Tod am Chiemsee (German Edition)
Deutsch-Lesebuch: »Brudermord im
Altwasser«. Danach hatte er tagelang von Sümpfen und aufgedunsenen Körpern
geträumt.
»Das bedeutet nicht, dass derjenige, der Theresa Biedermann die
Kette abriss, sie auch getötet hat …«, bemerkte der Professor.
»… aber unschuldig lässt es ihn auch nicht gerade aussehen«,
beendete Stefan den Satz.
»Wohl nicht. Übrigens … meine besten Grüße an Tobias Tümmler, er
darf Theresas Kette behalten. Die Familie möchte nicht auf diese Weise an ihr
totes Kind erinnert werden.«
Stefan nickte. »Wie Sie es sich gedacht haben«, sagte er und war
sehr froh, sein Versprechen halten und das geliehene Beweisstück zurückgeben zu
können.
37
Breitblättriger
Rohrkolben (Typha
latifolia)
Standort: Wasserpflanze, in Röhrichten von Seen, Teichen, Gräben und Flüssen, liebt
nährstoffreichen Schlamm.
Wissenswertes: Der Kolben ist eigentlich ein Blütenstand. Über dem dunkelbraunen samtigen
Kolben, der die weiblichen Blüten beinhaltet, sitzt ein kleiner gelblicher
Kolben mit männlichen Blüten. Der breitblättrige Rohrkolben ist vom
schmalblättrigen Rohrkolben (T. angustifolia) dadurch zu unterscheiden, dass der männliche Blütenstand dem weiblichen direkt
aufsitzt, während er bei der schmalblättrigen Art erst ein bis sieben
Zentimeter über dem weiblichen ansetzt. Rohrkolben sind leider nur noch selten
zu finden und sollten deshalb nicht wild gesammelt werden.
Und während der Kriminalkommissar sich mit Vergangenem
befasste, ließ auch Friederike Villbrock die Vergangenheit wiederaufleben.
Sie sagte sich, dass sie es so wollte und dass sie genau wusste, was
sie tat. Und sie tat es lustvoll – sie hatte sich eigens für diese Nacht
Spitzenunterwäsche gekauft. In feurigem Rot, und dazu hatte sie einen
Lippenstift im gleichen Ton aufgetragen. Zu ihrer Verabredung zum
Sonnenuntergang würde sie das Rot noch intensivieren.
Es war Lukas’ Idee, sein Vorschlag, und auch wenn Friederike
überrascht gewesen war, seine Karte mit der Einladung in ihrem Briefkasten zu
finden, so würde sie es doch erst einmal für sich nutzen und später darüber
nachdenken.
Hoffentlich brauchte sie gar nicht darüber nachzudenken.
Maximilian hatte nur einen belustigt-anzüglichen Blick auf ihre
Strumpfhalter geworfen – warum tauchte der vermaledeite Bengel immer dann auf,
wenn er unerwünscht war? – und sich dann, die Hand vor den Mund haltend,
davongemacht. Entweder war ihm schlecht geworden oder …
»Mir doch egal«, sagte Friederike pampig und warf den Kopf zurück.
Sie stellte sich vor, wie ihre und Lukas Lanz’ Vereinigung aussehen
könnte. Wenigstens bestand jetzt nicht mehr das Risiko einer Schwangerschaft.
Friederike lachte in sich hinein. »Dir ist klar, dass du vielleicht mit einem
Mörder schläfst.« Das hatte sie laut gesagt, um es auf sich wirken zu lassen.
Es wirkte nicht.
Die Terrassentüren ihres Schlafzimmers standen weit offen. Eine
dichte Hecke und ein kleiner Garten umgaben das Haus, niemand konnte vom Fußweg
aus das Zimmer einsehen.
Sie zog die luftigen Vorhänge zu und legte sich auf ihr Bett.
Vielleicht sollte sie ihn diesmal stehen lassen.
»Kindisch, Friederike – und nachtragend.« Aber einen Moment lang war die
Vorstellung sehr reizvoll.
Sie ermahnte sich, nur nicht den Kopf zu verlieren. Aber was war
dabei, wenn sie einmal die Kontrolle verlor, das war doch der Sinn der Sache –
sie wollte Spaß haben und noch ein bisschen mehr.
Entspanntheit kroch in ihre Sinne, ihren Körper, sie begann
gleichmäßiger zu atmen. Gerade überlegte sie noch, was ihr so eigenartig
vorgekommen war, als sie den Briefkasten geöffnet und außer Lukas’ Karte nichts
herausgeholt hatte … und wenig später war sie auch schon eingeschlafen.
Irgendwann war ihr, als würde sie etwas berühren. Oder jemand. Sie
kuschelte sich noch einige selige Augenblicke lang in diesen Traum, und als sie
die Augen aufschlug, sah sie, dass die Dämmerung den Tag vertrieben hatte.
»Du hast unser Date vergessen«, flüsterte eine Stimme an ihrem Ohr,
bevor sich ein Mund besitzergreifend auf ihre Lippen legte und eine Hand
begann, ihre Korsage aufzuhaken.
Verdammt, musste Friederike denken, das war nicht ihr Plan gewesen.
Obwohl sie eigentlich keinen richtigen Plan gehabt hatte.
Ordne deine Gedanken, Friederike! Aber so einfach war das nicht. Sie
hatte seit einer halben Ewigkeit mit keinem Mann mehr geschlafen. Und wenn sie
sich auch einmal gewünscht hatte, Moritz würde sie
Weitere Kostenlose Bücher