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Tochter des Windes - Roman

Tochter des Windes - Roman

Titel: Tochter des Windes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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auf.
    Â»Was hast du mit deiner Hose gemacht?«
    Â»In den Wäschesack gestopft.«
    Der Kellner kam und brachte das Mineralwasser. Als er gegangen war, fragte sie:
    Â»Und du? Warum bist du in Prag?«

    Â»Meine Frau hat mich sitzen lassen«, sagte ich.
    Sie hatte ihre Sonnenbrille aufgesetzt, trank Wasser in kleinen Schlucken, wobei sie die Hand unter das Glas hielt, damit nichts auf ihre Kleidung tropfte. Ich sah die anmutige Geste zum ersten Mal.
    Â»Und jetzt?«, fragte sie.
    Ich zog die Schultern hoch.
    Â»Sie hat die Scheidung eingereicht. Irgendwann haben wir einen Termin beim Richter.«
    Sie nahm einen Schluck Wasser.
    Â»Ich habe meinen Mann sitzen lassen«, sagte sie.
    Â»Und jetzt?«, fragte ich und fühlte mein Herz klopfen.
    Â»Ich habe die Scheidung eingereicht. Wir haben schon einen Termin beim Richter.«
    Â»Ist es in Japan leicht, sich scheiden zu lassen?«
    Sie zog leicht die Schultern hoch.
    Â»Ich würde sagen, es entspricht der Norm. Und wenn keine Kinder da sind, wo ist das Problem?«
    Â»Hast du Kinder?«, fragte ich.
    Â»Mein Mann hatte einen Sohn, aber der lebte bei seiner Mutter, und ich sah ihn nur selten.«
    Â»Hast du dich gut mit ihm verstanden?«
    Â»Er war anstrengend«, sagte sie. »Und du, hast du Kinder?«
    Â»Keine Kinder«, sagte ich. »Meine Frau war schon anstrengend genug. Zum Glück hatte ich eine Katze.«
    Â»Wo ist sie jetzt?«
    Â»Sie hat mich auch sitzen lassen. Tanja hat sie mit Salami verführt.«
    Â»Oh je«, sagte Mia. »Das ist eben so. Bei Katzen geht die Liebe durch den Magen.«
    Wir lachten ein wenig, bevor ich sagte: »Vielleicht bin ich nicht objektiv. Wir können den Partner nicht für alle Misserfolge
und Fehlentscheidungen verantwortlich machen. Auch die Katze nicht.«
    Sie nickte.
    Â»Ja, das ist wahr. Oft binden wir uns an Menschen, die schlecht zu uns passen. Dann ist es wirklich besser, einen sauberen Schlussstrich zu ziehen.«
    Â»Und uns auch von der Katze zu trennen, wenn es anders nicht geht«, seufzte ich. »Aber wir leiden unter der Trennung und stellen allerhand Unsinn an, um wieder im Leben zurechtzukommen.«
    Â»Ja«, erwiderte sie mit ernster Miene, »wir sollten uns vorsichtshalber einen Vorrat anlegen.«
    Ich sah sie fragend an. Sie zeigte ein komisches kleines Lächeln.
    Â»Einen Vorrat an Ersatzpartnern, meine ich. Und auch an Katzen.«
    Â»Deswegen bin ich ja in Prag«, sagte ich. »Doch nur, weil ich es versäumt habe.«
    Sie nickte wortlos.
    Â»Hast du auch keinen Vorrat angelegt?«, fragte ich.
    Sie zog die Schultern hoch.
    Â»An Katzen? Leider nicht. Immer nur an Menschen, die schlecht zu mir passen.«
    Â»Es gäbe also welche, die besser zu dir passen würden?«
    Â»Wer weiß?«, sagte sie. Sie griff nach ihrem Mineralwasser, und als ihre Finger leicht an das Glas schlugen, kippte es um.
    Â»Oh«, sagte sie, »oh, oh!«
    Ich sprang auf, rollte die nasse Serviette auf die Seite. Der Kellner kam, wischte die Nässe mit gekonntem Griff auf und brachte im Nu neue Tellerunterlagen, bevor er, wie ein Taschenspieler im Zirkus, mit flinken Gesten Sandwich und Salat auf den Tisch stellte. »Enjoy your meal!«, sagte er fröhlich auf Englisch.

    Â»Oh, oh! Mir tut es so leid!« Mia knetete zerknirscht die anmutigen Hände. »Jetzt weißt du, warum kein Mann es mit mir aushält.«
    Â»Hast du keine anderen Fehler?«, fragte ich.
    Â»Ich weiß nicht…«, sagte sie. »Aber bei uns in Japan ist das wirklich ein schlimmer Fehler.«
    Â»Es gibt schlimmere.«
    Â»Aber wenn es ständig passiert …«
    Â»Dann hat man zumindest etwas zu lachen.«
    Â»In meiner Familie ist das eher ungewöhnlich«, seufzte sie.
    Â»Warum? Sind die alle so geschickt?«
    Sie griff behutsam nach ihrer Gabel.
    Â»Früher, da mussten sie es wohl sein. Ob sie geschickt waren oder nicht, entschied darüber, ob sie am Leben blieben.«
    Â»Hätte man sie sonst geköpft?«
    Sie blinzelte schelmisch.
    Â»Ja, das mochte vorkommen. Aber in meiner Familie nur bei ganz wenigen.«
    Â»Offenbar waren alle sehr geschickt.«
    Sie kostete behutsam den Salat.
    Â»Mich hätten sie auf der Stelle umgebracht.«
    Â»Reizende Sitten!«, seufzte ich.
    Sie lachte ebenso kindlich wie am Abend zuvor, als wir uns in der Weinstube unterhalten hatten.
    Â»Oh, das lag an der

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