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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Körper
so unversehrt geblieben, dass die Pathologen eindeutig feststellen konnten,
dass dieser Mann nicht aus unseren Kulturkreisen stammt.«
    »Sie sprechen manchmal in Rätseln. Aber ich habe Sie
verstanden.«
    »Das verschafft Ihnen einen kleinen Einblick in unsere
Arbeit. Wir bekommen nur Bruchstücke geliefert und sollen daraus – möglichst in
Stundenfrist – den kompletten Tathergang ableiten. Übrigens passt auch die DNA der Zahnbürste, die Sie uns
nachgereicht haben, nicht zum Toten von der Brücke.«
    Damit war eindeutig nachgewiesen, dass es sich nicht
um Jan Harms handeln konnte, dessen Zahnbürste Große Jäger am Vorabend noch vom
Vater des Jungen besorgt hatte.
    »Übrigens bestand auch keine Schwangerschaft«, riss
Dr. Braun Christoph aus seinen Gedanken.
    »Das überrascht mich nicht«, lachte er. »Ich habe noch
nie von einem Mann gehört, der ein Kind erwartet.«
    Einen Moment war es ruhig in der Leitung. »Ich glaube,
Sie wollen mich doch veräppeln«, beschwerte sich die Wissenschaftlerin.
»Natürlich meine ich nicht den Mann, sondern die tote Frau aus dem Kanu.«
    Christoph bedankte sich bei Frau Dr. Braun und
berichtete seinen Kollegen von den neuen Erkenntnissen.
    »Zum einen teile ich deine Erleichterung, dass das
Mordopfer nicht Jan Harms war. Und wenn Ina Wiechers nicht schwanger war,
entfällt auch dieses Motiv.«
    »Meine Freude darüber, dass der junge Harms nicht
ermordet wurde, ist begrenzt«, sagte Christoph. »Ich habe einen schrecklichen
Verdacht, dass wir den Toten von der Brücke kennen.«
    »Ich kann mir vorstellen, an wen du denkst.« Große Jäger
zündete sich eine Zigarette an, bevor er weitersprach. »Du hast dich heute
zurechtgemacht, als würdest du in der Mittagspause einen Kleinkredit beantragen
wollen.«
    Überrascht zuckte der Oberkommissar zusammen, als
Christoph ihn anfuhr. »Ich finde deine Verhaltensweise merkwürdig. Zuerst
verschweigst du deinen Aufenthalt in Friedrichstadt und dass du vor der Wohnung
Fouad al-Sharas herumgelungert hast. Dann bist du eifrig bemüht gewesen, uns
von der Idee abzubringen, dass der Libanese in irgendeiner Weise in die
Vorgänge verwickelt sein könnte.«
    »Wie kommst du darauf?« Der Oberkommissar wirkte
aufgebracht.
    »Auch andere in dieser Dienststelle machen sich
Gedanken«, antwortete Christoph ausweichend.
    Zornig drehte sich Große Jäger zu seinem Schreibtisch
um. »Das kann doch nicht wahr sein«, stieß er erregt hervor. Dann ließ er mit
einem lauten Krachen seine Füße in die herausgezogene Schublade fallen.
    Bevor Christoph etwas erwidern konnte, klingelte
Mommsens Telefon. Der junge Kommissar hörte einen Moment still zu, dann sagte
er: »Ich verbinde Sie mit unserem Chef.«
    »Hallo, Christoph«, meldete sich eine vertraute
Stimme. »Hier ist Thomas.«
    Hauptkommissar Thomas Vollmers war der Leiter der
Kieler Mordkommission, wie das K1 im Volksmund genannt wurde.
    »Dein junger Kollege hatte uns um Amtshilfe gebeten.
Ihr wollt wissen, wie es dem jungen Mädchen geht, das hier in der Uniklinik
liegt.«
    »Rebecca Ehrenberg zu Rantzau«, sagte Christoph.
    »Genau. Der Kollege Horstmann war im Krankenhaus.
Leider haben wir nichts in Erfahrung bringen können. Die junge Dame wird
hermetisch abgeschirmt. Das Krankenhauspersonal hat uns jeden Kontakt
untersagt. Wir haben auch keine Informationen über den Gesundheitszustand
erhalten. Du weißt, dass Frank Horstmann ein altes Schlitzohr ist.«
    »Ich glaube, ein solches Schlachtross hat wohl jede
Dienststelle im Lande. Ich habe auch so einen Oberkommissar im Stall.«
    Vollmers lachte laut auf. »Ich fürchte, deiner ist im
ganzen Land bekannt. Unter uns Dienststellenleitern kursiert das Gerücht, dass
es eine Strafe der Behördenleitung ist, Große Jäger ertragen zu müssen.«
    »So kann man nur sprechen, wenn man ihn nicht kennt.
Es gibt wohl nur wenig so engagierte Polizisten, auch wenn seine Methoden
bisweilen sehr unkonventionell sind.«
    »Von dieser Sorte gibt es noch andere. Ich habe
neulich in einem Fall mit einem Kriminalrat vom Staatsschutz zusammenarbeiten
müssen, den ich auch nicht als Vorgesetzten haben möchte.«
    »Wie heißt der?«
    »Lüder Lüders. Schon mal gehört?«
    »Nein«, gestand Christoph ein. »Aber wenn wir schon
einmal über die Kollegen lästern … Ihr habt in Kiel das Ohr immer ein bisschen
näher an der Gerüchteküche. Heute wird unser Chef pensioniert. Wir wissen immer
noch nicht, wer die Nachfolge antritt. Da hüllt man sich in

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