Tod am Kanal
zum wahrscheinlichen Motiv Feichtshofers noch
zur Auseinandersetzung nach ihrer Rückkehr. Ich habe leider nicht herausbekommen,
aus welchem Grund sich die Männer geprügelt haben. Wobei – hm – das offenbar
keine richtige Schlägerei, sondern eine ziemlich einseitige Angelegenheit war.«
»Ist Nico mit
irgendeinem Gegenstand niedergeschlagen worden?«
»Nein. Ganz bestimmt
nicht. Feichtshofer hat dazu nur seine Fäuste benutzt. Aber das hat offenbar
ausgereicht. Der junge von der Hardt sah nicht gut aus – um das dezent zu
umschreiben –, als ich eintraf. Was soll nun geschehen? Löst ihr eine Fahndung
nach Feichtshofer aus?«
»Wir werden ihn
sicher zur Fahndung ausschreiben«, sagte Christoph zum Abschluss. »Merkwürdig
ist allerdings, dass die Mutter von sich aus nichts unternehmen will.«
»Als Frau von der
Hardt sich beruhigt hatte, wirkte sie nach meiner Auffassung sehr unberührt.
Viel zu cool für eine Mutter, deren Sohn gerade arg zugerichtet worden ist. Ich
habe mich gewundert, dass sie Nico anfuhr, er solle sich zusammenreißen, als
der junge Mann zwischendurch vor Schmerzen aufstöhnte. Mein lieber Mann – die
möchte ich trotz ihres ganzen Geldes nicht als Mutter haben. Schön. Sobald ich
Neues in Erfahrung bringen kann, melde ich mich wieder.«
Werner Schöller
hatte dem Telefonat aufmerksam gelauscht. »Mir scheint, da geht es richtig
rund. Was ist, wenn wir die Jeans finden und damit eine Beweislage schaffen,
weil die Mikrofasern identisch sind mit denen aus Friedrichstadt und von der
Eisenbahnbrücke?«
»Ich gehe davon aus,
dass Nico von der Hardt für die beiden Morde nicht infrage kommt. Und um meine
These zu beweisen, suchen wir die Hose.«
»Ich nehme an, der
Junge hat noch mehr Jeans. Vielleicht hat er eine der anderen getragen.«
Christoph legte
Schöller vertraulich die Hand auf die Schulter. »Es würde uns die Sache sicher
vereinfachen, wenn wir alle Jeans aus dem Einzugsbereich einsammeln könnten, in
dem wir den Mörder vermuten. Stell dir vor, wie man in Süddeutschland über uns
spotten würde, wenn die Bildzeitung als Titelzeile schreibt: Husumer Polizei
lässt die männlichen Bürger Nordfrieslands nackt herumlaufen.«
»Jetzt sprichst du
schon wie Große Jäger«, stellte Werner Schöller fest. »Gut, ich werde mich
weiter bemühen. Was soll geschehen, wenn wir den derzeitigen Lagerort des Mülls
aus St. Peter kennen?«
»Wir werden sehen«,
antwortete Christoph ausweichend und musste unwillkürlich noch einmal an den
Chef denken, der in der darüberliegenden Etage seine letzten Stunden im
Polizeidienst verbrachte. Bis gestern wäre er zu Grothe gegangen. Der
Polizeidirektor hätte mit seinen Verbindungen eine Lösung gefunden, und wenn
die Einsatzhundertschaft aus Eutin quer durch das Land angerückt wäre, um die
Abfallberge zu durchstöbern. Und jetzt?, dachte Christoph. Wir wissen immer
noch nicht, wer die Nachfolge Grothes antreten wird. Jedenfalls war es kein
gutes Omen, dass Dr. Starke vorhin an Christophs Beförderungszeremoniell
teilgenommen hatte.
Christoph ging in
sein Büro und suchte im Computer nach dem BMW M 6 Coupé, von dem Stefan Dettinger
gesprochen hatte. Der Wagen war erst drei Monate alt und auf Isabelle von der
Hardt zugelassen. Warum ließ die Frau Feichtshofer gewähren und ermöglichte ihm
die Flucht mit ihrem Auto, dem Dreier- BMW ?
Es schien Christoph, als würde Nicos Mutter durch ihre Zurückhaltung etwas
verbergen wollen.
Christoph fuhr
zurück nach Friedrichstadt. Er wunderte sich, dass Große Jäger sich
zwischendurch nicht voller Ungeduld gemeldet hatte.
Auf der Bundesstraße
kam ihm eine nicht abreißende Kolonne von Autos entgegen, deren Insassen das
schöne Septemberwochenende an der Küste genießen wollten. Auch hatten
zahlreiche Touristen den Weg nach Friedrichstadt gefunden und schlenderten
durch die malerische Altstadt des Idylls zwischen Eider und Treene.
Christoph fand einen
Parkplatz im Zentrum des Ortes und erklomm die Stiege zum Obergeschoss des
Cafés, von dem aus man einen Blick auf die Große Brücke, die Gracht und die
Kleine Brücke hatte, an der sie die tote Ina Wiechers gefunden hatten. Zwischen
den Kronen der mächtigen Bäume am Burggraben konnte man das Wohnhaus der
Hauffes sehen.
Große Jäger saß an
einem Fensterplatz und sah auf, als Christoph eintrat. »Da freue ich mich aber,
dass du mich nicht völlig vergessen hast«, sagte er zur Begrüßung. »Ich weiß
jetzt auch, weshalb du dich heute so in
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