Tod am Chiemsee (German Edition)

Priorin hatte die kleine Versammlung am
Bett der nackten ehemaligen Richterin gesichtet, die unartikulierte Laute von
sich gab. »Das sieht aber merkwürdig aus!«, war ihr einziger Kommentar, und
Althea musste lächeln.
    Dann fuhr die Priorin fort: »Hör zu, es geht um Tobi. Ich weiß
nicht, was es bedeutet, Schwester Althea, aber dein Bußkreuz hing an einem Ast
der Klostereiche …«
    »Das hing dort, weil Tobi und ich eine Vereinbarung haben. Ich bin
da, wenn er mich braucht.« Althea las Tobis Nachricht und ballte die Hände zu
Fäusten. »Wann hast du es abgenommen?«, fragte sie.
    »Gestern«, sagte Jadwiga.
    »Gestern«, wiederholte Althea flüsternd. »An dem Tag in der Werft
hat Tobi Bene erkannt, glaube ich, und er hat sich erinnert. Und da muss
Benedikt Lanz ein Licht aufgegangen sein.«
    »Das Kreuz und sein Geheimnis … ich habe beides gesehen«, sagte Kath
jetzt. »Ihr müsst euch beeilen.«

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    Gottesgnadenkraut (Gratiola officinalis L.) – giftig
    Standort: Feuchte Standorte, verlandete Gewässer.
    Wirkungsweise: Schon die therapeutische Dosis kann schwere Nebenwirkungen verursachen.
    Stefan hatte die Wasserschutzpolizei informiert und um
Unterstützung gebeten. Wenn Benedikt Lanz mit seinem Boot auf dem See war,
würden ihn die Kollegen finden. Was konnte er vorhaben? Und wenn er den Zeugen
der Tat längst ertränkt hatte?
    Nein, dafür war nicht genug Zeit, denn Marian hatte gesagt, Tobi
habe Benedikt erkannt, also würde er nicht einfach mit ihm gehen. Nicht mit ihm
… nein.
    Stefan rieb sich den Nacken. Aber da gab es eine andere Möglichkeit,
und ein planvoller Mörder dachte auch daran. Benedikt musste Tobi zuerst aus
dem Haus locken, aber danach … Verdammter Mist, das war alles viel zu knapp.
    »Hast du ein Handy?«, fragte Stefan Maximilian. Der nickte. »Und du
weißt deine Nummer?« Erneutes Nicken. »Gut, ich bin die Polizei, das ist
hiermit beschlagnahmt.«
    Stefan nahm das Handy entgegen und gab Maximilian seines. »Du kennst
deine Nummer und ich meine«, erklärte er. »Wir schalten auf Vibrationsalarm
und, Maximilian … Benedikt Lanz ist unterwegs, um Tobias Tümmler zu töten.
Versuch ja nichts. Helden sind manchmal bei nackten Frauen gefragt, aber jetzt
gerade nicht. Wenn du die beiden siehst, dann gib mir einfach durch, wo du
bist, und verhalte dich ruhig.«
    Ihm war klar, dass das gegen alle Regeln verstieß, aber zwei, die in
zwei unterschiedlichen Richtungen suchten, hatten in jedem Fall mehr Chancen.
Und die Insel war zwar nicht so groß, aber groß genug, um etwas zu übersehen.
Marian und Kath mit Schwester Jadwiga als Verstärkung würden sich um die
ehemalige Richterin kümmern.
    Schwester Althea war sichtlich hin- und hergerissen. Am liebsten
hätte sie sich ihnen angeschlossen.
    »Du bringst das hier zu Ende«, sagte Stefan. »Versuch die Dame
irgendwie durchzubringen, ich will ihr Gesicht sehen, wenn …«
    »Ich tue mein Allerbestes, sonst warten womöglich weitere Jahre im
Gefängnis auf mich.« Es sollte scherzhaft klingen. Für Antworten war jetzt
keine Zeit, obwohl er nichts lieber getan hätte, als Marian von der
Tonbandaufnahme zu erzählen.
    Marian gab Stefan den Kreuzanhänger, Tobi würde das Kreuz erkennen.
Sie vertraute darauf, dass sie ihn fanden und dass es noch nicht zu spät sein
würde. Die alte Kath sagte nichts dazu, doch er würde ihre Worte nicht
vergessen: Diesen einen braucht er noch. Und er kennt kein Mitleid …
    Stefan vereinbarte mit Maximilian, welchen Weg sie nehmen würden.
»Hoffen wir, dass wir noch rechtzeitig kommen«, sagte er und streckte eine Hand
aus, Maximilian schlug ein. Dann trennten sie sich, und jeder rannte los.

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    Eisenkraut (Verbena officinalis)
    Standort: Eisenkraut ist in Europa (außer Nordeuropa), in Südwestasien und in Nordafrika
heimisch. Es wächst in sonnigen, geschützten Lagen auf leicht sauren, sandigen
Lehm- und Tonböden.
    Wissenswertes: Eisenkraut gilt als Kraut der Druiden. Angeblich war es die einzige Pflanze,
die ihre Heil- und Zauberkräfte nicht verlor, wenn sie mit eisernen Geräten
geschnitten oder ausgegraben wurde. Die Pflanze stand in enger Verbindung zu
den Mysterien der Verhüttung von Erzen und der Schmiedekunst, die im antiken Europa
als eine schamanische Tätigkeit galt. In der Schmiede wurde Eisenkraut zum
Beispiel dem Löschwasser zugegeben, um das Eisen härter zu machen. Auch die
Fähigkeit, eiserne Schlösser und Türen öffnen und Fesseln sprengen zu können,
wurde dem