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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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dran«, erklärte die stämmige
Polizistin. »Ein älterer Herr, selbst Opa, ist zu Besuch bei seiner Tochter und
den Enkeln. Er hat den Kindern freundlich zugelächelt und vielleicht auch mal
ein nettes Wort verloren. Daraus haben einige Eltern den Schluss gezogen, in
ihrem Dorf würde jemand den Kleinen nachstellen.«
    »Es ist gut, wenn die Bürger vorsorglich reagieren.
Und eine Auflösung wie in diesem Fall ist die beste, die wir uns wünschen
können.« Christoph sah die beiden »Gifties« an. Die »Drogisten« bearbeiteten
die Fälle, die der Laie als »Rauschgiftkriminalität« bezeichnen würde.
    »Wir sind einem alten Bekannten auf der Spur, der
möglicherweise mit dem Apothekeneinbruch in Verbindung steht«, erklärte der
Größere der beiden.
    Christophs Augen wanderten zum Nächsten.
Kriminalhauptmeister Schöller würde dem Chef in drei Monaten in den Ruhestand
folgen. Er war der dienstälteste Beamte der Husumer Kripo und hatte intern den
Ruf eines alten Schlachtrosses.
    »Wie sieht es bei dir aus, Werner?«, fragte Christoph.
    Schöller strahlte. »Ich habe gestern das Geständnis
von dem Mann bekommen, den wir der Körperverletzung bezichtigen. Du erinnerst
dich? Der Streit unten am Hafen.«
    »Schön. Dann wäre das auch abgeschlossen. Woran
arbeitest du jetzt?«
    Nachdem der Beamte berichtet und sich niemand weiter
zu Wort gemeldet hatte, war Mommsen an der Reihe.
    »Erinnert ihr euch an Christophs ersten Fall in Husum?
Der zunächst Verdächtige war wegen Sexualdelikten vorbestraft, hatte aber seine
Strafen verbüßt. In seinem Heimatdorf hat man ihn und seine Familie gemobbt und
fälschlicherweise eines Doppelmordes bezichtigt. Das Ganze endete
tragischerweise damit, dass er am Ende selbst zum Täter wurde. Gestern haben
wir von der Justizvollzugsanstalt Flensburg gehört, dass der Mann dort von
Mithäftlingen zusammengeschlagen wurde. Das K1 mit der Kollegin Dobermann hat
die Ermittlungen aufgenommen. Vermutlich ist ein Streit eskaliert, nachdem man
ihn dort erneut als Kindermörder und -vergewaltiger beschimpft hat. Er liegt
mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Flensburger Krankenhaus.«
    Betroffenheit machte sich in den Gesichtern der
Beamten breit. Große Jäger holte tief Luft, aber Christoph kam ihm zuvor. »Lass
lieber, Wilderich. Niemand im Raum hat Zweifel daran, was du jetzt sagen
möchtest. Erzähle uns lieber, was du für die Verabschiedung vom Chef geplant
hast. Die wird in zwei Stunden stattfinden.«
    Der Oberkommissar fuhr sich erschrocken mit der Hand
an den Mund. »Wieso ich?«
    »Du wolltest etwas organisieren.«
    »O Schreck. Daran habe ich überhaupt nicht mehr
gedacht.«
    Christoph schüttelte den Kopf. »Das ist eine schöne
Blamage für uns. Wir alle haben dem Chef viel zu verdanken. Da kann es doch
nicht sein, dass du zunächst zusicherst, du würdest dich um unseren Beitrag
kümmern, und dann trotz mehrfacher Erinnerung darüber hinweggehst. Da fehlt mir
jegliches Verständnis.« Während Große Jäger schuldbewusst den Kopf senkte, sah
Christoph in die Runde. »Können wir noch etwas retten? Hat jemand eine Idee?«
    Antje Vollmer räusperte sich. »Ich könnte ein
Blumengesteck besorgen«, schlug sie vor.
    Christoph nickte.
    Nachdem sich niemand mehr zu Wort gemeldet hatte,
kehrten die Beamten in ihre Büros zurück.
    Als Nächstes rief Christoph die Kriminaltechnik in
Kiel an. Bevor Frau Dr. Braun ihm ihr Leid über die hohe Arbeitsbelastung
klagen konnte, säuselte er ins Telefon: »Moin. Darf ich vorsichtig fragen, ob
Sie schon wieder oder immer noch im Büro sind? Mich würde es bei den
Anforderungen, die die gesamte Landespolizei an Sie stellt, nicht wundern, wenn
Sie gar keine Gelegenheit mehr haben, zwischendurch eine Mütze Schlaf zu
nehmen.«
    »Ach, Herr Johannes«, stöhnte die Wissenschaftlerin.
»Ich fürchte, Sie sind der einzige Kollege, der Verständnis für uns hat. Die
Anforderungen werden von Jahr zu Jahr mehr. Und dabei baut man ständig Personal
ab. Aber niemand hört auf mich.«
    Christoph nutzte eine kurze Pause, in der Frau Dr.
Braun Luft holte, um zu behaupten: »Ich habe gehört, dass die oberste
Polizeiführung sehr wohl um die Bedeutung Ihrer Abteilung weiß. Dort hat man
auch mit Anerkennung festgestellt, dass Sie uns schon Einzelheiten zu den
Morden an der Lehrerin und auf der Eisenbahnbrücke geben können.«
    »So? Das überrascht mich, dass das bis dort
durchgedrungen ist.« Christoph konnte sich bildlich vorstellen, wie die Frau

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