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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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das gesagt?«, fragte Christoph, doch die
Lehrerin winkte ab.
    »Kann denn niemand Nico von der Hardt bremsen?«, startete
Große Jäger einen Versuchsballon.
    Christoph gewahrte das erschreckte Aufblitzen in den
Augen der beiden Lehrer. Bevor die reagieren konnten, antwortete Rebecca: »Der
ist einfach nur blöde.«
    »Das ist also die von Ihnen gepriesene Toleranz an
dieser Schule«, sagte Christoph.
    Van Oy breitete die Hände in einer hilflos wirkenden
Geste aus.
    »Sollen wir dich nach Hause bringen?«, fragte Große
Jäger, aber das Mädchen winkte ab.
    »Vielen Dank. Ich werde abgeholt.«
    »Wo musst du hin?«
    »Rebeccas Vater hat vor Jahren den Gutshof Hoyerswort
erworben, unweit von Oldenswort«, erklärte Frau Wieslmayr ungefragt.
    »Ist dein Vater Landwirt?«
    »Nein.« Das Mädchen lächelte Große Jäger zaghaft an.
»Mein Vater ist Rechtsanwalt.«
    »Sicher haben Sie schon von ihm gehört. Professor
Freiherr zu Rantzau, einer der bekanntesten Wirtschaftsanwälte Deutschlands.«
    »Aha«, war alles, was der Oberkommissar antwortete.
Christoph sah ihm die Unwissenheit deutlich an.
    »Wir werden uns der Sache annehmen«, versprach Große
Jäger. »Ist Rebeccas Name auch in den Aufstellungen enthalten, die Sie uns
übergeben haben?« Er sah van Oy an.
    »Nein, Rebecca ist in der elften Klasse. Mit der haben
wir überhaupt keine Probleme«, schob der Schulleiter eilfertig hinterher.
    »Sie werden noch öfter von uns hören«, verabschiedete
sich der Oberkommissar, während Christoph es bei einem »Tschüss« beließ.
    »Dieser Nicolaus scheint mir ein schönes Früchtchen zu
sein. Ich bin auf seine gute Familie gespannt«, sagte Große Jäger, als
sie ins Freie traten. »Und? Was machen wir jetzt?«
    »Wir werden uns auf dem Schulgelände umsehen.
Schließlich muss das Boot irgendwo abgelegt haben.«
    »Mit der Leiche an Bord.«
    »Richtig. Und wenn wir die Stelle finden, entdecken
wir vielleicht auch den Tatort.«
    Sie umrundeten das Schulgebäude. Etwas abseits lag die
Turnhalle. Vom ehemals weiß getünchten Betonbau platzte der Putz ab. Andere
Stellen waren mit Schmierereien übersät. Ein breiter Trampelpfad führte zum
Ufer der Treene hinunter, die still im Sonnenlicht glitzerte. Ein hölzerner
Bootssteg ragte ins Wasser hinein. Zwei Kanus waren daran vertäut. Beim
Näherkommen erkannten die beiden Beamten, dass die Boote mit simplen
Vorhängeschlössern vor einer unberechtigten Benutzung gesichert waren. An einem
Pfosten fanden sie eine leere Öse. Der Rost, den die feuchte Seeluft im Laufe
der Zeit gebildet hatte, war durch einen blank gescheuerten Ring in der Mitte
der Öse unterbrochen.
    Große Jäger beugte sich hinab. »Sieh mal. Das sieht
aus, als wäre hier auch eine Kette durchgeführt gewesen. So eine wie dort.« Er
wies auf die anderen Kanus. »Durch die Bewegung des Wassers hat die Kette in
der Öse gescheuert. So sind die blanken Stellen entstanden.«
    Um seinen Verdacht zu prüfen, untersuchte er die
beiden anderen Befestigungsösen. »Die sehen genauso aus.« Mit einem Stöhnen kam
er wieder in die Höhe und bog sein Kreuz durch. »Warum beschäftigt die Polizei
eigentlich so alte Knochen wie uns? Den Jüngeren fällt es nicht so schwer, auf
allen vieren nach Beweismitteln zu suchen. Ich behaupte, das Boot, mit dem die
Tote durch die Kanäle geschippert wurde, hat hier gelegen.«
    »Dann sollten wir schnellstmöglich den Hausmeister und
die Lehrer befragen und denen das Kanu zeigen, in der Hoffnung, dass sie es
wiedererkennen«, sagte Christoph. »Ob wir hier auch die Kette und das Schloss
finden?«
    »Irgendjemand muss den Schlüssel dafür gehabt haben.
Vielleicht ist das unser Mörder.«
    »Schön, dann stellen wir doch unsere Fragen«, sagte
Christoph und wollte auf dem Trampelpfad zurückkehren. »Auf jeden Fall werde
ich noch einmal die Spurensicherung anfordern. Mit ein wenig Glück hat der
Täter etwas hinterlassen, das Klaus Jürgensen auswerten kann.«
    Im Gänsemarsch folgte der Oberkommissar Christoph.
Plötzlich hielt er an. »Warte mal. Hier.« Er zeigte auf einen Draht, der auf
kleine Pfosten genagelt war und als Abgrenzung den Trampelpfad begleitete.
»Mich wundert es, dass noch keiner diese Stolperfallen moniert hat.« Erneut
hockte sich Große Jäger nieder. Er hatte sich Einmalhandschuhe angezogen, die
er aus einer seiner vielen Taschen hervorgekramt hatte, und ließ vorsichtig ein
frei schwebendes Stück Draht durch seine Finger gleiten. »Das sieht aus, als
hätte

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