit für so etwas. Er nahm es dem Burschen nicht übel, er war selbst kurz davor, sich nass zu machen, aber sie hatten einfach nicht die Zeit. »Schluss!«, bellte Bräutigam. »Schluss mit dem Mist, Ruhe, Ruhe, Ruhe!«
    Das erwischte den Corporal und die anderen Männer wie ein Schlag ins Gesicht. Sie zuckten zurück, aber der Knabe vor ihm hörte auf zu heulen, und Bräutigam wurde ruhiger. »In Ordnung, aufgepasst. Soweit ich das feststellen kann, sind die sieben, acht BergbauMechs, die mit den Autokanonen aufgerüstet wurden, schon in den ersten fünf Minuten abgekackt, lass es zehn gewesen sein. Aber ich denke, ein Landungsschiff will auf der anderen Seite der Kuppel aufsetzen, und das ist ihr großer Fehler, denn die Eingangsschleuse ist auf unserer Seite.« Er schaltete den NavSat-Empfänger am Handgelenk ein und wartete, bis er die Positionssignale der Satelliten empfangen und verarbeitet hatte. Ein Glück, dass dort oben noch Satelliten kreisten. »Okay. Die Schleuse ist etwa drei Klicks entfernt. Damit sind die Dracs so fünfzehn, sechzehn Klicks weit weg. Aber sobald ihnen aufgeht, dass sie sich verkalkuliert haben, werden sie sich in Bewegung setzen, und zwar mit Karacho.«
    »Dann müssen wir zuerst hin«, stellte ein Soldat fest. Seine gepanzerten Hände hielten das Gewehr wie eine Keule. »Sobald sie durch die Schleuse sind, ist es vorbei, Mann. Freier Zugang zu allen Bereichen der Stadt. Wir müssen zuerst da sein, rein, die Magnetbahnen abschalten und den Laden dicht machen.«
    Es war eine gute Idee, nur funktionierte sie nicht. »Geht nicht«, widersprach der Sergeant. »Wenn wir die Oberfläche aufgeben, ist niemand mehr da, der die Dracs aufhält. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie durchbrechen, und dann schießen sie uns einen nach dem anderen ab.«
    »Oder wir sie«, meinte der Soldat. Ein anderer aber schüttelte den Kopf. »Nein, der Sarge hat recht. Die Dracs könnten sich einfach einen Weg ins Innere freibrechen, den Tunnel einfach aufschneiden. Dann hätten sie uns in der Zange. Außerdem sind sie viel mehr als wir.«
    »Okay, das heißt, wir sind in jedem Fall erledigt«, bestätigte Bräutigam. »Aber ich sehe das so: Wir können sie entweder hier an der Oberfläche erwarten, oder möglicherweise irgendwie die Schleuse versperren, sie von mir aus sprengen, damit sie einstürzt, jedenfalls die Kuppel versiegeln. Sie werden nicht die Stadt in die Luft jagen, nur um uns zu erwischen.« Ob er damit recht hatte, wusste er nicht, aber er sah eine ganz ordentliche Chance. Dracs waren keine Blakisten, und es gab immer noch die AresKonvention und auch gewisse Regeln der Kriegführung, wie das ungeschriebene Gesetz, dass man keine Sprungschiffe zerstörte.

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