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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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voranstapften.
    Huy war jetzt in Gesellschaft einer kleinen Horde von Kindern, die auf dem Weg zur Schule waren; ihre neugierigen Blicke wanderten von den Ochsen zu ihm - diesem ungewöhnlichen Mann, der anscheinend nichts zu tun hatte. Beklommen setzte sich Huy in Bewegung und überquerte den Platz in derselben Richtung, die auch das Transportgespann nahm; bald hatte er es überholt und verschwand im Labyrinth der kleinen Straßen an der Südseite, seinem Wohnviertel. Es wurde schon heiß, und der Geruch von Fisch und Gewürzen, so vertraut, daß er ihn kaum noch bemerkte, lag in der Luft und hieß ihn willkommen.
    Sein Haus ähnelte allen anderen in der Straße: einstöckig, mit schmaler Fassade und einer offenen Dachterrasse. Hinten lag ein kleiner Garten, und gegenüber gab es - ein Vorteil - nicht etwa eine Reihe ähnlicher Häuser, sondern einen kleinen Platz, der um diese Tageszeit fast menschenleer war. Die Leute, die in diesem Viertel wohnten, arbeiteten entweder auf dem Fluß oder auf den Märkten, was bedeutete, daß sie schon vor Morgengrauen aufstanden und fortgingen. Andere arbeiteten in den Bordellen und Speiseschenken und standen meistens nicht vor Mittag auf. Huy, der in den Bordellen Trost gesucht hatte, als Aset weggegangen war, kannte inzwischen einige der Mädchen.
    Am Rande des Platzes blieb er stehen und schaute zu seinem Haus hinüber. Es sah einsam und abweisend aus, und er erwog, gar nicht hineinzugehen, sondern sich nach rechts zu wenden und ungefähr zweihundert Schritte durch eine schmale Gasse zu gehen, bis sich der nächste Platz auftat. Dort gelangte man durch eine schäbige Akazienholztür, über der ein Schild mit der Inschrift »Stadt der Träume« hing, in mehrere halb unterirdisch gelegene Räume. Hier konnte man gegen Entgelt, für einen bescheidenen Silber -Kite, jederzeit Essen, Trinken oder Liebe bekommen. Die Hausmutter, eine vierzigjährige, ungeheuer fette Nubierin namens Nubenehem, hatte Huy bei seinem ersten Besuch erzählt, ihr Geschäft sei es, rund um die Uhr Trost zu spenden.
    Aber diese Art von Trost nutzte Huy nicht mehr viel. Er brauchte etwas Handfesteres: Eine neue Aset, keinen schalen Ersatz für die alte. Er verwarf die Idee und ging über den Platz hinweg auf sein Haus zu.
    Er griff hinter die billige Tamariskentür, ertastete den Steinriegel und fühlte, daß er bereits zurückgeschoben war. Sofort war er auf der Hut; vorsichtig drückte er die Tür auf und ging die drei Stufen hinunter, die geradewegs in das weißgekalkte Wohnzimmer führten. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, daß alles an seinem Platz war. Ein niedriger Tisch und drei Stühle bildeten das Hauptmobiliar; auf einer aus Ziegeln gemauerten erhöhten Estrade waren eine Palmstrohmatte und ein gemustertes Leinentuch ausgebreitet; hier hielt er seinen Nachmittagsschlaf. Die Figuren des Bes und des Horus schauten ungerührt aus ihren Nischen herab.
    Huy blieb in der Mitte des Zimmers stehen und spitzte die Ohren, um zu hören, ob von oben ein Geräusch käme. Über der Holzdecke rührte sich nichts, was aber nicht hieß, daß niemand dort war.
    Auf Zehenspitzen ging er an der Treppe vorbei, die zu den beiden Schlafkammern hinaufführte, und auf den Vorhang am anderen Ende des Zimmers zu, hinter dem Küche und Badezimmer lagen. In beiden Räumen war nichts durcheinandergebracht, aber es war deutlich zu erkennen, daß sie benutzt worden waren. Die Waschplatte aus Kalkstein war naß, und die niedrige Mauer, die sie umgab, ebenfalls. Die Wasserkrüge aus rotem Ton waren leer, und ein rauhes Leinenhandtuch war zwar ordentlich zusammengefaltet, aber offenkundig gebraucht worden. In der Küche lag eine Kräuterbrotkruste auf einem Holzteller, und in dem leeren Becher entdeckte er einen Rest rotes Bier.
    Huy wollte im Garten nachschauen, als ein leises Geräusch aus dem Wohnzimmer ihn erstarren ließ. Jemand kam die Treppe herunter.
    Huy lief rasch durch den kurzen Gang zwischen Küche und Wohnraum und riß den Vorhang zur Seite.
    Der Mann auf der Treppe blieb stehen, wo er war, und schaute Huy halb verstohlen, halb beschwörend an. Er war vierzig Jahre alt und groß, und sein Gesicht wirkte auf den ersten Blick kraftvoll, bis man das weiche Kinn, die breiten Lippen und die Antilopenaugen bemerkte. Weil Huy ihn nie ohne das lange Haar, das Symbol der Hofbeamten, gesehen hatte, erkannte er ihn nicht gleich. Als er es dann tat, geschah es mit gemischten Gefühlen.
    »Surere.«
    »Ja.« Der

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