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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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Erfolg?«
    »Nein.«
    »Was hältst du von ihm?«
    Taheb sah ihn nachdenklich an, bevor sie antwortete. »Es ist schwierig, ihn zu beeindrucken. Nicht, daß ich es je versucht hätte.«
    »Ich werde es vielleicht müssen.«
    »Merymose ist tapferer, als ich dachte, wenn er ausgerechnet zu Kenamun gehen will, um ihn zu bewegen, die Hilfe eines ehemaligen Schreibers des Großen Verbrechers in Anspruch zu nehmen.«
    Taheb schenkte Wein ein, und der Anstand gebot, ihn zu trinken, obwohl sich alles in Huy dagegen sträubte. Aber zu seiner Überraschung war der Wein leicht, jung und mit Honig gewürzt, und es war noch ein anderer Geschmack darin, so fein, daß er ihn nicht identifizieren konnte. Die Flüssigkeit durchflutete ihn wie Sonnenlicht und hatte keineswegs die befürchtete Wirkung.
    »Auf das Leben«, sagte sie und trank ihm zu.
    »Auf das Leben«, antwortete er.
    Sie sah ihn einen Moment rätselhaft an. Dann sagte sie: »Ich halte dich von irgend etwas ab. Du verheimlichst es mir.«
    Er lächelte. »Ich wollte versuchen, in den Palast zu kommen.«
    »Dann hättest du ohnehin vorher zu mir kommen sollen. Sie würden dich niemals allein hineinlassen, auch wenn du deine besten Sachen anhast. Was dachtest du, wofür du dich ausgeben könntest?« Die gleichen Worte hätte auch die alte Taheb sagen können, aber sie hätten sarkastisch geklungen. Jetzt waren sie gewürzt mit Humor und zarter Ironie. Huy fand es unmöglich, sich nicht zu entspannen.
    »Daran hätte ich denken sollen«, sagte er. Er war sich plötzlich ganz sicher, daß Taheb eine Verbündete war, die man günstig stimmen mußte. Vielleicht hatte der Wein ihn verzaubert, aber plötzlich wußte er, daß das, was ihn bisher hatte zaudern lassen - ihr hoher gesellschaftlicher Rang -, ihm jetzt als lächerliches Hindernis erschien.
    »Ich kenne Ipuky über Amotju, und Reni und mein Vater waren befreundet.«
    »Reni? Du weißt also von seiner Tochter?«
    »Ja. Es ist eine Tragödie. Sie war so vertrauensvoll. Wer konnte so etwas nur tun? Und warum?«
    »Es braucht keinen Grund zu geben.« Aber Huy wurde nachdenklich.
    Taheb lächelte ihn an. »Du kannst mir deine Fragen ruhig stellen, Huy. Du möchtest wissen, wieviel ich weiß, und woher ich es weiß. Ich weiß es, weil die Reichen in dieser Stadt Zusammenhalten: Neuigkeiten verbreiten sich schnell zwischen den Familien. Es ist schwer, etwas geheimzuhalten, aber in diesem Fall war das auch gar nicht erwünscht, denn alle sind entsetzt. Leute mit halbwüchsigen Kindern geraten allmählich in Panik, vor allem, wenn es Mädchen sind.«
    »Wo sind deine Kinder?«
    »Ich habe sie zu meinem Bruder in die Nördliche Hauptstadt geschickt, bis du diesen Fall für uns aufgeklärt hast.«
    »Dein Vertrauen ist groß.«
    »Wenn es nicht das Werk böser Götter ist, wirst du ihn aufklären.«
    »Der Zufall ist mein einziger Verbündeter.«
    »Er ist kein so schlechter.«
    Beide schwiegen. Die Spannung in der Luft war mit Händen zu greifen, als habe sie sich in eine klare, dicke Flüssigkeit verwandelt. Ob es am Wein lag, daß er sich so wohl dabei fühlte, fragte sich Huy. Jede Pore seiner Haut war so empfindsam wie nach dem Luxus eines heißen Bades. Er stand vor dem Balkon. Taheb stellte ihren Wein ab, erhob sich und kam zu ihm. Sie nahm ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn auf die Balkonmauer. Dann ruhten ihre Arme leicht auf seinen Schultern, Haut an Haut. Es brannte.
    »Komisch«, murmelte sie. »Amotju war so schlank und groß. Du bist mehr wie ein Soldat gebaut oder wie ein Bootsführer, nicht wie ein Schreiber.«
    »Mein Spitzname in der Schreibschule war Bes. Was hast du in den Wein getan?«
    »Nur ein bißchen Alraunfrucht. Du hast dich eine Ewigkeit nicht bei mir sehen lassen, und ich wollte dich haben, seit ich dich beim Abendessen wiedergesehen hatte. Ich wollte mir deiner sicher sein, verstehst du.«
    »Hast du auch etwas genommen?«
    »Natürlich. Es verstärkt den Spaß. Sagt man wenigstens - ich habe es noch nicht versucht.«
    »Woher kanntest du dann die richtige Dosis?«
    Sie lachte. »Hörst du nie auf mit deiner Fragerei? Ich will dich an mir fühlen.«
    Ihre Hände ließen ihn los und huschten zu ihrem Nacken, wo sie einen Verschluß öffnete. Als sie die Hände wegnahm, fiel das Gewand wie ein Vorhang und offenbarte einen kräftigen, schlanken Körper mit breiten Hüften und üppigen Brüsten.
    »Gefällt dir, was du siehst?«
    Die Luft um ihn herum begann, sanft zu schwimmen, und er

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