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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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geringsten veränderte?
    Merymose schien kein Verlangen zu spüren, as Haus zu betreten. Breitbeinig, die Arme vor er Brust verschränkt, den Oberkörper leicht Seite geneigt, stand er gelangweilt vor der ur- Selbst die gaffenden Passanten schienen 1 n nie t zu scheren. Huy kam der Gedanke,
    dies sei doch ein merkwürdiges Benehmen für einen, der acht Stunden zuvor mit solcher Dringlichkeit von einem Fest abberufen wurde, daß seine Vorgesetzten ihm Pferde schickten. Warum mir darüber Gedanken machen, dachte Huy. In einer Minute wäre ohnehin alles vorbei. Vielleicht war die Durchsuchung seines Hauses der Grund gewesen, warum man Merymose abberufen hatte. Und dieser Merymose war zweifellos ein kluger Mann, und...
    Huy blickte zum Haus. Wie lange war es her, daß die Polizisten hineingegangen waren? Sie hätten Surere doch schon längst finden müssen, zumal, wenn sie ihn im Schlaf überrascht hatten. Bevor Huy es verhindern konnte, war die Hoffnung, jener hinterlistige, verführerische Dämon, in seinem Herzen erwacht. Es konnte nicht sein! Unmöglich! Selbst wenn er nicht mehr da war, mußte Surere doch Spuren hinterlassen haben; er hätte gar keine Zeit gehabt, sie zu verwischen. Oder doch?
    Noch während diese Gedanken in seinem Herzen miteinander rangen, trat der erste Polizist wieder auf die Straße, dicht gefolgt von seinen beiden Kollegen. Alle drei waren noch jung, siebzehn oder achtzehn Jahre vielleicht, und offensichtlich hatten die vielen Hausdurchsuchungen, die sie anfangs so aufregend fanden, inzwischen ihren Reiz verloren. Ihre Gesichter waren müde und stumpf.
    »Und?« fragte Merymose der Form halber.
    »Nichts, Hauptmann.«
    Huy merkte, daß Merymose ihn ansah, und er zwang sich, ein gleichmütiges, ja, entspanntes Gesicht aufzusetzen. Er wußte, er war kein guter Schauspieler und war sich sicher, Merymose würde ihm seine Anspannung anmerken, aber wenn es so war, dann zeigte er es nicht. Er schickte die Polizisten fort, machte aber selbst keine Anstalten, zu gehen. Huy fürchtete schon, er würde jetzt selbst eine gründlichere und fachmännischere Hausdurchsuchung vornehmen, bei der sich zeigen würde, daß - was? Surere war mit nichts gekommen, und so war er auch wieder gegangen - es sei denn, er hatte Proviant aus der kargen Vorratskammer mitgenommen oder den in einer Wandnische versteckten, verschrammten Kasten aus Ahornholz gefunden und ausgeplündert, der die Handvoll Kupfer, Gold und Silber enthielt, die von Tahebs Honorar noch übrig war.
    Der Medjay faßte anscheinend einen Entschluß. »Komm mit«, sagte er. »Ich will dir etwas zeigen.«

D REI

    Das Mädchen war nicht älter als vierzehn. Sie lag auf einem geschrubbten Holztisch unter einem Palmwedeldach in einer Ecke des weiten, schattigen Hofes im Haus des Heilens. Mit Wasser getränkte Leintuchbündel lagen um die Leiche, um sie kühl zu halten, aber trotz aller Bemühungen der Wärter waren die hartnäckigen Fliegen nicht zu vertreiben, und obwohl die Jahreszeit des schemu noch nicht weit fortgeschritten war und die Sonne noch nicht allzu heiß brannte, war ihr Gesicht bereits aufgedunsen.
    Huy sah keinerlei Spuren am Körper, die auf die Todesart hingedeutet hätten. Das Mädchen war nackt bis auf die goldenen, smaragdbesetzten Reifen an Knöcheln und Handgelenken. Ein reiches Mädchen also; aber das sah man auch schon an der zarten Haut und den feinen, weichen Händen, die gekreuzt über den kleinen Brüsten lagen.
    »Was ist das?« fragte er Merymose vorsichtig. Sie standen nebeneinander bei der Leiche. Eine leichte Böe wirbelte durch den Hof und trieb ihnen den süßlichen Verwesungsgeruch in die Nase.
    »Etwas, wobei ich deine Hilfe brauche. Oder wenigstens deinen Rat.«
    Huy sah seinen Begleiter an, aber dessen ernstes Gesicht verriet nur Besorgnis und keine Spur von Mißtrauen.
    »Aber du kennst doch meine Geschichte. Deine Vorgesetzten werden es wohl kaum billigen, wenn du meine Hilfe in Anspruch nimmst.«
    Merymose erwiderte seinen Blick. »Das mag schon sein. Aber ich bin schließlich dafür verantwortlich, die Ursache ihres Todes zu ermitteln. Wie dem auch sei, meine Bitte an dich ist keine offizielle.«
    Huy zögerte. »Es ist schwierig für mich. Du darfst nicht vergessen, wer ich bin und wer ich war. Und jetzt, da ein politischer Gefangener entflohen ist, werden bestimmt alle, die in der Stadt des Horizonts waren, unter verstärkte Beobachtung gestellt werden.«
    »Ja, dein Haus wird zweifellos bewacht

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