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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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die Tür des Schulleiters und traten
ein, als von innen ein unwirsches »Herein« erklang.
    Van Oy sah auf. »Hallo. Ich habe die Unterlagen
ausgedruckt.« Er zeigte auf ein paar Papierblätter, die auf der Ecke seines
Schreibtisches lagen.
    »Danke. Obwohl Sie bei unserem Telefonat vorhin
beteuerten, dass Nicolaus von der Hardt ein unauffälliger Schüler sei,
interessiert uns dennoch, ob es Differenzen zwischen ihm und Ina Wiechers gab.
Schließlich steht für den jungen Mann viel auf dem Spiel. Wenn er das
Klassenziel erneut verfehlt, bedeutet es das Karriereende, bevor diese
überhaupt begonnen hat.«
    Van Oy fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch die
Haare. »Die Kollegin hat das möglicherweise aus einem zu engen Blickwinkel
gesehen. Sie war sehr engagiert, aber Leistungsdruck allein macht noch nicht
die gesamte Erziehung aus. Dazu gehört die Bewertung des gesamten Umfeldes.«
    »Und das ist bei Nico in Ordnung?«
    »Absolut. Eine sozial gefestigte Umgebung. Solide
Familie. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Die beiden Beamten verneinten.
    »Vielleicht kennen Sie die Geschäfte mit der
Überschrift ›v-d-h‹ für ›von der Hardt‹? Die Mutter ist eine erfolgreiche
Unternehmerin und betreibt eine Reihe von Edelboutiquen in Hamburg, Westerland,
Düsseldorf, Münster und an anderen exklusiven Standorten.«
    »Ich kaufe mir selten Damenoberbekleidung«, brummte
Große Jäger. »Und Damenschlüpfer noch seltener.«
    »Auch der Herr findet dort ein erlesenes Sortiment«,
antwortete der Schulleiter.
    Der Oberkommissar fuhr sich mit beiden Händen über den
Schmerbauch. »Seide spannt immer so. Deshalb kaufe ich woanders.«
    Christoph hatte einen Blick auf die Liste geworfen.
»Wie kommt es, dass Sie Schüler aus St. Peter haben? Für die ist es doch
verkehrsmäßig ungünstig, nach Friedrichstadt zu kommen. Da gibt es keine
direkte Verbindung, sondern immer den Umweg über Husum. Da wären das Nordseegymnasium
in St. Peter-Ording oder die Schulen in der Kreisstadt doch näher gelegen?
Selbst Husum ist mit dem direkten Bahnanschluss besser erreichbar. Haben Sie
ein besonders reizvolles schulisches Angebot?«
    Van Oy musterte Christoph einen Moment. »Wie meinen
Sie das?«, fragte er, und der Stimme war anzumerken, dass er unsicher war.
    »So, wie ich es gesagt habe.«
    »Es war der Wunsch der Eltern, ihre Kinder zu uns zu
schicken.«
    »Kann man bei Ihnen das Abitur bestehen, wenn es auf
anderen Schulen aussichtslos ist?«, mischte sich Große Jäger ein.
    Der Schulleiter warf dem Oberkommissar einen bösen
Blick zu. »Quatsch. Sie glauben doch nicht, dass wir hier etwas zu verschenken
haben. Das würde die Schulaufsicht nie zulassen. Außerdem wäre es der
Reputation der Schule abträglich. Vielleicht liegt es daran, dass unsere Schule
dank der Unterstützung einer engagierten Elternschaft trotz des chronischen
Geldmangels des Landes besser ausgestattet ist als viele andere.«
    »Welche Maßstäbe an die schulischen Leistungen legen
denn die anderen Mitglieder des Kollegiums an? War Ina Wiechers eine Ausnahme
mit den von ihr gestellten Anforderungen?«, fragte Christoph.
    Van Oy zögerte, bevor er antwortete. »Es mag sein,
dass die Kollegin Wiechers bei ihren Beurteilungen immer kritischer war als
andere Lehrer.«
    Christoph wies mit dem Finger auf die Klassenliste.
    »Hier ist noch ein zweiter Junge aus St. Peter. Jan
Harms. Wer ist das?«
    »Auch aus guter Familie. Sehr begütert.«
    »Sind die beiden Jungs miteinander befreundet?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ist Jan ein etwas rundlicher Rothaariger mit
zahlreichen Sommersprossen?«
    »Ja. Wieso fragen Sie?«
    »Weil wir die beiden zusammen gesehen haben, als wir
heute Morgen auf dem Flur gewartet haben.«
    »War was mit den beiden?«, wollte der Schulleiter
wissen.
    »Nee«, antwortete Große Jäger schnell. »Und wenn etwas
wäre, dann können wir das selber regeln. Unsere Pädagogik hat zwar eine
andere Ausrichtung als Ihre, aber manchmal ist sie auch wirkungsvoll.«
    »Herr van Oy – wie heißen Sie mit Vornamen?«
    Die Gesichtszüge des Schulleiters entspannten sich
erkennbar, als Christoph das Thema wechselte. Der Mann konnte nicht wissen,
dass diese Regung für die beiden Beamten ein interessanter Aspekt war, weil er
damit seine Unsicherheit verriet, die er bei der Beantwortung zum
vorhergehenden Fragenkomplex an den Tag gelegt hatte.
    »Maarten van Oy.«
    »Und Sie wohnen auch in Friedrichstadt?«
    »Sicher. In der Prinzenstraße. Mein Name

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