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Tochter des Windes - Roman

Tochter des Windes - Roman

Titel: Tochter des Windes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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angesichts der hier herrschenden extravaganten Lebensweise nicht unbedingt verwunderlich. Sie mischte sich jedoch kein einziges Mal in das Gespräch, sondern hielt eine kleine Katze in den Armen, schwarz und mit wunderschönen goldenen Augen. Die junge Frau kniete im Zwielicht, spielte leise mit ihrer Katze, doch Mataemon gelang es nicht, ihre Gegenwart zu vergessen. Ihre scharfen Augen waren ständig in Bewegung, und von dem, was gesagt wurde, entging ihr kein Wort. Erst später erfuhr der Baumeister mehr über die junge Frau. Zu den Söhnen empfand Nobunaga zwar Zuneigung, aber immer folgte dieser Zuneigung der Schatten, dass die Söhne, einmal erwachsen, ihm zu Feinden werden konnten. Dieses Mädchen, das seine Nichte war, stand seinem Herzen am nächsten. Sie war die Tochter seiner jüngeren Schwester Oichi. Diese war mit Azai Wakamasa verheiratet worden, der über die Provinz Omi herrschte. Die Ehe war eine politische Notwendigkeit, um eine langjährige, unbequeme Fehde zu beenden. Nobunaga hatte die Verbindung nur widerwillig gutgeheißen, war doch die schöne Oichi seine Lieblingsschwester. Was Oichi selbst betraf, nun, sie war von Wakamasas provozierender Männlichkeit recht eingenommen. Nobunaga hatte das nie ganz geschluckt. Im Laufe der Jahre brachte Oichi drei Töchter zur Welt. Die Erstgeborene hatte die ganze Schönheit der Mutter und den Ungestüm und die Charakterstärke des Vaters, der gleichermaßen ein Verräter und ein großer Held war. Aber es ist nicht seine Geschichte, die hier erzählt werden soll. Jedenfalls verlegte diese Tochter, als sie dreizehn wurde und somit erwachsen, ihren Wohnsitz zurück in die Heimat ihrer Mutter. Nobunaga, der sie als Kind kaum zu Gesicht bekommen hatte, sah in ihr das Ebenbild seiner verlorenen Schwester. Die Zuneigung war gegenseitig, eine Beziehung, in der wohl auch Erotik mitspielte. Jedenfalls
überhäufte Nobunaga sie mit Ehren, schenkte ihr ein Schloss und einen eigenen Hofstaat. Ja, er sprach sogar mit ihr über seine Staatsgeschäfte. Er gestattete sich, in ihrer Gegenwart einfach laut zu denken. Beschäftigte ihn eine Sache, erzählte er sie dem Schein nach ihr. Es war einfach seine Art, ein Problem darzulegen und eine Lösung zu finden. Nichts liebte sie mehr, als ihn in seinen Mußestunden auf die Jagd zu begleiten. Sie folgte ihm sogar auf dem Schlachtfeld. Sie hatte ihre eigene Leibgarde und war im Handhaben der Waffen gut unterwiesen, beherrschte perfekt das Schwingen der Naginata . Diese Lanze, mit einer messerscharfen Klinge versehen, wurde von den Kriegern verwendet, galt aber als die Waffe der Frau. Sie vermochte Seidenstoff zu zerschneiden wie auch eine Hand vom Körper zu trennen. Nobunaga, von Verrätern umgeben, misstraute sogar seinen eigenen Söhnen. Seine Nichte, eigenwillig und verschwiegen wie er selbst, war der einzige Mensch, auf den er sich völlig verlassen konnte. Und weil sie über Witz und Verstand verfügte, hatte sie Nobunaga schon Denkanstöße gegeben, die wertvoll für ihn waren.
    Ihr offizieller Name lautete Yodo-dono. Doch nach wie vor nannte sie der Daimyo zärtlich bei ihrem Kindernamen: Chacha.
    Mataemon wusste nicht, was ihm die Unterredung bringen würde: Er war auf vieles vorbereitet, doch nicht auf das, was ihn erwartete. Denn in dieser ersten Begegnung, bei der Mataemon vor dem Daimyo kniete und seine Befehle empfing, entstand bereits zwischen den beiden Männern jenes zarte, sichere Gefühl, das einer Freundschaft sehr nahe kommt. Und so sollte es bleiben, bis zum Schluss. Aber ich greife vor.«

26. Kapitel
    T ante Azais Kopf schien immer noch blendend zu funktionieren. Sie setzte mit erstaunlich kräftiger Stimme ihre Erzählung fort, von der keiner von uns wusste, worauf sie hinauslaufen würde.
    Â»Oda Nobunaga erklärte also dem Baumeister, dass er auf dem Berg Azuchi eine neue Residenz errichten wollte. Und es sollte ein Bauwerk werden, das einzigartig in der Welt war und alles übertraf, was die Menschen bisher gesehen hatten.
    â€ºIch will über den Wolken wohnen‹, verkündete Nobunaga, ›und bis zum Biwasee blicken. Mein Schloss soll rein wie ein Tempel glänzen, pures Gold soll meine Feinde blenden und meine Macht unvergesslich zeigen.‹
    Nobunaga sprach noch lange, und Mataemon hörte zu. Er wollte ruhig Blut bewahren, aber er fühlte, wie seine Erregung wuchs, sah er doch,

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