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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Christoph. Natürlich war das eine Frage, deren Klärung
die Polizei interessierte. Verschmähte Liebe konnte durchaus ein Tatmotiv sein.
Andererseits hatte van Oy in der vergangenen Nacht seine Wohnung verlassen. Ina
Wiechers konnte er nicht besucht haben. Wenn der Schulleiter unschuldig war,
würde die Andeutung Große Jägers den Mann ins Gerede bringen.
    »Wo waren Sie heute Nacht?«
    »Wer?«, fragte Hauffe.
    »Beide.«
    »Ich habe Tabletten genommen und geschlafen. Sonst
wäre ich durchgedreht.«
    »Und Sie, Frau Hauffe?«
    »Ich habe auch eine Schlaftablette genommen«, sagte
die Frau zögernd.
    »Pah! Was das wohl für eine Pille war«, ereiferte sich
ihr Mann und zeigte auf die Grappaflasche. »Du hast getrunken. Das wäre nicht
das erste Mal, dass du dich volllaufen lässt.«
    Schuldbewusst senkte Renate Hauffe den Kopf. Es war
ihr anzumerken, dass der Vorwurf ihres Mannes sie getroffen hatte, auch wenn er
nicht unberechtigt schien.
    »Haben Sie von dem Unglück auf der Eiderbrücke
gehört?«
    Jetzt sah auch Hauffe zu Boden. Beide Eheleute
schwiegen.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, erinnerte Christoph sie
nach einer Weile.
    »Von welchem Ereignis sprechen Sie?«, fragte Hauffe
schließlich. »Ich habe die ganze Nacht über geschlafen und nichts mitbekommen.«
    »Ich auch nicht«, schob seine Frau hinterher. »Während
mein Mann im Bett lag, habe ich hier im Wohnzimmer gesessen und ferngesehen.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Irgendwann muss ich eingeschlafen sein«, gestand sie.
»Aber ich habe keine Ahnung, wann das war.«
    Die beiden Beamten standen nach der Verabschiedung
noch vor der Haustür, als sie durch die geöffneten Fenster im oberen Stockwerk
die wütende Stimme Wulf Hauffes hörten, der seine Frau lautstark anbrüllte.
    »Der Mann muss mit den Nerven völlig am Ende sein«,
sagte Große Jäger. »So unbeherrscht, wie der sich gibt.«
    Dann kehrten sie zu ihrem Dienstwagen zurück.
    Mommsen meldete sich. »Ich habe mit den Kollegen aus
Itzehoe gesprochen. Es gibt bisher noch keine Erkenntnisse über die Identität
des Toten. Von den Bewohnern des Bauernhauses direkt am Deich war auch nichts
zu erfahren. Sie haben in der Nacht nichts gehört oder gesehen. Und da auf
beiden Seiten der Brücke kein Fahrzeug oder Fahrrad gefunden wurde, muss man
fast davon ausgehen, dass der Tote zu Fuß zur Brücke gelaufen ist.«
    »Das klingt unwahrscheinlich. Er wird sich kaum selbst
an die Gleise gefesselt haben. Mit einer Hand ginge es noch. Aber man kann sich
nicht selbst mit der zweiten Hand an die Schiene anbinden. Wie soll das gehen?«
    »Es ist noch zu früh, um darauf eine Antwort geben zu
können.«
    »Was ist mit der Blockstelle, die direkt am
Brückenkopf steht?«
    »Die ist nicht besetzt.«
    »Das ist ein weiter Weg von Friedrichstadt herüber«,
schaltete sich Große Jäger ein. »Es gehört viel Fantasie dazu, sich
vorzustellen, dass Opfer und Täter einträchtig nebeneinander zur Brücke
wandern, der eine sich ohne Widerstand fesseln lässt und dann geduldig auf den
ersten Zug wartet.«
    »Es klingt also wahrscheinlicher, dass die beiden mit
einem Auto gekommen sind«, sagte Christoph. »Wobei nicht sicher ist, ob es
nicht mehrere Täter waren. Und mit dem Wagen kommt man nur über die südliche
Seite an die Stelle.«
    »Dann ist es also Dithmarscher Gebiet.« Mommsens
Feststellung klang wie eine Frage.
    »Die Entscheidung ist doch gefallen, dass die Itzehoer
Kollegen den Fall bearbeiten.«
    Große Jäger kratzte sich die Bartstoppeln. »Dann ist
ja alles in bester Ordnung. Wir können uns wieder um die Taschendiebe in der
Husumer Innenstadt kümmern.« Er lehnte sich im Autositz zurück und stemmte die
Füße gegen das Bodenblech, dass es hörbar knackte.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir doch noch
nicht aus dem Fall draußen sind«, sagte Christoph und schrak unmerklich auf,
als er sich gedankenverloren mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel
strich und dabei ein ähnliches Geräusch verursachte wie kurz zuvor der
Oberkommissar.
    Große Jäger lachte. »Willkommen im Klub der
Unrasierten. Und wohin fahren wir jetzt?«
    Christoph startete den Motor. »Nach St. Peter.«
    »Warum das?«, murrte der Oberkommissar. »Ich habe
Hunger. Und warum sollen wir den Itzehoern die Arbeit abnehmen? Die können doch
selbst darauf kommen.«
    »Worauf?«
    »Wer der Tote ist. Wir sollten nicht in Hektik
verfallen. Vielleicht ergeben sich aus den DNA -Spuren
oder den Fingerabdrücken Hinweise auf

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