Tod am Kanal
gelegentliche Eiweißspenden honoriert werden?«
Der Fitnesstrainer sah Große Jäger ratlos an. »Hä?«,
fragte er.
Bevor sein Kollege das Gespräch auf dieser Ebene
weitertreiben konnte, mischte sich Christoph ein. »Sie behaupten, das Handy
nicht in Besitz gehabt zu haben. Ihr erstes Geständnis haben Sie abgegeben, um
Nico zu schützen.«
Feichtshofer atmete tief durch. »Ja, so ist es«,
stöhnte er gedehnt.
»Sie haben uns viel Mühe bereitet mit Ihren
widersprüchlichen Aussagen«, sagte Christoph.
Große Jäger beugte sich vor und tippte mit beiden
Zeigefingern auf die Knie des Mannes. »Schon mal was von der Echternacher
Springprozession gehört?«
»Was soll das sein?«
»In dem Stück kommen Narren vor. Daher dachte ich, Sie
wüssten davon. Im Übrigen wäre es in manchen Situationen günstiger, über etwas
mehr Allgemeinbildung zu verfügen, als in den Beipackzetteln von
Hormonpräparaten vermittelt wird.«
Feichtshofer war durch das Verhör so weit
angeschlagen, dass er Große Jägers Spitze gar nicht mehr registrierte.
»Nun erzählen Sie uns noch einmal, was vorgestern
Abend geschehen ist«, forderte Christoph den Mann auf.
Der rückte mit seinem Stuhl ein weiteres Stück von
Große Jäger ab. Diesmal folgte ihm der Oberkommissar nicht.
»Ich war hier. Allein. Das kommt oft vor, dass ich
keine Ahnung hab, wo sich Nico rumtreibt. Ich habe ein Video geguckt, als ich
hörte, wie er nach Hause kam. Erst krachte die Haustür gegen die Wand, dann
torkelte Nico durch die Diele und riss den Messingschirmständer um. Ich bin
raus aus dem Zimmer und wollte ihm was erzählen. Aber das hat er gar nicht
mitgekriegt, so voll war er. Er hatte sich die vollgekotzte Hose an der Treppe
ausgezogen und ist dann nach oben verschwunden.«
»Was ist mit der Hose geschehen?«
»Das war eine Sauerei. Ich habe das Dreckding in den
Müll geworfen.«
»War es eine Jeans?«
»Ja. Wieso?«
»Die Hose ist noch in der Mülltonne?«
»Nee. Heute war Abfuhr. Man weiß nie, wann Isabelle
von ihren Reisen wieder zurückkommt. Ich wollte nicht, dass sie den Stall
sieht. Wie gesagt – dann wär sie ausgeflippt.«
»Und warum haben Sie uns das nicht gleich erzählt?
Immerhin hätten Sie sich damit ein, wenn auch fragwürdiges Alibi verschafft,
als wir Sie fragten, wo Sie den Abend zugebracht haben.«
»Ich war ja zuerst an der Schule. Aber dann bin ich
hierher.« Feichtshofer schlug mit der linken Faust in die rechte offene
Handfläche, dass es klatschte. »Mit dem Alibi … Darüber hab ich nicht
nachgedacht. Wenn schon. Wer hätte mir was nachweisen können. Die Polizei hätte
bestimmt rausgekriegt, dass ich nix getan habe.«
»Ihr Vertrauen ehrt uns. Trotzdem ist es nicht
richtig, uns in die Irre zu führen.«
»War vielleicht nicht in Ordnung von mir. Aber dem da
oben gönne ich die Pest an den Hals. Dem würde ich gern eins auswischen.«
»Haben Sie nach dieser Aktion das Haus noch einmal
verlassen?«
»Warum denn? Wo sollte ich hin?«
Sie hatten im Augenblick keine weiteren Fragen an
Feichtshofer. Christoph bat den Mann, Nico zu holen.
Der erschien eine Weile später und lehnte sich lässig
in den Türrahmen. Die bloßen Beine, die unter den Bermudashorts hervorguckten,
hatte er über Kreuz verschränkt. Ein schwarzes T-Shirt mit einem Totenkopf auf
der Brust trug er lose über dem Hosenbund. In der linken Hand hielt er einen
Aschenbecher, in den er die Asche der Zigarette aus der anderen Hand
abstreifte.
»Ich hab null Bock auf diese ewige Quatscherei. Sind
unsere Bullen so bescheuert, dass sie sich immer wieder neue Fragen einfallen
lassen?«
»Ich möchte Sie noch einmal bitten, sich uns gegenüber
zivilisiert zu verhalten.«
Nico zog an seiner Zigarette und blies kunstvoll Ringe
in die Luft. »Ach nee. Und was ›zivilisiert‹ bedeutet, bestimmen die Bullen.
Toller Polizeistaat.«
Große Jäger war aufgesprungen. »Nun hör mal zu, du
Ziegenbart. Du trägst diese Versuchsanordnung von Mickerhaaren am Kinn doch nur
deshalb, weil man dich unter der Dusche sonst nicht als Mann erkennen würde.
Und deshalb kommt zwischen deinen Lippen nur halb garer Mist hervor.«
Der Junge ließ ein verächtlich klingendes Lachen
hören. »Nun lach ich mir ‘nen Ast. Der Unterpolyp meldet sich zu Wort.«
Christoph mischte sich ein. »Herr von der Hardt.
Kennen Sie Maike Hauffe näher?«
»Was meinen Sie damit?«
Immerhin hat er mich nicht geduzt, registrierte
Christoph.
»Haben Sie ein Verhältnis mit dem
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