Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
Vom Netzwerk:
gewesen, ihn wenigstens nach seiner Visitenkarte zu fragen. Irgendwann
müsste sie schließlich wieder zurück.
    Die Yachten waren respekteinflößend, prächtig und glänzend. Bestimmt
der ganze Stolz ihrer Besitzer. Viele trugen Frauennamen. Friederike fand das
leise Geräusch der Wellen, die an die Bootsrümpfe schlugen, beruhigend. Sanft
schaukelnd bewegten sich die Schönheiten auf ihren Anlegeplätzen.
    Sie holte noch einmal tief Luft. Ewig an einem Fleck stehen und
starren, das ging nicht, auch wenn hinter ihrer Sonnenbrille niemand das
Starren bemerken würde.
    Friederike steuerte eines der Gebäude an und drückte die Tür auf.
Der Zugang zum Allerheiligsten. Sie stand in einer geräumigen, nach Holz und
Lack riechenden Halle. Auf einem großen Gestell saß etwas, das einmal ein Boot
werden sollte. Dutzende Zwingen hielten die Bretter an ihrem Platz. Im
Rohzustand sah es völlig nackt aus.
    Und schon im nächsten Moment wurden ihre Gedanken in Worte gefasst.
»Es trägt noch kein Kleid, aber bald sieht es so schön aus wie Sie.«
    Friederike fuhr herum und gab sich Mühe, sich die Verunsicherung
nicht anmerken zu lassen. Denn sie war verunsichert. Kein Doppelkinn, kein
Schmerbauch, wie sie es sich und Lukas Lanz im Stillen gewünscht hatte. Groß,
schlank, dunkles Haar, grau nur an den Schläfen und um die Augen leichte
Krähenfüße. Er war immer noch ein Mann, den die Frauen attraktiv fanden, den
Friederike attraktiv fand. Nicht wie Moritz damals, sondern auf härtere Art.
    »Da hat es mir gegenüber aber einen wesentlichen Vorteil«, sagte
sie. Es, das Boot. Und Friederike wurde sich bewusst, dass sie ihre Stimme,
Mimik und Gestik gerade benutzte, um mit ihm zu flirten. »Man kann es immer
anschauen, es verändert sich nicht, es behält seine Figur.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen. Die von Moritz waren blau gewesen,
die von Lukas waren smaragdfarben und dunkel wie der Chiemsee, bevor ein Sturm
aufzieht.
    Lukas lachte. »Sie kommen aus München?«, fragte er. »Und Ihr Mann
hat ein Boot am Chiemsee?«
    Einen Münchner Dialekt erkannte man offenbar, obwohl Friederike
nicht sagen konnte, was den Tonfall dieser Stadt so unverwechselbar machte.
»Ich komme aus München, aber das Boot am Chiemsee ist meines.« Im Stillen fügte
sie hinzu: Es wird jedenfalls meines sein.
    Lukas nickte. »Aha. Und jetzt?« Er trat einen Schritt auf sie zu.
    O Friederike, das hast du ganz falsch angefangen. Ja, sie hatte ihn
angemacht. Und jetzt? – Die Frage war wirklich gut. Nur wusste sie keine
Antwort darauf. Und sie würde ihm gleich die absolut falsche geben – oder die
einzig richtige. Sie wollte es einfach wissen.
    »Es ist lange her, da war ich auf Frauenchiemsee im Internat.«
    Seine Augen verengten sich, ein wachsamer Ausdruck erschien
plötzlich auf seinem Gesicht.
    »Was wollen Sie mir damit zu verstehen geben? Wir kennen uns oder …
wir hatten mal was miteinander oder … vielleicht auch keins davon, und Sie
wollen einfach nur ein bisschen neugierig sein, wegen meines Bruders.«
    Friederikes Puls ging schneller, ihr wurde heiß in ihrem leichten
Sommerkleid und die Schuhe drückten unangenehm.
    »Wir kennen uns nicht wirklich, wir hatten auch nichts miteinander,
wir haben nur gevögelt – einmal. Und Sie haben recht: Ich bin auch wegen Ihres
Bruders hier.« Das sagte sie mit einem leichten Lächeln und einem
Augenaufschlag. Maximilian hätte es womöglich cool genannt. Aber egal.
    »Es wird sicher ein schönes Boot«, fügte sie noch hinzu.
    Lukas Lanz hielt einen Augenblick lang die Unterlippe zwischen den
Zähnen fest. Dann nahm er Friederikes Hand und zog sie mit sich. Sie stolperte
hinter ihm her aus der Halle, ganz und gar nicht mehr cool. Beinahe hätte sie
ihn gefragt, wohin sie gingen. Umbringen würde er sie wohl nicht.
    Gleich darauf fand sie sich auf der Eckbank sitzend in einer Küche
wieder. Gepflegt, fiel Friederike auf. Wahrscheinlich kein Männerhaushalt,
obwohl Lukas keinen Ehering trug.
    »Kaffee?«, fragte er. »Tut mir leid, ich habe mit einigen der
Mädchen auf der Insel gevögelt, wie du so schön sagst. Aber an dich kann ich
mich grade nicht erinnern.« Er musterte sie. »Wenn es dir was bedeutet, dann erzähl
es mir.«
    Du statt Sie. Das hatte sie nicht geahnt, dass er nicht mehr wusste,
wer sie war. Doch. – Scheiße!
    Es hätte ihr etwas bedeuten können. Friederike dachte eiskalt an
Revanche. Er gehörte in zwei Mordfällen zu den Verdächtigen. Ja, aber das
hattest du beim Blick in

Weitere Kostenlose Bücher