Tod am Chiemsee (German Edition)
sein Besitzer gewesen war. Stefan hatte sich die
Mühe gemacht, sich einige der Reiserouten von Thomas Lanz, dem genialen
Vorfahren von Benedikt und Lukas Lanz, herauszusuchen. Es gab genügend Artikel
und Fotos, die von großartigen Präsentationen, neuen Standards und
Entwicklungen im Bereich Bootsbau sprachen. Und auf einem dieser Fotos sah man
Thomas Lanz mit seinem großen Überseekoffer in ein Kleinflugzeug steigen.
Dass einen außer der Vergangenheit auch noch die damalige
Berichterstattung einholen würde, damit war sicher nicht zu rechnen gewesen.
Und dann noch dein Blut, dachte sich Stefan. »Was hatten Sie vor Augen?«,
fragte er jetzt die alte Kath.
»Ach, lass doch das Sie – da redet sich’s so viel umständlicher. Sag
du zu mir. Ich hab ein Kreuz gesehen, aber meine Bilder sind oftmals wie
Rätsel. Diesmal steht es für Tod. Da muss es jemanden geben, der sich erinnert.
Diesen einen braucht er noch. Und er kennt kein Mitleid. – So, Herr Kommissar,
los geht’s, aussteigen …«
Das Schiff hatte angelegt.
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Lotus (Nelumbo nucifera)
Standort: Vollsonnig, warm, stehende Gewässer mit nährstoffreichem Schlamm, die Pflanze
ist in Asien beheimatet.
Wissenswertes: In ihren Heimatländern hat die Lotuspflanze eine spirituelle Bedeutung. Sie
steht für Transformation und Erleuchtung, denn ihre Wurzeln stecken im
schwarzen Schlamm unter Wasser, und die Pflanze verwandelt den dunklen Morast,
indem sie daraus über der Wasseroberfläche zarte, lichte und wunderschöne
Blüten hervorbringt.
Sie sollte eigentlich zufrieden sein und außerdem dankbar.
Das Sommernachtsfest und Schwester Altheas wunderbare Ideen – sie hatte alles
umgesetzt, was sie sich vorgestellt hatte. Natürlich mit tatkräftiger
Unterstützung, aber die Konzeption stammte von ihr.
Jadwiga hielt Altheas Kreuz in den Händen. Irgendetwas musste
vorgefallen sein, sonst hätte sie es nicht abgenommen. Hatte das mit Gerlinde
Dissler zu tun oder mit dem Mord an dem Sohn des Kaufhausgiganten in den
neunziger Jahren?
Erinnerungen konnten manches Mal vernichtend sein.
Entschlossen schob sie die Unterseite des Kreuzes auf. Darin lag ein
zusammengefalteter Zettel.
»Keine Neugier, aber Sorge«, entschuldigte sich Jadwiga, nur um zu
entdecken, dass es nicht Althea gewesen war, die da etwas aufgeschrieben hatte.
Es überlief Jadwiga eiskalt, als sie die mühsam gekritzelten Worte
las.
Theresa – Hände an ihrem Hals – kein lügender
Fischer – Tobi weiß es wieder
Sie musste Althea dringend finden.
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Rainfarn (Tanacetum vulgare) – giftig
Standort: Sonnig, warm, feuchte Lehmböden, gern an Ufern und feuchten Wegrändern.
Wissenswertes: Das Pflanzenöl enthält, je nach Art und Wachstumsbedingungen, den Bestandteil
Thujon in unterschiedlicher toxischer Konzentration. Rainfarn wurde früher
gegen Magenkrämpfe und Migräne verwendet. Schon bei normaler Dosierung sind
allerdings starke Nebenwirkungen möglich. Deshalb wird die arzneiliche
Verwendung der Pflanze nur noch in der Homöopathie empfohlen, zum Beispiel bei
nervösen Erschöpfungszuständen.
Althea hatte Lukas Lanz überhaupt nicht zu Gesicht
bekommen. Sie hatte nur Benedikt gesehen, der sich Friederikes erbarmt und ihr
ein Glas Bowle gebracht hatte. Und die hatte beim ersten Schluck das Gesicht
verzogen.
Das ist ja klar, hatte Althea sich gedacht. Mit absoluter Sicherheit
war Friederike jetzt der Überzeugung, dass Marian Reinhart, die Giftmischerin,
sich mit irgendeiner ganz besonderen Ingredienz revanchieren wollte.
Aber wie hätte sie das bitte anstellen sollen? Althea hatte Benedikt
Lanz lediglich zwei Gläser mit Bowle gefüllt. Nachdem sie Friederikes Gesicht
gesehen hatte, hatte sie ihre Zusammenstellung noch einmal probiert und
gefunden, dass ihre Bowle wirklich gut schmeckte. Ohne sich selbst über Gebühr
loben zu wollen – die Prosecco-Bowle war genauso gut wie die alkoholfreie.
Danach hatte sie nicht mehr auf Friederike geachtet. Vielleicht war
die Richterin inzwischen nach Hause gegangen oder sie machte eine Gondelfahrt
mit Benedikt Lanz?
Maximilian hatte Althea noch einige Zeit Gesellschaft geleistet und
sich dann verabschiedet. Um ihn brauchte man sich nicht zu sorgen, er konnte
sich wehren. Das war manches Mal auch nötig. Oma zu sein war bestimmt nicht
immer leicht, aber bei einem Jungen wie Maximilian stellte es keine allzu große
Herausforderung dar. Althea verstand nicht so recht, warum Friederike ihrem
Enkel gegenüber oft so ungerecht
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