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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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dem Boden geparkt hatte, so wie er jetzt gerade. Touristen, die Al Na'ir besuchten, behaupteten, die Kuppel erinnere an eine halbierte Apfelsine, wie sie da in einem Ring eisenreicher Felsen lag. Falls das stimmte, waren die Verteidigungstürme wohl verrutschte Nabel: druckdichte Kuppeln aus Panzerglas, die sich an den Kardinalpunkten des Kompass aus der Kuppelhülle erhoben. Jeder Turm war mit einem starren Tunnel verbunden, einer Art Nabelschnur, durch die ein Turbolift hinab in die Kuppel führte. Momentan war der Tunnel durch eine meterdicke Titanplatte fest verschlossen. Die Eierköpfe von der Militärtechnik bestanden darauf, dass die Luke sicher genug war, um einen Bruch der Kuppel zu verhindern, falls der Geschützturm weggesprengt wurde. Das beruhigte die Leute in der Kuppel unter ihm gewiss ungemein. Für Fox bedeutete es aber vor allem eines: Falls etwas in der Art
    geschah, konnte er seinem Arsch Lebwohl sagen.
    Die Türme waren in keinster Weise autark. Für die Luftversorgung und den Druckausgleich sorgte die Stadtkuppel. Es stank nach Angstschweiß und Menschen, die zu lange in einen zu kleinen Raum gepfercht worden waren. Außer Fox waren noch zwei Kanoniere hier, einer über, der andere unter Fox. Sie saßen jeder hinter einer zweiläufigen Autokanone auf einer Drehplatte, sodass sie ihre Geschütze unabhängig voneinander im oder gegen den Uhrzeigersinn schwenken konnten. Fox überwachte die Kommkanäle, gab Befehle weiter und erstattete Meldung -was für den Betrieb ungefähr so unverzichtbar war wie Eulen für Athen, was immer das bedeuten mochte.
    Momentan füllte lautes Rauschen die Kommleitungen, aber er hörte Stimmen, die einander überlagerten und wie Eichhörnchen zwitscherten, die eine am Fuß des Baumes lauernde Katze beschimpften, bis der Kommandeur ein Machtwort sprach und ihnen befahl, gefälligst das Maul zu halten. Was sie auch taten. Die plötzliche Stille gellte in seinen Ohren und seine Haut kribbelte vor Nervosität. Als dann einer der Kanoniere plötzlich laut furzte, war es vorbei. Alle drei brachen in lautes Gelächter aus, hielten sich die Seiten, boxten einander in die Schulter, schnitten Grimassen und machten Witze über den Gestank ... und das war wunderbar, einfach großartig, weil für ungefähr eine Minute alles wieder fast normal war. Fast.
    Immer noch grinsend stierte Fox nach links, nach rechts und hinter sich. Natürlich waren die drei anderen Kuppeln, Beta bis Delta, erleuchtet. Er konnte vage Umrisse der Besatzungen ausmachen. Dann drehte er sich wieder nach vorne, hob das Digital-femglas und konzentrierte sich auf den Boden weit unter ihnen. Infanterie in Krötenrüstungen strömte aus den Schleusen und verteilte sich auf der Ebene vor den Bergen in Verteidigungsstellungen. Nicht allzu viele, vielleicht eine Kompanie, mehr nicht.
    Dann schaute er hoch in die giftige Suppe, die sich Al Na'irs Atmosphäre schimpfte. Und das Herz fiel ihm in die Hose.
    »Gott«, hörte er einen der Kanoniere sagen. »O Gott.«
    Vage hörte Fox ein Knistern im Funkgerät, irgendetwas über anfliegende Raketen. Aber als der düstere Koloss eines Landungsschiffes durch die Wolken brach, dachte er nur: Scheiße, Mann, das seh ich selber.
    Kompanie Delta, Triarii Protectores, AI Na'ir Präfektur II, Republik der Sphäre
    20. Juni 3135, Mittag
    Eine Schwachsinnsidee, sich in einer Bergschlucht zu verstecken und zu hoffen, dass das Eisenerz die Sensoren der Dracs verwirre. Was ging nur im Kopf des Lieutenants vor, seine Leute dermaßen einzuengen ... Sergeant Mike Bräutigam duckte sich nach links, als der nächste PPK-Blitz zwanzig Meter seitlich und fünfzig Meter über ihm in den Fels einschlug, nahe genug, um seine Rüstung mit Steinsplittern zu bombardieren. Die Einschläge knatterten wie Hagel auf einem Blechdach. Dann schlug die Druckwelle durch den rostfarbenen Felsboden. Ein Brocken Eisenerz und Schiefer brach vom Berghang und öffnete einer Lawine aus zertrümmertem Gestein den Weg.
    Beim nächsten Treffer verlor Bräutigam den Halt und stürzte nach vorn, geradewegs auf eine Felsnadel zu. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, begleitet von gutturalem Stöhnen, warf er sich nach rechts, und der Fels bohrte sich in die Schulter des Krötenpanzers statt ins Helmvisier. Todesangst durchzuckte ihn bei dem Gedanken, die Nadel hätte seine Rüstung aufreißen können. Er lauschte angespannt auf den Alarm oder das Zischen entweichender Luft, hörte aber nichts. Nach ein paar Sekunden

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