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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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alles, um mich dem Himmelreich näher zu bringen, und nun lasst Ihr mich gesund pflegen. Ich gebe zu, dass ich mir das nicht erklären kann. Nur eines weiß ich: Ich habe Eurem Wort vertraut, als Ihr die Wachen dazu angehalten hattet, mich wohl verpflegen zu lassen. Doch Euer Wort ist offensichtlich nicht viel wert.« Albert war wütend und sein Tadel unüberlegt. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn ihn der Ritter wegen dieser Kränkung gleich wieder ins Verlies hätte werfen lassen, doch nichts dergleichen geschah.
    Eccard Ribes Blick war schwer zu deuten, doch Albert meinte zu sehen, dass er abwog, wie er mit dem dreisten Kaufmann verfahren sollte. Schließlich sagte er mit strenger Stimme: »Ich gehe davon aus, dass das Fieber aus Euch spricht. Wenn Ihr wieder genesen seid, komme ich noch einmal. Bis dahin bleibt Ihr hier. Solltet Ihr versuchen zu fliehen, lasse ich Euch töten. Und diesmal zählt mein Wort bestimmt. Lasst es also lieber nicht darauf ankommen.«
    »Wo willst du hin?«, fragte Ragnhild die stumme Magd, als diese sich ihren Schleier umlegte.
    Johanna zeigte mit dem Finger nach oben und faltete die Hände.
    »Natürlich. Du möchtest die Beichte ablegen. Nur zu. Aber wenn du fertig bist, kommst du bitte rasch wieder in die Küche. Agnes hat heute ihren freien Tag, und wie du weißt, gibt es viel zu tun.«
    Johanna nickte und knickste. Dann verließ sie die Küche.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Ragnhild auf die Holzbank zu Marga, Ava, Runa und deren Kindern fallen. »Großer Gott, was eine stumme Magd nur immer zu beichten hat, frage ich mich?«
    Ava schaute entrüstet in Richtung ihrer Schwiegermutter, wandte sich aber gleich wieder ihrer Stickerei zu, die sie in der Küche verrichten mussten, seitdem der Priester den Handarbeitsraum für sich in Anspruch genommen hatte.
    Doch Ragnhild war noch nicht fertig. »Pah, was wundere ich mich überhaupt«, sagte sie mehr zu sich als zu irgendwem Bestimmten. »Ich selbst habe noch nie so viel gebeichtet und gebetet wie heute! Eines steht zweifellos fest: Vater Everard nimmt seine Pflicht über alle Maßen ernst. Vielleicht sogar so ernst, dass bald auch noch die Kinder täglich zur Beichte müssen!« Ihr Tonfall war eine Mischung aus Hohn und Verzweiflung. Das Eingesperrtsein lastete merklich auf ihrem Gemüt.
    Nun war es Ava zu viel. Erschrocken ließ sie ihre Stickerei sinken. »Wie kannst du so vor den Kindern reden, Ragnhild? Und überhaupt – das ist Ketzerei!«
    Runa, die bisher bloß still dagesessen hatte, wollte das Gespräch weder mit Glaubensfragen befeuern, noch wollte sie sich überhaupt daran beteiligen. Sie hatte genug von diesen Streitereien – auch wenn sie die Meinung ihrer Mutter teilte. Alle waren angespannt. Sie hockten zu eng aufeinander. »Hat jemand Margareta gesehen?«
    »Nein, aber schau doch mal im Handarbeitsraum nach«, stichelte Ragnhild weiter.
    »Mutter«, tadelte Runa kopfschüttelnd und zog eine Augenbraue hoch, um ihr zu bedeuten, was sie von dem kindischen Verhalten hielt.
    Freyja war die Einzige, die eine Antwort wusste. »Sie ist oben in der Stube und betet. Vater Everard hat ihr verboten, mit uns zu sprechen. Sie muss schwer gesündigt haben.«
    Nach diesen Worten war es mit Ragnhilds Beherrschung vorbei. Sie sprang von der hölzernen Bank auf, schaute die Frauen in der Küche mit herausfordernd großen Augen an und breitete die Arme aus. »Was habe ich gesagt? Was habe ich gesagt?«
    »Mutter, setz dich wieder. Was ist denn nur in dich gefahren?« Eigentlich war diese Frage überflüssig, Runa wusste die Antwort auch so. Außerdem musste sie sich eingestehen, dass sie selbst nicht ganz unschuldig an Ragnhilds Gereiztheit war. Noch immer plagte sie deswegen das schlechte Gewissen.
    Das Gespräch zwischen ihr und ihrer Mutter in deren Schlafkammer vor über zwei Wochen war lang und qualvoll gewesen. Bis tief in die Nacht hinein hatten sie zusammengesessen und geredet. Danach war es ihr deutlich besser gegangen. Heute musste sie sich allerdings eingestehen, dass sie sich wohl auf Kosten ihrer Mutter erleichtert hatte. Ragnhild war seither verändert. Die Sünde ihrer Tochter, gepaart mit der ständigen Überwachung des Geistlichen in ihrem eigenen Haus setzte ihr zu. »Mutter, bitte, was bringt es schon, in der Küche auf und ab zu gehen? Setz dich zu mir …«, versuchte Runa sie zu überreden.
    Ragnhild nahm tatsächlich wieder Platz. Sie versuchte sich zu beruhigen. Es hatte ja doch keinen Sinn, sich

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