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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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düster und beklemmend aus. Ähnliches hatte er
auch schon im Haus von Wilken Harms in St. Peter gesehen.
    »Man muss ja nicht jeder neuen in Lifestyle-Magazinen
verkündeten Richtung folgen«, flüsterte Große Jäger, als er Christophs
kritischen Rundblick gewahrte.
    »Wir zwei haben es heute aber mit dem Gedankenlesen«,
sagte Christoph lachend und wunderte sich im Stillen, wie gut der Oberkommissar
ihn inzwischen kannte.
    Renate Hauffe kam aus der Küche zurück. Sie
balancierte mit vier Untertassen und hatte sich über die Finger der anderen
Hand die Henkel der Tassen gestreift.
    »Der Kaffee ist gleich so weit«, sagte sie und sah die
beiden Beamten fragend an. »Milch? Zucker?«
    »Schwarz«, antwortete Große Jäger für beide.
    Sie verließ erneut den Raum und brachte kurz darauf
die Kanne mit dem duftenden Kaffee herein. Das Aroma des schwarzen Gebräus
überdeckte den Hauch von Alkohol, der zuvor in der Luft gehangen hatte.
    Sie hatten die ersten Schlucke zu sich genommen, als
Wulf Hauffe in der Tür erschien. Er trug eine zerschlissene Jeans und ein
zerknittertes Hemd. Seine Haare standen vom Kopf ab, und auf der rechten Wange
zeichnete sich die Struktur einer Hand ab, als hätte er im Schlaf darauf
gelegen.
    »Die Herren möchten mit uns reden«, erklärte seine
Frau und füllte ungefragt die vierte Tasse.
    Hauffe nahm vier Süßstofftabletten und schlürfte laut
und vernehmlich an der heißen Tasse. Mit einem »Ah« stellte er das Gefäß auf
den Tisch zurück.
    »Moin«, sagte Christoph und bekam als Antwort nur ein
müdes Kopfnicken.
    »Sie und Ihre Tochter sind heute der Schule
ferngeblieben.«
    »Das ist doch unsere Sache.«
    »Meinem Mann ging es nicht gut – nach gestern«,
wiederholte sich Renate Hauffe. Sie tätschelte vorsichtig den Unterarm des
Lehrers. Doch der zog seinen Arm rasch fort.
    »Wo ist Ihre Tochter? Warum haben Sie das Mädchen so schnell
wieder aus dem Krankenhaus geholt?«
    »Maike ist in ihrem Zimmer. Es geht ihr gut«,
versicherte Renate Hauffe.
    »Können wir mir ihr sprechen?«
    »Nein«, sagte Wulf Hauffe barsch. »Sie braucht jetzt
Ruhe.«
    »Kein Wunder, wie Sie gestern mit ihr umgegangen sind«,
mischte sich Große Jäger ein.
    Hauffe knetete seine Finger. »Das wollte ich nicht. Es
war einfach zu viel in den letzten Tagen. Erst die Sache mit Ina Wiechers und
dann diese niederschmetternde Nachricht.« Er hielt sich die Hände vors Gesicht.
Dann sah er Christoph an. »Ich bedaure meinen Ausrutscher. Und dass das Mädchen
mit sechzehn schwanger ist – das hat mich aus der Bahn geworfen.« Er klopfte
sich theatralisch an die Brust. »Ich fühle mich sauschlecht.«
    »Das bekommen wir alles in den Griff«, sagte Renate
Hauffe und griff zur Grappaflasche. Ein Blick ihres Mannes ließ sie aber
zögern. Fast ein wenig schuldbewusst ließ sie ihre Hand wieder auf die
Tischdecke sinken. »Ein Kind zu bekommen ist ja die natürlichste Sache der
Welt.« Es klang wie das Pfeifen im Walde und passte nicht zum Gesichtsausdruck
der Frau, der alles andere als Zuversicht ausstrahlte.
    »Du spinnst doch«, fuhr Hauffe sie an. »Das ganze
Leben der Deern ist versaut. Und unseres dazu.«
    »Wissen Sie inzwischen, wer der Vater ist?«
    »Nein«, kam es überraschend schnell über Hauffes
Lippen. »Und das ist auch keine Sache, die die Polizei angeht. Maike ist
sechzehn. Ich sagte es bereits. Da liegt keine Verführung Minderjähriger vor.«
    »Vielleicht aber Abhängiger? Dann wäre das schon von
Interesse für uns.«
    Ein strafender Blick des Lehrers traf Große Jäger.
»Was soll das heißen?«
    »Nun, wenn jemand aus dem Lehrkörper seine Stellung
ausgenutzt hätte, um Ihre Tochter zu verführen.«
    »So ein Blödsinn.« Hauffe war erregt aufgesprungen,
ließ sich aber doch wieder auf seinen Stuhl zurückfallen.
    »An Ihrer Schule scheinen sowieso eigenartige
Verhältnisse zu herrschen. Eine Kollegin wird ermordet, Ihre Tochter ist
schwanger, und einer Schülerin werden die Hände zertrümmert. Halten Sie das für
normal?«
    »Nein! Natürlich nicht. Aber glauben Sie, ich habe
eine Erklärung dafür?«
    »Was wissen Sie über das Privatleben von Ina
Wiechers?«
    »Sind Sie so vergesslich? Ich habe schon einmal
erklärt: Ich weiß nichts. Ich hatte mit Ina nur beruflich zu tun.«
    Bevor Christoph es verhindern konnte, fragte Große
Jäger: »Kann es sein, dass Ihr Schulleiter ein Verhältnis mit Frau Wiechers
hatte?«
    Wieder einmal war der Oberkommissar am Ziel
vorbeigeschossen, dachte

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