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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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Stelle ausgesucht, weil sie abgelegen ist, die Tiefe war ihr
egal. Sie nimmt also das schwere Ding in die Arme, setzt sich mit dem Rücken
ins Heck des Bootes und lässt sich mit ihrer Last nach hinten fallen. – Das
Seil verhakt sich und reißt den Motor halb weg. Aber der Ruck genügt, um ihr
Genick zu brechen, sie sinkt am Seil nach unten, und das Gewicht ist schwer
genug, um sie am Grund festzuhalten.«
    Stefans Schilderung hatte für Althea einen großen Haken. »Aber was
für einen Grund hätte Gerlinde Dissler, sich umzubringen? Und was hätte sie
gerade jetzt für einen Grund? Es ist ihr Boot, stimmt – aber leider kann man im
Wasser nicht feststellen, ob zur gleichen Zeit noch ein anderes da war. Nicht
so wie mit Reifenspuren an einem Tatort.«
    »Woran denkst du? Kanntest du die Malerin eigentlich? Auf der Insel
leben ja alle eng beieinander.« Stefan formulierte es, als wären sie alle eine
große Familie.
    »Irgendwie schon und doch wieder nicht«, sagte Althea, und ihre
Antwort bezog sich auf beide Fragen. »Gerlinde Dissler hat im Sekretariat der
Klosterschule gearbeitet – zu meiner Zeit, also auch zu Theresas Zeit. Niemand
mochte sie sonderlich. Nenn es einfach mein komisches Gefühl.«
    »Künstler hatten aber auch schon zu allen Zeiten sensationelle Ideen
– Selbstverstümmelungen, inszenierte Selbsttötungen –, alles wäre möglich.«
Stefan zuckte mit den Schultern, es gab nirgendwo einen klaren Punkt, an dem
man ansetzen konnte.
    »Also los, Herr Kriminalkommissar. Schauen wir mal, wo ich in
Zukunft missioniere.«
    Althea und Stefan gingen nebeneinander den Gang entlang bis zum
improvisierten Büro.
    Sie wurden bereits erwartet.
    Der Chiemgau-Anzeiger, oder genauer gesagt Arthur Barhaupt, dessen
Kopf so war wie sein Name, musste noch in derselben Nacht mit seinen Bildern in
die Redaktion gebraust sein.
    Das Ergebnis lag nun für alle sichtbar auf dem Tisch in der
Rumpelkammer, und Schwester Jadwiga gab mit undurchdringlicher Miene die Inquisitorin.
    Althea trug wieder ihr Ordensgewand und Stefan Sanders mehr als nur
Shorts. Es war später Vormittag, und die klösterliche Ruhe hatte sich längst
aufgelöst.
    Die langen Finger der Priorin trommelten auf den Tisch, bis sie sich
erhoben, über dem Foto in der Zeitung kreisten und dann – raubvogelgleich,
punktgenau – hinabstürzten.
    »Schwarze Spitzen«, sagte sie und fixierte Althea. »Herr Kommissar,
Ihre Reaktion in allen Ehren, aber die Galanterie kam ein bisschen zu spät.
Schwarze Spitzen!«, wiederholte die Priorin schnaufend. »Und ich habe deswegen
schon heute Morgen einen Anruf von einem Modejournal bekommen – einem sehr
bekannten Modejournal.«
    Jetzt war es Althea, die schnaufte, während Stefan lachen musste.
»Alle Achtung, Tante Marian … äh, Schwester Althea.«
    »Die schöne Nonne«, zitierte Jadwiga aus Arthur Barhaupts
Schreiberei.
    Doch Althea wusste, was noch folgen würde, wenn dieser Arthur
Barhaupt erst einmal mit seinen Recherchen begonnen hatte. »Er könnte es
herausfinden, und ich könnte jammern, da wäre ich besser gleich im See
geblieben zusammen mit der Malerin. Aber ich tue mir nicht leid. Was ich
zutiefst bedaure, ist, dir Ärger und frühmorgendliche Anrufe und meinem Kloster
eine unnötig fragwürdige Berichterstattung beschert zu haben.«
    »Schwester Althea, du warst zu lange unter Wasser. Normalerweise
höre ich keinen solchen Unsinn von dir.« Die Priorin schüttelte den Kopf.
    Althea fragte sich, was Jadwiga davon abhielt, sie richtig in die
Mangel zu nehmen – die angekündigte Inquisition. Ihre offene Reue war es nicht.
Womöglich aber der plötzliche Tod von Gerlinde Dissler? Sie mussten sich
gekannt haben.
    »Es hat alles zwei Seiten. Die zweite, unerfreuliche, der werden wir
die Stirn bieten«, hörte Althea die Priorin gerade sagen. »Wir hatten übrigens
auch einige Anrufe von Fischern, die wegen unseres Sommernachtsfestes anfragen;
offenbar hat es sich herumgesprochen, dass die schöne Nonne nach Fischen und
Fischern fragt. Und unsere lieben Schwestern im Geiste haben plötzlich
umgeschwenkt und halten das Chiemsee-Sushi jetzt auch für eine prima Idee.«
    Nicht wirklich, davon war Althea überzeugt, nur hatten sie jetzt
weniger Gründe, dagegen zu sein.
    Freudig erklärte sie: »Nicht zu vergessen die Chiemsee-Gondeln. –
Eine Zusage habe ich bereits. Der Preis: ein Gebet.« Ganz so hatte es Benedikt
Lanz zwar nicht gesagt, aber Althea hatte es so verstanden.
    »Wucherpreise, aber

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