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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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lautete seine knappe Anweisung.
    Der Ritter ergriff den Brief und überflog ihn geschwind. »Er ist unterzeichnet von einem Walther von Sandstedt.«
    »Wer soll das sein?«, fragte der blinde Graf ungehalten. Er war schlechter Laune, weil er wie so oft auf fremde Hilfe angewiesen war.
    »Er ist der Nuncius des Hamburger Kaufmanns, der kürzlich von Euch auf die Riepenburg zu Eccard Ribe ins Einlager geschickt wurde.«
    »Richtig. Was will er? Nun lest schon vor.«
    »Erlauchter, hochwohlgeborener Fürst und Herr. Meinen willigen und gehorsamsten Dienst biete ich und schicke meinen untertänigsten Gruß, Euch …«
    »Weiter, weiter. Ich weiß, wer ich bin. Lasst die Grußworte gefälligst aus, und lest den Teil, auf den es ankommt«, befahl der Graf ungeduldig.
    Marquardus versuchte wie immer, nicht auf die harschen Worte seines Herrn zu achten, doch er ärgerte sich auch jetzt wieder darüber. Dennoch suchten seine Augen fleißig die ordentlich verfassten Zeilen nach der Petitio ab, welche die Bitte des Schreibers enthielt. »… als Vertreter des Euch verpflichteten Kaufmanns Albert von Holdenstede biete ich Euch hiermit sein aus Stein erbautes Haus in der Reichenstraße an und erbitte im Gegenzug dazu die Freilassung des oben Genannten aus dem Einlager. Das Haus, welches ich Euch anbiete, ist …«
    »Das reicht«, beschloss Gerhard II. und unterstrich seine Worte mit einer gebieterischen Handbewegung. »So, so. Sein Vertreter bietet mir also das Haus des Kaufmanns an, anstatt mir meinen Anteil zu zahlen.« Die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen lehnte er sich langsam in seinem Sessel zurück. Bedächtig legte er die Fingerspitzen der einen Hand auf die der anderen und verweilte eine Weile so. Dann fragte er seinen Ritter: »Sagt mir, Marquardus, wiegt das Haus des Kaufmanns die geforderte Summe auf?«
    Der Ritter überflog schnell die Zeilen. Dann schloss er: »Ja, ich denke, das tut es. Laut der Beschreibung des Nuncius handelt es sich um ein großes Gebäude mit dahinter liegendem Hof und direktem Zugang zum Reichenstraßenfleet. Der Wert des Hauses dürfte die Euch zustehende Summe sogar noch überschreiten.«
    »Hmm …« Gerhard II. stützte das Kinn auf seine Faust. Trotz seiner trüben Augen sah man deutlich, dass er abwog, welche Lösung ihm mehr Vorteile bringen würden. »Ein solches Haus in Hamburg zu besitzen könnte gewisse Vorteile mit sich bringen. In Zeiten wie diesen würden die Pfeffersäcke im Rat der Stadt niemals zulassen, dass ich etwas Vergleichbares innerhalb Hamburgs kaufe. Doch wenn es mir durch ebensolche Umstände zufällt, können sie es mir schwerlich verwehren.«
    »Das ist richtig, mein Fürst. Außerdem – wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – ist es unter den gegebenen Umständen eher unwahrscheinlich, dass Ihr in Form von Münzen an Euren Anteil kommen werdet. Ihr erinnert Euch sicher daran, dass der Handelspartner des Albert von Holdenstede, Thiderich Schifkneht, verschwunden ist. Solange er nicht wieder auftaucht, wird es niemanden geben, der die Geschäfte fortführt, und somit auch niemanden, der die erforderlichen Münzen für Euch heranschafft.«
    Gerhard II. nickte. Er hatte sich entschieden und war zufrieden mit sich. Entschlossen schlug er seine Hände auf die Lehnen seines Sessels und teilte seinem Ritter mit: »Nun, dann sei es beschlossen. Seid so gut und dient mir als Schreiber. Ich wünsche, dass Ihr sofort einen Brief an diesen Nuncius schreibt.«
    »Gewiss, mein Fürst.«
    Noch bevor sich Marquardus Scarpenbergh über das Papier beugen konnte, begann Gerhard II. auch schon zu diktieren.
    »Von Gottes Gnaden, Gerhard II., Graf von Holstein-Plön …«
    Die zwei Männer brüllten einander auf dem Burghof an. Einer gab dem anderen die Schuld. Keiner wollte verantwortlich sein für diese unaussprechliche Schlamperei. Mit schweren Schritten eilten sie die steinernen Stufen hinab. Einer der beiden zog einen rasselnden Bund voller Schlüssel aus der Tasche. Nachdem er den richtigen gefunden hatte, steckte er ihn ins Schloss und öffnete die massive Tür, die das Verlies seit vielen Tagen versperrte. Der andere hielt eine Fackel ins Innere des finsteren Kerkers. Ratten stoben davon.
    »Großer Gott, was für ein Gestank!«
    Der Blick beider Männer fiel gleichzeitig auf den regungslos am Boden liegenden Körper.
    »Der ist wohl schon am Verwesen, was?«
    »Ja, jedenfalls riecht er so. Ich denke, wir brauchen gar nicht mehr nachzuschauen, ob er noch zuckt. Der

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