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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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wir deine Eltern an und bitten sie, hierherzukommen. Wir klären das dann
gemeinsam mit ihnen. Einverstanden?«
    »Sie sind nicht von der Polizei«, schimpfte der Junge
lautstark. Inzwischen waren einige Passanten stehen geblieben und verfolgten
aufmerksam die Auseinandersetzung.
    »Ich zeige dir meinen Ausweis. Und dann gehen wir
gemeinsam dort zur Dienststelle der Polizei.« Christoph wies mit dem
ausgestreckten Arm auf die andere Seite des großen Platzes. Dort war das
Dienstgebäude der Heider Kollegen zu sehen.
    »Ich will nicht.« Der Schüler stand auf und wollte
fortgehen, aber Mommsen packte ihn am Arm und hielt ihn fest. Der Junge
versuchte, den Kommissar zu treten und sich loszureißen, aber Mommsen hatte ihn
so gepackt, dass die Tritte ins Leere liefen.
    »Lassen Sie das Kind los«, empörte sich eine mit zwei
Einkaufstaschen beladene Frau mittleren Alters.
    »Unverschämtheit«, stimmte ein Mann zu.
    Es hatte sich ein dichter Ring von Neugierigen
gebildet, die die Geschehnisse beobachteten und eine zunehmend kritische
Haltung gegenüber den beiden Beamten einnahmen.
    »Wir sind von der Polizei«, versuchte Christoph die
Gemüter zu beruhigen.
    »Eine ganz neue Masche«, kommentierte jemand aus den
Reihen der Passanten. Als der Junge jetzt auch noch rief: »Die wollen mir mein
Handy klauen«, schlug die Stimmung unter den Passanten vollends um.
    Der Ring von Zuschauern wich auseinander, als ein
blau-silberner Streifenwagen den Fußweg entlangkam und hielt. Ihm entstiegen
eine junge Frau und ein älterer Polizist, bei dem ein dichter Wulst
silbergrauer Haare unter der Mütze hervorlugte. Er tippte an seinen
Mützenschirm und fragte in die Runde: »Was ist hier los?«
    »Ich habe Sie gerufen.« Ein älterer Mann trat aus dem
Kreis der Leute hervor. »Ich bin mir nicht sicher, was die beiden da von dem
Kind wollen.«
    »Hallo.« Christoph ging auf den Beamten zu und wies
sich aus. »Wir sind Kollegen und kommen von der Husumer Kripo. Ich glaube, den
Rest sollten wir auf der Dienststelle klären. Nehmen Sie den Jungen mit?«
    Der Polizist nickte. »Geht in Ordnung.« Dann machte er
gegenüber den Zuschauern eine Handbewegung, als würde er kleine Kinder
fortscheuchen. »So, Leute. Jetzt können Sie weitergehen. Hier ist alles
uninteressant.«
    Bereitwillig löste sich die Versammlung auf.
    Es ist erstaunlich, dachte Christoph, welche Autorität
eine Uniform in Deutschland hat. Sie überquerten den großen Marktplatz und
gingen zur gegenüberliegenden Dienststelle der Polizeizentralstation Heide.
    Der Schüler hockte wie ein armer Sünder auf der
Stuhlkante vor dem Schreibtisch eines uniformierten Beamten.
    »Er heißt Alexander Böhme und kommt aus Heide«,
erklärte der Polizist.
    Christoph nahm neben Alexander Platz, während Mommsen
sich an den Türrahmen lehnte.
    »Wir wissen, dass dir das Handy nicht gehört.«
    Der Junge sah Christoph mit großen Augen an. Er fühlte
sich ertappt.
    »Ich gehe davon aus, dass du es auch nicht gestohlen
hast.«
    »Ich hab’s gekauft. Ehrlich«, antwortete Alexander
schnell.
    »Von wem?«
    »So ‘n Typen. War schon größer. Den hab’n wir auf’n
Markt getroffen. Der hat uns angequatscht, ob wir billig ‘nen Handy schießen
woll’n. Is auch noch ‘ne Karte drin. Kann man kostenlos mit rumtelefonieren.«
    »Wie sah der Mann aus, der dir das Handy verkauft hat?«
    »War kein richtiger Mann. Dunkle Haare, so ‘n schmalen
Bart. War mit dem Kumpel da. Ein dicker. Rothaarig wie Pumuckl. Und einem
Clearasilacker.«
    »Einem was?«
    »Na. So ‘ne Pickelfresse.«
    »Wann war das?«
    »Gestern. Nach der Schule. Wir sind durch Hölle und Himmel
direkt zum Markt.«
    Jetzt lächelte der uniformierte Polizist und erklärte: »Um von der Klaus-Groth-Schule zum Markt zu gelangen, geht man durch zwei
kleine Straßen. Eine heißt Hölle, die andere ist die Himmelreichstraße.«
    »Was hast du für das Handy bezahlt, Alexander?«
    »’nen Hunni.«
    »Hundert Euro. Donnerwetter. Das ist eine Menge Geld
für einen Zwölfjährigen. Hast du immer so viel Geld bei dir?«
    Der Junge knetete seine Hände und sah schuldbewusst
nieder.
    »Nein«, antwortete er eine Weile später.
    »Und? Woher hast du das Geld?«
    »Ich war schnell zu Hause und habe es bei meiner
Mutter genommen. Die hat immer ‘nen bisschen Geld im Schrank versteckt.«
    »Findest du das richtig?«
    Alexander machte einen Schmollmund. »Nee. Aber das war
billig. Und wir konnten damit umsonst telefonieren. Meine ganze

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