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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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hat.«
    Hal zuckte mit den Achseln. »In einem solchen Raum fühlt sich Thomas inzwischen am wohlsten, Hotspur.«
    »Du treibst die Heuchelei der Geistlichkeit zu weit«, sagte Hotspur.
    »Ich bin kein Heuchler!«, erwiderte Thomas betroffen.
    Hotspur achtete nicht auf ihn. Er nahm einen der Umhänge, die Hal über dem Arm trug, und legte ihn sich um die Schultern. »Hast du einen warmen Mantel? Ja? Dann hole ihn, Freund! Ein Abenteuer wartet auf uns! «
    Thomas zögerte. Er hatte ständig das Gefühl, als ob er etwas tun oder irgendwohin gehen sollte, doch seine letzte Unterhaltung mit dem Erzengel und die Stunden, die er im Gebet verbracht hatte, hatten ihm klargemacht, dass er nicht ständig unterwegs sein und kämpfen konnte.
    Manchmal musste er einfach bleiben und beobachten.
    Thomas wusste, dass ihm ein ruhiges, beobachtendes Auge nützlicher sein würde als der Wunsch, ständig aufbrechen zu wollen, um Wynkyns Schatulle zu finden. Schließlich bewegte sie sich ebenso auf ihn zu wie er sich auf sie. Natürlich musste er sie finden und ihre Geheimnisse enthüllen… aber er musste auch hinter die Geheimnisse der Menschen um ihn herum kommen.
    Irgendwie war Lancaster oder jemand anderer – womöglich sogar mehrere – in seiner engsten Umgebung mit den Dämonen im Bunde. Wycliffe sicherlich. Wahrscheinlich auch noch andere. War der Erbe, der auf den Thron des Dämonenkönigs gelangen würde, bereits unter ihnen?
    Der heilige Michael hatte ihm gesagt, dass der neue Dämonenkönig sich von ihm ebenso angezogen fühlen würde wie die Schatulle.
    Wenn Thomas die Augen offen hielt, entdeckte er ihn vielleicht, bevor er allzu viel Schaden anrichten konnte.
    Außerdem war Weihnachten, und er konnte London frühestens zwei Wochen nach dem Montag, der dem Dreikönigstag folgte, dem inoffiziellen Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten, verlassen.
    Es war Weihnachten, und die Menschen würden viel essen und trinken und feiern, und vielleicht würden die Dämonen in Lancasters Gefolge in ihrer Wachsamkeit nachlassen… einen Fehler machen… sich verraten…
    »Thomas?«, sagte Hotspur. »Bittest du gerade deinen Gott um Erlaubnis, an einem kleinen Weihnachtsabenteuer teilnehmen zu dürfen?«
    Thomas grinste, schüttelte den Kopf und holte seinen Mantel. Ein kleines Abenteuer würde ihm nicht schaden.
     
     
    Hal und Hotspur hatten Pferde im Hof bereitstellen lassen.
    »Kommt, kommt!«, sagte Hotspur, eilte voraus und zog sich dabei dicke Handschuhe gegen die Winterkälte an.
    »Darf ich denn hinaus?«, fragte Thomas Hal leise.
    Hal warf ihm einen unergründlichen Blick zu. »Mein Vater will sich lediglich deiner sicher sein«, sagte er. »Es herrscht heutzutage zu viel Ungewissheit, um unnötige Risiken einzugehen.«
    Hotspur war auf sein Pferd gestiegen, ein prächtiger, feuriger grauer Hengst. »Los, beeilt euch! «
    Knechte hielten Hals und Thomas’ Pferde, und die beiden Männer saßen auf.
    Thomas ritt immer noch den braunen Wallach, den ihm Marcel vor vielen Monaten geschenkt hatte.
    Ich muss ihn loswerden, dachte er, denn dieses Pferd ist ein Geschenk des Teufels. Dann zuckte er zusammen und fragte sich, ob womöglich das Pferd selbst ein Dämon war.
    »Willst du nicht einmal wissen, wohin wir reiten?«, fragte Hotspur, als sie mit klappernden Hufen durch das Tor preschten.
    »Wohin reiten wir?«, fragte Thomas pflichtschuldig, den Blick auf seinen Wallach gerichtet.
    »In Smithfield findet ein Turnier statt«, antwortete Hal, bevor Hotspur etwas sagen konnte.
    »Und ein Ringkampf und ein Wettkampf im Bogenschießen, und es heißt sogar, dass es ein Feuerwerk geben soll! «
    Hal grinste trocken. »Der halbe Hofstaat ist bereits dort«, sagte er. »Wir wollten nur noch dich abholen… Thomas, starr doch dein Pferd nicht so finster an. Es ist zwar ein eher mittelmäßiges Tier, aber ich dachte, Geistliche ritten nicht so gern auf prunkvollen, tänzelnden Rössern.«
    Thomas hob den Blick. »Es ist das Geschenk eines Mannes gewesen, dem ich nicht mehr traue«, sagte er, »und jetzt frage ich mich, ob ich auch seinem Geschenk misstrauen muss.«
    »Vertrauen ist etwas, das sehr leicht missgedeutet werden kann«, sagte Hal. »Manchmal nehmen wir vertrauensvoll an, was wir zurückweisen sollten, und lehnen ab, was wir annehmen sollten.«
    Hotspur rang in gespielter Verzweiflung die Hände; sein Hengst wäre beinahe durchgegangen, als sein Reiter kurzzeitig die Zügel fahren ließ. Hotspur brachte sein Pferd wieder zur Raison

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