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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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ist
holländisch. Meine Vorfahren gehörten mit zu den Gründern dieser Stadt. Sie kamen
1621 aus den Niederlanden, weil man sie dort wegen ihres Glaubens verfolgt
hat.«
    »Dann sind Sie Calvinist?«, fragte Große Jäger.
    Van Oy lächelte milde. »Die Calvinisten vertraten
einen strengen Glauben, geprägt von Enthaltsamkeit. Dagegen haben unsere Vorväter
protestiert. Daher auch der Name ›Remonstranten‹. Wir sind übrigens die einzige
Gemeinde dieser Glaubensrichtung in Deutschland und betonen die Willens- und
Glaubensfreiheit der Menschen im Grundsatz von Freiheit und Toleranz.«
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte Christoph.
    »Ja.«
    »Haben Sie Kinder? Was macht Ihre Frau beruflich?«
    »Meine Frau ist auch Lehrerin. Sie unterrichtet an der
Klaus-Groth-Schule in Heide.«
    »Ach, und weil Sie ständig mit Kindern zu tun haben,
verzichten Sie darauf, sich eigene anzuschaffen«, sagte Große Jäger.
    »Das ist eine törichte Anmerkung«, zischte van Oy.
    »Mein Kollege hat das nicht so gemeint«,
beschwichtigte Christoph den Schulleiter. »Hat es schon einmal Drohungen gegen
Ina Wiechers oder die Schule gegeben?«
    »Wie kommen Sie auf eine solche Schnapsidee? Wir sind
hier in Friedrichstadt und nicht in irgendeinem Großstadtdschungel.«
    »Nun mal sachte«, mischte sich Große Jäger ein. »Der
Überfall auf die Schule in Emsdetten erfolgte auch in einer ruhigen
Kleinstadt.«
    »Bei uns ist es etwas anderes. Wir haben nur
zweieinhalbtausend Einwohner, aber fünf Kirchen, die sich die
Glaubensgemeinschaften in friedlicher Koexistenz teilen. Neben den
Remonstranten gibt es die Lutheraner, Mennoniten, Quäker, eine Handvoll
Katholiken und die dänischen Lutheraner.«
    »Nach diesem kleinen Exkurs zum Thema Weltoffenheit
der Stadt darf ich noch einmal an unsere Frage erinnern.«
    Der Schulleiter musterte Christoph. »Nein, es hat noch
nie Drohungen gegen unsere Schule oder gegen Mitglieder des Kollegiums gegeben.«
    Sie wurden durch eine Frau unterbrochen, die einen
Teenager vor sich herschob und ohne Anklopfen in das kleine Büro stürmte.
    »So geht das nicht weiter«, schimpfte die Frau, deren
Alter nicht abzuschätzen war. Sie trug einen karierten Wollrock, der bis über
die Knie reichte, eine bis oben zugeknöpfte Bluse und eine Kette mit
Holzperlen. Mit ihrem zu einem Dutt geknoteten Haar ähnelte sie einer Lehrerin
aus einem Mädchenpensionat der frühen fünfziger Jahre. Sie hatte ihre Hand auf
der Schulter eines Mädchens liegen, das sich sichtlich unbehaglich fühlte.
    »Frau Wieslmayr«, versuchte van Oy die Frau mit dem
süddeutschen Dialekt zu beruhigen. »Ich habe gerade Besuch. Können wir das im
Anschluss besprechen?«
    »Um was geht es?«, wandte sich Große Jäger an Frau
Wieslmayr.
    »Eine Kollegin«, stellte van Oy vor. »Sie unterrichtet
Deutsch und Latein.«
    Da der Schulleiter es unterließ, die beiden Beamten
vorzustellen, übernahm es der Oberkommissar.
    »Mein Kollege Johannes. Ich heiße Große Jäger. Wir
sind von der Husumer Kripo.«
    »Dann sollten Sie sich das ruhig anhören«, schimpfte
Frau Wieslmayr und zeigte auf das junge Mädchen mit dem asiatischen Aussehen,
das dem Geschehen schweigend gefolgt war.
    »Wir sollten die Angelegenheit unter uns klären.« Van
Oy war offensichtlich daran gelegen, die Beamten loszuwerden.
    »Nee, ich bin von Beruf neugierig«, gab sich der
Oberkommissar störrisch. »Um was geht es?« Dabei sah er das junge Mädchen an.
    »Eigentlich um nichts«, antwortete die Schülerin
schüchtern. »Es ist eher belanglos.«
    »Das sehe ich anders«, ereiferte sich Frau Wieslmayr.
»Es muss endlich einmal durchgegriffen werden an dieser Schule. Das sage ich
Herrn van Oy schon lange. Es geht nicht, dass Rebecca ständig gemobbt wird.
Wenn jemand wegen seiner Hautfarbe verfolgt wird, dann kann ich es nicht
dulden.«
    »Aber, Frau Kollegin«, versuchte der Schulleiter die
aufgebrachte Frau zu besänftigen.
    »Nein. Einmal ist das Maß voll. Ich erwarte von Ihnen,
dass Sie etwas unternehmen.«
    »Wie ist dein Name?«, fragte Große Jäger das Mädchen.
    »Es wäre schön, wenn Sie junge Menschen nicht duzen
würden«, schimpfte die Lehrerin. »Rebecca zu Rantzau ist immerhin siebzehn.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte das Mädchen mit sanfter
Stimme. »Sie haben es eben gehört, wie ich heiße.«
    »Und was ist geschehen?«
    »›Schlitzaugenschlampe‹ hat er das Mädchen genannt und
behauptet, alle asiatischen Frauen wären genetisch bedingt Huren.«
    »Wer hat

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