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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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jeder Ordnung, die die Stadtplaner ihm vielleicht einmal hatten aufzwingen wollen, widerstanden und war darüber hinausgewuchert. Huy kannte sich hier genau aus. Trotzdem gelang es ihm nicht, seinen Verfolger abzuschütteln. Schließlich gab er den
    Versuch auf und ging auf direktem Weg nach Hause. Er war schon in seine Straße eingebogen, als er jemanden hinter sich laufen hörte. Er drehte sich um und sah Merymose auf sich zukommen.
    »Ich danke dir für diese Stadtführung«, sagte der Medjay. Er sah erschöpft und verzagt aus, aber sein Mund war zu einer entschlossenen Linie zusammengepreßt.
    »Du warst das? Ich hätte gedacht, daß du ein geschickterer Beschatter bist.«
    »Du solltest ja merken, daß dir jemand folgt. Ich wollte, daß du mich kreuz und quer durch das Viertel führst, um eventuelle andere Verfolger loszuwerden.«
    »Wieso?«
    »Das erzähle ich dir drinnen. Ich dürfte nicht hier sein und schon gar nicht mit dir reden, aber mir bleibt keine andere Wahl.«
    Als sie in Huys Wohnzimmer saßen, entspannte sich Merymose, aber nur ein wenig; er hielt es nicht lange auf seinem Stuhl aus, sondern stand immer wieder auf und ging auf der schmalen Fläche zwischen Eingangstür und Rückwand hin und her.
    »Zunächst sollte ich dir erklären, weshalb du nichts mehr von mir gehört hast, nachdem du dir Iritnofrets Leiche angesehen hattest. Jemand muß unser Zusammentreffen weitergemeldet haben, denn ich wurde am nächsten Tag in die Gemächer des Priester-Verwalters im Palast befohlen, wo man mir eine Standpauke hielt: Es sei ein Verstoß gegen die Berufsehre der Medjays, bei einer amtlichen Ermittlung eine geächtete Person hinzuzuziehen. Ich hatte noch Glück, daß ich den Fall behalten durfte.«
    »Hast du Fortschritte gemacht?«
    »Man läßt mir ja keinen Spielraum. Ich konnte nicht einmal selbst mit Ipuky sprechen. Mag sein, daß es mich auch nicht weitergebracht hätte; so, wie die Dinge stehen, weiß ich nur eins mit Sicherheit: daß er ein unnahbarer Vater war. Als die Mutter des Mädchens fort war, verlor er das Interesse an seiner Tochter und überließ ihre Erziehung einer seiner Hausdamen, einer strengen Frau, die Iritnofret wegen kleinster Verstöße gleich auspeitschen ließ. Das Mädchen ist ohne Liebe auf ge wachsen.«
    »Dann weißt du doch schon viel.«
    »Was nützt mir das? Ich habe keinen einzigen Hinweis, den ich verfolgen könnte. Und jetzt hat man mir den Fall aus den Händen genommen.«
    Huy sah ihn an. »Wer leitet ihn jetzt?«
    »Kenamun.«
    Huy kannte den Mann vom Sehen und Hörensagen. Im Temperament glich er Surere -ein ehrgeiziger Mann, der alles daran setzte, an die Spitze der Macht zu gelangen und als Mittel zum Zweck die Priesterschaft gewählt hatte. Er war in seiner Treue zu Amun und den alten Göttern ebenso starr wie Surere in seinem Verhältnis zum Aton. Unter Echnaton war er in die Oase Kharga geflohen, um dem Tod zu entrinnen. Nach der Wiederherstellung der alten Ordnung hatte seine Loyalität ihm eine gute Position verschafft; er war jetzt Kommissar der Polizei für Religiöse Konformität - ein Posten, der nicht verhinderte, daß er auch auf anderen Gebieten tätig war, wenn Haremheb es für richtig hielt.
    »Wann ist es dazu gekommen?«
    »Gestern.«
    »Weißt du, warum?«
    Merymose seufzte. »Es hat wieder einen Mord gegeben. Sie glauben allmählich, es ist das Werk eines Dämons. Aber wie denn? An der Leiche sind keine Spuren von Gewalt zu sehen.«
    »Wer ist es?«
    »Die jüngste Tochter des Hauptschreibers Reni. Er hat fünf Kinder - drei Töchter und zwei Söhne.«
    »Wie alt war sie?«
    »Am Opet-Fest wäre sie vierzehn geworden.«
    Huy machte ein finsteres Gesicht. »Und wie wurde sie gefunden?«
    »Die mittlere Schwester fand sie am Teich in ihrem Garten. Die Familie hat ebenfalls ein Haus im Palastbezirk. Sie war nackt und lag so friedlich da, als hätte Anubis selbst sie gebettet.«
    »Hast du sie mit eigenen Augen gesehen?«
    »Ja. Reni befahl, den Leichnam nicht anzurühren, und schickte einen Diener geradewegs zu mir. Ich hätte erst Meldung machen müssen. Aber ich riskierte eine erneute Maßregelung, und machte mich sofort auf den Weg.«
    »Hast du mit Reni gesprochen?«
    »Ja. Er ist ein intelligenter Mann, aber er war so verzweifelt über den Tod seiner Tochter, daß er kaum sprechen konnte. Sein Haus ist groß, und seine Kinder leben zwar noch alle unter seinem Dach, sind aber alt genug, ihre eigenen Wege zu gehen. Er und seine Hauptfrau aßen

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