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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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am
Heck des Bootes, das sich im Außenborder verfangen hatte, führte die Retter,
die diesmal zu spät kamen, in die Tiefe. Die Tote hatte das andere Ende des
Seils um den Hals geschlungen.
    Am Seeboden
festgehalten wurde die Leiche von einem alten Waagengewicht, einem sechseckigen
Eisenblock mit einem geschmiedeten Ring an der Oberseite, in dem sich ein
Karabinerhaken befand. Mit Seil und Haken – bislang galt das nur für
Bergsteiger.
    Gewicht und
Leiche lagen in der Durchfahrt zwischen Herren- und Krautinsel. Wegen der
Untiefen nehmen nur Boote mit Hubkiel oder Schwert diesen Wasserweg, kein
Schiff fährt durch die enge Passage, was auch die späte Entdeckung des leeren
Bootes erklärt.
    Die Malerin,
die ihre erklärte Passion offenbar schon vor Jahren aufgegeben hatte – hatte
sie jetzt auch sich selbst aufgegeben? Angeblich litt Gerlinde Dissler an
Retinitis Pigmentosa, einer unheilbaren Augenkrankheit, die irgendwann zur
völligen Erblindung führt. Erst sieht man Nebel, dann wird alles farblos und
immer enger, und irgendwann ist da nur noch Schwärze.
    Aber womöglich
steckt auch etwas ganz anderes dahinter?
    Wenn wir erst
Gerlindes Geheimnis kennen, wissen wir, was ihren Tod verursacht hat.
     
    Verpassen Sie nicht, wie es weitergeht … Ihr Arthur Barhaupt
     
    Wie es weitergehen würde, konnte sich
Friederike lebhaft vorstellen. Dieser Arthur Barhaupt war bissig, er würde
sicher noch ganz andere Dinge aufdecken.
    Aber zuerst wollte Friederike selbst für ein paar Entdeckungen
sorgen. Inzwischen war es Nachmittag, und die Schriftstücke und Bilder, um die
sie gebeten hatte, müssten inzwischen in ihrem elektronischen Postfach
eingegangen sein.
    Gerlinde Dissler hatte sehr wohl ein Geheimnis, aber davon wusste
bislang niemand etwas. Und vermutlich würde man aus dem Stegreif keine
Verbindung zum Internat herstellen. Oder es würden nur diejenigen tun, die von
ihr erpresst worden waren.
    Das Miststück.
    Friederike hatte gezahlt. Hätte sie es nicht getan, wären die Fotos
im Schaukasten der Insel ausgestellt worden. Damit hatte Gerlinde gedroht. Mit
der Ausstellung der von ihr geknipsten Bilder.
    Natürlich, von den Kindern reicher Eltern war immer etwas zu holen,
schon weil niemand wollte, dass bestimmte Dinge öffentlich wurden. Die Eltern
erfuhren erst gar nichts davon, weil Gerlinde ihre Preise bezahlbar hielt.
    »Da wolltest du wohl diesmal den Falschen erleichtern«, flüsterte
Friederike.

25
    Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
    Standort: Liebt sonnige, tiefgründige, nährstoffreiche Standorte und gute
Wasserversorgung.
    Wirkungsweise: Mit Muskatellersalbei hergestelltes Massage- und Körperpflegeöl hat eine
entspannende, traumfördernde und sogar leicht erotisierende Wirkung. Es eignet
sich gut für einen angenehmen Tagesausklang oder einen sinnlichen Abend zu
zweit.
    Wissenswertes: Muskatellersalbei steht auf dem Capitulare
de Villis , einer Liste, die im Jahr 812 im Auftrag von
Kaiser Karl dem Großen erstellt wurde und in der alle Nutzpflanzen aufgelistet
sind, die auf einem Landgut kultiviert werden sollten.
    Stefan Sanders wollte noch am selben Tag nach München und
ins Präsidium fahren, und am darauffolgenden Morgen dann ins Klinikum
Großhadern. Die Leichenschau würde in der »Enterprise« stattfinden, wie sein
Großvater den hochentwickelten Wahnsinnskomplex immer belustigt genannt hatte.
    Frauenlob-/Ecke Nußbaumstraße, das war immer die Adresse von
Rechtsmedizin und Pathologie gewesen. Alt und vertraut.
    Auch im Klinikum draußen war nicht mehr alles neu, weil es
irgendwann in den frühen sechziger Jahren erbaut worden war, aber
wahrscheinlich war einfach davon auszugehen, dass es eine Spur mehr Hightech
gab und die Kellerräume trocken waren.
    Stefan fand den Bau verwirrend. Man konnte sich gründlich verlaufen.
Und man verlief sich unter Garantie, wenn man nicht sehr aufpasste und brav den
Farben folgte. Jede Abteilung hatte eine andere, auch die Wände der Flure waren
in dieser Art gekennzeichnet, ein fortlaufendes Band auf halber Höhe.
    Doch Schwarz – die Farbe des Todes – gab es nicht.
    Marian hatte ihn gebeten, mit dem Losfahren noch ganz kurz zu
warten. Sie wolle ihm noch etwas mitgeben, das sie aber erst organisieren
müsse.
    Sie schien das Geheimnisvolle wirklich zu mögen. Aber Stefan war
froh, dass die Priorin die schwarze Spitzenunterwäsche vergleichsweise locker
aufgenommen hatte.
    Seine Tante auf einem anderen Kontinent zu wissen, irgendwo am Rande
der Wüste,

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