Tod am Kanal
wurde?«
Schöller wirkte fast
ein wenig beleidigt. »Was glaubst du, was ich hier seit Stunden herauszufinden
suche? Was ich dir eben erzählt habe, gilt nicht für die Restmülltonne. Die
Müllwagen kippen die Abfälle – zumindest aus der Region Eiderstedt – auf einen
großen Haufen in Katharinenheerd. Und weil Freitag ist, bleibt der Dreck
liegen, bis er irgendwann unsortiert zur Verbrennung nach Neumünster geschafft
wird. Und wie ich dir zu erklären versuchte, habe ich keinen mehr erreichen
können, der sich kompetent fühlt, mir zu sagen, wo die Fuhre aus St. Peter
gerade ist. Vorne? Links? Rechts? Oben? Oder besser gesagt: sein könnte. Denn
festlegen will sich niemand.«
»Dann lass dir die
Namen und Anschriften der Müllleute geben. Vielleicht ist jemandem eine Jeans
aufgefallen.«
Schöller sah
Christoph mit einem nahezu mitleidigen Lächeln an. »Mal ehrlich. Wenn du diesen
für uns alle wichtigen Job der Müllabfuhr erledigen würdest – könntest du dich
an eine alte Jeans erinnern? Ich glaube nicht, dass die Männer in jede einzelne
Tonne sehen, um festzustellen, was die Nachbarn entsorgen.«
Christoph atmete
tief durch. »Wahrscheinlich hast du recht, Werner. Trotzdem dürfen wir nichts
unversucht lassen. Vor allem müssen wir unsere ganzen Bemühungen
dokumentieren.«
»Was glaubst du, wie lange ich schon bei diesem Verein dabei bin?«
»Sorry, Werner.
Falls du weiterkommen solltest, kannst du mich übers Handy erreichen. Auf jeden
Fall sollten wir verhindern, dass der Müll ohne unsere Zustimmung abgeholt
wird. Ich möchte nicht, dass die Jeans durch Unaufmerksamkeit unwiderruflich
entsorgt wird. Sie könnte ein wichtiges Indiz sein.«
Sie wurden durch ein
hartnäckiges Klingeln der Telefonanlage unterbrochen. Schöller sah auf das
Display. »Das ist für dich. St. Peter.«
»Dettinger«, meldete
sich der Leiter der Polizeistation des Nordseebades. »Wir hatten eben einen
Einsatz am Immenseeweg.«
»Da wohnt doch die
Familie von der Hardt?«
»Deshalb rufe ich
an. Frau von der Hardt hat uns alarmiert.«
»Wieso ist die in
St. Peter?«
»Das kann ich nicht
sagen. Sie behauptet, heute aus Hamburg zurückgekehrt zu sein. Vor der Tür
stand ein dunkelblauer BMW , ich
nehme an …«
»Den kenne ich«,
unterbrach Christoph. »Ein Dreier-Cabrio.«
»Nein. Ein M 6 Coupé. Obwohl ich als Polizist mir
sicher nie so ein Auto leisten werde, kann ich sie unterscheiden. Die Frau war
zunächst sehr aufgebracht. Es dauerte eine Weile, bis sie zusammenhängend
berichten konnte, was geschehen war. Nach ihrer Aussage war sie von einer
Geschäftsreise zurückgekehrt. Während ihrer Abwesenheit haben sich im Hause ihr
Sohn und ein Angestellter aufgehalten.«
»Angestellter ist
gut«, schob Christoph dazwischen. »Das ist ihr Lover.«
» War ihr
Liebhaber«, korrigierte Stefan Dettinger. »Denn der Mann ist flüchtig. Sein
Name ist …«
»Wir kennen ihn.
Simon Feichtshofer.«
»Stimmt.
Feichtshofer ist mit einem BMW -Cabrio
…« Dettinger unterbrach seine Ausführungen für einen Moment. »Könnte das der
Wagen sein, den du gemeint hast? Ich habe auch das Kennzeichen.«
»Das brauchen wir
jetzt nicht.«
»Mit diesem Fahrzeug
ist Feichtshofer geflohen.«
»Warum? Was ist
geschehen?«
»Nun mal langsam.
Frau von der Hardt erzählte, dass die beiden Männer sie mit einer ganzen Reihe
von unglaubwürdig klingenden Geschichten überfallen haben. Dabei hat ein Wort
das andere gegeben. Der Sohn und der andere Mann haben sich gegenseitig der
Lüge bezichtigt, bis Feichtshofer – nach Aussage der Frau – über Nico
hergefallen ist und den jungen Mann brutal zusammengeschlagen hat.«
»Wie geht es ihm?«
»Er ist nach Tönning
ins Krankenhaus gebracht worden. Mehr kann ich dazu im Augenblick nicht sagen.
Ich habe gefragt, ob der Flüchtige den BMW gestohlen hat, aber Frau von der Hardt wollte dazu weder eine verbindliche
Aussage machen noch Strafanzeige erstatten. Das gilt auch für den tätlichen
Angriff auf ihren Sohn. Sie wollte das Ganze zuvor mit ihrem Anwalt
besprechen.«
»Hat sie den Namen
des Anwalts genannt? Ist in diesem Zusammenhang der Name Professor Ehrenberg zu
Rantzau gefallen?«
»Sie sprach nur von
ihrem Anwalt. Wie der heißt, hat sie nicht gesagt.«
»Hat sie sonst noch
etwas verlauten lassen, einen Grund für den Übergriff auf ihren Sohn genannt?«
»Nachdem sich ihre
erste Erregung gelegt hatte, war sie sehr verschlossen und wollte keine
weiteren Aussagen machen, weder
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