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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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er gestern
eingeschritten. Wer weiß, was al-Shara sonst noch mit Tante Hilke gemacht
hätte.«
    »Wäre der junge Libanese ein potenzielles Opfer?«
    »Warum denn?«, fragte Große Jäger zurück. »Das ist
doch nur eine Randfigur, die sich aber hüten muss, wenn sie mir begegnet.«
    Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
    Der Schulhof lag verlassen da, während aus den
Fenstern ein gleichmäßiger Geräuschpegel vom regen Schulbetrieb kündete. Aus
einem der Räume schallte Gesang, begleitet von einem Klavier, herüber.
    Sie klingelten an der verschlossenen Eingangstür. Es
dauerte eine Weile, bis der Hausmeister öffnete. »Moin«, grüßte er in
Christophs Richtung. Dann sah er Große Jäger an. »Na? Geht’s wieder? Mann, hab
ich ‘nen Brummschädel.«
    Aus den Augenwinkeln registrierte Christoph, wie sein
Kollege die Augen zusammenkniff und kaum wahrnehmbar den Kopf schüttelte. »Wir
haben ein paar Fragen an Sie«, sagte er zu Trochowitz gewandt.
    »Schon wieder«, knurrte der Hausmeister und wollte zu
seinem Werkstattraum vorantrotten.
    »Da müssen wir heute nicht hineinsehen. Wo waren Sie
gestern Abend?«
    Trochowitz blickte ratlos zuerst zu Christoph, dann zu
Große Jäger. »Das versteh ich nicht«, sagte er und rieb sich die Schläfen.
    »Das ist doch ganz einfach. Wir möchten nur wissen, wo
Sie den Abend zugebracht haben.«
    »Ja … also. Ich bin … Ich war …«, stammelte der Mann.
    »Eine solche Frage passt doch nicht in die
Überlegungen, die wir vorhin angestellt haben«, half ihm der Oberkommissar.
    »Ich möchte eine einfache und klare Antwort«, beharrte
Christoph.
    »Ich war zu Hause. Das kann meine Frau bestätigen.«
    »Den ganzen Abend?«
    »Ja. Das heißt, zwischendurch war ich mal draußen.«
    »Wo denn?«
    »Na – zuerst habe ich meinen Rundgang gemacht. Dann
war ich in meiner Werkstatt.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Ich habe dort gesessen.«
    Vor Christophs geistigem Auge tauchte der karge Raum
auf. Das war kein Platz, an dem man sich lange aufhielt.
    »Das klingt nicht sehr glaubwürdig, dass Sie dort den
Feierabend verbracht haben. Wie lange denn?«
    »Ich weiß es nicht mehr so genau. Vielleicht bis kurz
nach Mitternacht.« Trochowitz machte jetzt einen stark verunsicherten Eindruck.
Plötzlich platzte es aus ihm heraus. »Mensch, Erich. Sag doch mal was«, fuhr er
in barschem Ton Große Jäger an. »Schließlich haben wir doch zusammen
gebechert.«
    »Das ist ja höchst interessant.« Christoph warf seinem
Kollegen einen Seitenblick zu. Der Oberkommissar kratzte sich verlegen das
unrasierte Kinn.
    »Das war ganz privat«, sagte er schließlich gedehnt.
    »Ich bin – wie gesagt – noch mal ums Haus rum. Das
mach ich meistens in sonner Werbepause. Dabei habe ich ihn getroffen.« Er
zeigte auf Große Jäger. »Er schlich hier auf dem Gelände herum. Wir haben
zuerst ‘nen büschen gesabbelt. Dann sind wir in meine Bude. Da hab ich immer ‘ne
Kiste Bier stehn. Und ‘ne Budel mit Kurzen. Ja, und da hab’n wir
weitergesabbelt, bis die Kiste alle war.«
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Sag mal, was sollen deine Fragen?«, mischte sich
jetzt Große Jäger ein.
    Er schwieg, nachdem Christoph ihm einen bösen Blick
zugeworfen hatte.
    »Mehr kann ich nicht sagen. Ich hatte ‘nen ganz schön
dicken Kopf.« Es klang fast wie eine Entschuldigung von Trochowitz.
    Christoph beließ es dabei. Seinen Kollegen würde er
sich nicht im Beisein eines Dritten vorknöpfen.
    Kurz darauf standen sie im Büro des Schulleiters. Van
Oy blickte erschrocken auf. Er sah unausgeschlafen aus. Dunkle Ränder lagen
unter seinen umschatteten Augen. Wahrscheinlich mache ich auf mein Gegenüber
keinen besseren Eindruck, dachte Christoph.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte van Oy.
    »Wir möchten gern wissen, ob Nico von der Hardt in der
Schule ist. Und Jan Harms«, ergänzte Christoph.
    »Woher soll ich das wissen? Bei mir sind keine
Abwesenheitsmeldungen eingegangen. Unsere Sekretärin ist immer noch krank. Und
Nico ist volljährig. Der schreibt sich seine fragwürdigen Entschuldigungen
selbst. Da sind wir machtlos.«
    »Können Sie es trotzdem in Erfahrung bringen?«
    »Ungern«, knurrte der Schulleiter und stand auf. »Dazu
muss ich den Unterricht stören.«
    Er kam nach wenigen Minuten zurück und machte einen
verblüfften Eindruck. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er. »Beide Jungs
fehlen heute.«
    Christoph wollte van Oy jedoch nichts von den jüngsten
Ereignissen

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