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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nicht gehört haben wollen, dass
Nico volltrunken heimgekommen ist. Auch wenn Sie beide uns hier nichts als
belügen, werden wir die Wahrheit ans Licht bringen. Wir werden Nicos Auto durch
die Spurensicherung auseinandernehmen lassen. Dann werden wir wissen, wer
zuletzt damit gefahren ist. Und ob Jan mit dem Wagen seine letzte Reise
angetreten hat.« Der Oberkommissar zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger
auf Feichtshofer. »Und damit Sie nicht glauben, wir würden etwas vergessen,
gilt das auch für den BMW , den
Frau von der Hardt Ihnen zur Nutzung überlassen hat.«
    Der Fitnesstrainer war blass geworden. Er zog es vor,
nicht zu antworten.
    Vom Auto aus forderte Christoph die Spurensicherung
an. Dabei stieß er bei den Flensburgern nicht auf Begeisterung.
    »Der alte Harms verhält sich merkwürdig. Es hat den
Anschein, als würde er sich keine Sorgen um seinen Sohn machen. Ich wäre
beunruhigt, wenn mein Filius außer Haus wäre und ich nicht wüsste, wo er
steckt.«
    »Ich stimme dir zu«, sagte Christoph. »Wenn wir von
der Vermutung ausgehen, dass der Tote Jan Harms ist. Aber vielleicht weiß sein
Vater, wo Jan steckt, und will es uns nicht wissen lassen, weil er fürchtet,
das Trinken bis zur Besinnungslosigkeit hätte nachteilige Folgen für seinen
Nachwuchs und für sich.«
    »Du meinst, wegen Verletzung der Aufsichtspflicht?«
    »Die rechtlichen Konsequenzen müssen wir hier nicht
erläutern. Was für einen Grund gibt es, Jan Harms zu ermorden? Wenn der Junge
ebenso betrunken war wie der Dreizehnjährige, dann wäre das eine Erklärung
dafür, dass er seinem Mörder widerstandslos zur Eisenbahnbrücke gefolgt ist.«
    »Ich wäre geneigt, dir zuzustimmen«, brummte Große
Jäger.
    Christoph warf dem Oberkommissar einen spöttischen
Blick zu. »Wenn du dich so gestelzt ausdrückst, hast du im Allgemeinen Zweifel.
Wir können uns im Augenblick kein Motiv vorstellen, weshalb Nico seinen Freund
ermordet haben sollte. Und wenn der junge von der Hardt mitgetrunken hat …«
    »Dafür spricht, dass er sein Auto hat stehen lassen
und heute ziemlich zerknittert aussah«, unterbrach ihn Große Jäger.
    »Richtig. Wenn Nico auch betrunken war, wird er kaum
imstande gewesen sein, Jan zur Brücke zu fahren, ihn dort zu fesseln, wieder
nach St. Peter-Ording zurückzukehren und seinen Wagen auf dem Parkplatz
abzustellen. Warum sollte er so handeln? Er hätte dann in der Nacht noch durch
den ganzen Ort bis nach Hause laufen müssen.«
    »Und? Wie ist er von der Seebrücke zum mütterlichen
Haus gelangt?«
    Christoph zuckte die Schultern. »Da bin ich ratlos.
Vielleicht hat ihn jemand gefahren. Entweder kann sich Nico nicht mehr daran
erinnern, weil er zu benebelt war, oder er will es uns nicht verraten.«
    »Seine Mutter war nachweislich nicht im Ort. Wenn es
nicht der große Unbekannte war, bleiben nur zwei übrig. Feichtshofer und der
alte Harms.«
    »Der Bodybuilder hätte mit Sicherheit die Kraft, sein
Opfer auch gegen dessen Willen auf die Schienen zu binden, zumal wenn es
angetrunken ist. Er hätte sich auch unbemerkt davonschleichen können, während
Nico im eigenen Bett seinen Rausch ausschlief. Aber welches Motiv sollte
Feichtshofer haben?«
    »Das ist alles graue Theorie. Aber was wäre, wenn Jan
ihn mit Rebecca erwischt hat? Oder vielleicht sogar Zeuge war, als Feichtshofer
dem Mädchen die Hand zertrümmert hat?«, überlegte Große Jäger laut.
    Als er eine Weile keine Antwort von Christoph erhielt,
fragte er nach: »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Das schon. Aber ich habe keine Idee, wie das alles
zusammenhängt. Vielleicht ist der Tote ja gar nicht Jan, sondern ein anderer.
Ein Unbekannter.«
    »Ich werde noch einmal Stefan Dettinger anrufen. Er
soll sich in St. Peter umhören, ob jemand einen der beiden jungen Männer
gesehen hat. Vielleicht hat auch irgendwer bemerkt, dass Nicos Auto
zwischendurch nicht auf dem Parkplatz am Hallenbad stand.«
    Große Jäger rief den Leiter der Polizeistation des
Kurortes an. Der Rest der Fahrt ins heimische Husum verlief schweigend.

VIER
    Der ganze Raum wirkte dunkel. Es war das dunkle Holz,
die massive Bauart von Schrank, Bett und altertümlich wirkender Kommode, die
das Zimmer wenig behaglich erscheinen ließen. Vor Jahrzehnten mochten die Möbel
in ihrer soliden Fertigungsweise das stolze Werk handwerklicher Kunst gewesen
sein, doch heute ging etwas Bedrückendes von den Einrichtungsgegendständen aus.
    »Fühlst du dich in dieser Düsternis wohl?«,

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