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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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spüren, aber wie wäre es, wenn du ihr das schreibst und es in ihre Schuhe klebst?«
    »Wozu denn? Sie wird nie wissen, dass es da steht.«
    »Aber du.« Dun erhebt sich, zieht eine Schublade auf und nimmt Papier und Kugelschreiber heraus, damit die Wörter nicht verschmieren, wenn sie nass werden. »Lasst uns Botschaften an alle schicken, für die wir Schuhe machen. Du hast gesagt, die Schuhe, die ich mache, sind für Joys älteste Schwägerin, ein vierzehn- oder fünfzehnjähriges Mädchen.« Er beginnt zu schreiben und liest laut vor: »Du bist sehr hübsch. Ich hoffe, du wirst heiraten und ein glückliches Leben haben.«
    Da Koch nicht lesen und schreiben kann, helfe ich ihm bei seinem Satz. Dann schreibe ich eine geheime Botschaft an Joy und klebe sie in die Mitte der Sohle. Ich spüre die Wärme von Duns Blick, als ich meine Worte rasch mit einem Augenpaar von mir überklebe.

J OY
    Einen Sputnik starten
    I ch habe alles so gut wie möglich vorbereitet: Ich habe den Vortrag meiner Bitte geprobt. Ich habe Skizzen gemacht und Pigmentproben gemischt. Ich habe mir die Haare gewaschen und saubere Sachen angezogen. Am liebsten würde ich gleich in die Führungshalle gehen, um mit den Dorfkadern über meine Idee zu sprechen, denn jetzt ist es noch kühl, und ich bin noch sauber, doch das geht nicht. Ich packe meine Schultertasche und schließe mich meinem Mann und seiner Familie an, als sie das Haus verlassen und den Hügel hinunterlaufen. Es ist wieder Sommer, schon am Morgen ist es heiß wie Reisbrei und auch genauso trüb. Ich schlage nach den Mücken, die mir um den Kopf schwirren und auf meinen Armen landen, aber wozu? Es gibt mehr Mücken, als ich je umbringen könnte.
    Während die anderen auf dem Pfad zu unserem neuen Arbeitsplatz weitergehen, mache ich beim Hofhaus halt, um Kumei abzuholen. Glücklicherweise kommt Yong nicht mit uns. Nachdem Brigadeführer Lai vor der gesamten Kommune so ein Theater gemacht hatte, hat er Yongs Bandagen konfisziert und sie vor dem Hofhaus aufgehängt, wo sie nun wie Luftschlangen im Wind flattern. Er hat ihr auch die Schuhe für ihre gebundenen Füße weggenommen – allesamt winzig, leuchtend bunt und kunstvoll bestickt. Sie wurden an das Haupttor genagelt, wo sie in der Sonne und dem Regen ausbleichen. Nun kann Yong nur noch auf Händen und Knien kriechend von einem Zimmer ins andere gelangen. Das gute Leben in der Kommune ist nicht für jeden gut, und das half mir, mich stärker auf meinen Plan zu konzentrieren.
    Auf unserem gemeinsamen Weg ist Kumei heute Morgen nicht sehr gesprächig, und ich bin wegen meines Plans zu nervös, um zu plaudern. Am Arbeitsplatz trennen wir uns. Als Brigadeführer Lai vor ein paar Wochen verkündete, wir würden – als Kommune – etwas gemeinsam bauen, da hoffte ich, es würde eine anständige Kantine sein. Doch stattdessen ordnete er an, vom ein paar Meilen entfernten Busausstieg eine Straße bis ins Zentrum der Kommune zu bauen. Unkraut jäten, den Boden auflockern und die Schädlinge entfernen, die die Feldfrüchte angreifen, all das wird vernachlässigt, damit wir große Steinbrocken ausgraben, Erde schaufeln und den Boden feststampfen können. Alle diese Arbeiten werden von Hand verrichtet, und wir müssen immer noch mit verminderten Rationen auskommen. Deshalb macht mich die Sonne schwindlig, und Schultern, Rücken und Beine werden von der Arbeit schnell müde. Ich bin besser dran als die meisten. Als schwangere Frau bekomme ich mehr zu essen. Zum Glück habe ich die morgendliche Übelkeit so gut wie überwunden und kann die Mahlzeiten bei mir behalten. Mein Bauch wird langsam dicker, doch unter der weiten Baumwollbluse sieht man das kaum. In der Kommune weiß aber jeder alles, und so bekomme ich viele Ratschläge.
    »Du darfst keine Zaubervorführungen besuchen«, rät mir eine Frau, die sich gerade abmüht, einen Korb mit Erde hochzuheben, »denn wenn du einen der Tricks durchschaust, ist es dem Magier so peinlich, dass er dich mit einem Zauber belegt.«
    »Klettere nicht auf Obstbäume«, rät mir eine andere, »sonst tragen sie im kommenden Jahr keine Früchte.«
    Und so geht es weiter. Ich soll mich mit niemandem streiten (aber ich soll Kritik annehmen), nicht auf Reisen gehen (was ich ohne Pass sowieso nicht kann) und nicht auf Gänsedreck treten (das versuchte ich schon zu vermeiden, bevor ich schwanger wurde).
    Ein Pfeifen kündet die Mittagspause an. Während sich die anderen für Reis und Gemüse anstellen, die am

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