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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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ehemalige Verwaltungsbeamte und der ehemalige Schreiber begrüßten einander mit zurückhaltender Freundlichkeit; sie wußten nicht recht, welche Rollen sie spielen sollten, jetzt, da ersterer seine hohe Stellung verloren hatte. Es sah aus, als spiele Surere mit dem Gedanken, noch einmal seinen Rang herauszukehren, dessen er sich in der Stadt des Horizonts erfreut hatte, aber offenkundig überlegte er es sich rasch anders. Er war nichts als ein entflohener Sträfling, und er wußte nicht, wem Huys Loyalität heute gehörte.
    Surere setzte ein lahmes Lächeln auf. »Ich liefere mich deiner Gnade aus. Hoffentlich ist mein Vertrauen nicht fehl am Platze.«
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte Huy.
    Der große Mann zuckte die Achseln. »In den Arbeitslagern hieß es, nicht alle wären verhaftet worden, niedere Beamte hätte man laufen lassen... « Er verstummte, bereute schon, daß er diese Worte benutzt hatte; hastig begab er sich auf festeren Boden. »Und die Matrosen auf der Barke wußten von einem ehemaligen Schreiber, der mitgeholfen hätte, eine Bande Flußpiraten zu zerschlagen. Ich wußte natürlich nicht, ob sie von dir sprachen, denn sie nannten deinen Namen nicht. Darf ich herunterkommen?«
    »Natürlich.« Huy entspannte sich; denn unwillkürlich war er auf der Hut gewesen. Etwas zuversichtlicher kam Surere auf spindeldürren Beinen die Treppe herunter.
    »Es geschah wahrlich durch die Gnade des Aton, daß die Barke, auf der ich war, hier anlegte«, fuhr Surere fort. »Ich wußte, nirgends würde ich mich besser verstecken oder um Hilfe bitten können als in der Südlichen Hauptstadt.«
    »Was hast du vor?« fragte Huy. Er wollte den Mann nicht im Haus haben. Mit Surere auszukommen, war nicht leicht; er war immer einer von Echnatons eifrigsten Beamten gewesen und hatte in seiner blinden Ergebenheit alle anderen übertroffen. Diese Treue war durch die besondere Gunst der Großen Königin Nofretete belohnt worden. Immerhin war sein Glaube an die Lehren des Aton echt und tief gewesen und gänzlich frei von dem politischen Kalkül, das viele seiner Kollegen geleitet hatte. Sein unerschütterlicher Glaube hatte ihm viele Feinde eingebracht, nicht zuletzt deshalb, weil er in dessen Namen über Leichen ging - in der felsenfesten Überzeugung, der hehre Zweck heilige jedes Mittel.
    »Ich habe mich eine Woche lang versteckt gehalten und nach Freunden gesucht, die den alten, wahren Glauben mit mir teilen. Es ist schwer, die richtigen Fragen zu stellen, ohne Verdacht zu wecken, zumal wenn du von Tag zu Tag müder, schmutziger und zerzauster aussiehst, wenn dein Kopf kahlgeschoren ist und die Medjays nach einem entflohenen Politischen suchen.«
    Huy ging darüber hinweg, daß seine eigene Frage unbeantwortet geblieben war. »Dann hast du Glück gehabt, daß du mich gefunden hast.«
    Surere schenkte ihm ein Lächeln, das entwaffnend sein sollte. »Ein paar Matrosen unten am Hafen, die auf den Goldbarken arbeiten, haben mir erzählt, wo du wohnst. Ich glaube, sie schöpften kein Mißtrauen. Jedenfalls hatten sie eine hohe Meinung von dir. Gestern abend, als es dunkel war, bin ich hergekommen. Du warst nicht zu Hause, und da habe ich die Tür geöffnet, gebadet und gegessen. Ich wußte, du würdest mir diese Gastfreundschaft nicht abschlagen. Mir, einem alten... Freund.«
    »Immerhin war es riskant. Auch für mich. Wenn die Medjays dich hier gefunden hätten... «
    Surere wollte aufbrausen. Wie von selbst kam ihm ein Tadel auf die Zunge, aber dann besann er sich, daß sein einstiger hoher Rang nun nicht mehr zählte, und er beherrschte seinen Zorn. Huy war nicht entgangen, was in seinem Gegenüber vorging. Aber noch etwas anderes hatte der ehemalige Schreiber bemerkt.
    »Gefangene bekommen ein Brandzeichen. Aber du bist nicht gebrandmarkt.«
    »Kriminelle werden gebrandmarkt. Politische nicht.«
    Huy sah ihn an und dachte an den Steinhauer, der in fünf Tagen hingerichtet werden würde, wenn Surere bis dahin nicht gefaßt war. »Was hast du für Pläne?« fragte er noch einmal.
    Surere spreizte die Hände. »Ich brauche Kleider und eine Perücke - eine dunkle, glatte. Dann brauche ich Sandalen, ein Messer... «
    »Wo willst du hin? Was willst du anfangen?«
    Surere sah ihn scharf an. »Ich will hinauf in den Nordosten. Dort ist ein schmaler Landstreifen zwischen dem Nordufer des Östlichen Meeres und dem Großen Grünen. Dort will ich hinüber, und dann weiter ins alte Nordreich.«
    Huy sah ihn an. »Aber die Gegend ist

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