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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Geschwindigkeit!«
    Wie sich zeigte, waren diese beiden Faktoren nicht allein ausschlaggebend. Sie mussten leider mit der Beinlänge multipliziert werden.
    Der Bär brummte etwas, als der Dachshund gegen seinen Bauch stieß und hart auf den Boden fiel. Trotz der wie Christbaumschmuck an ihm hängenden Dachshunde schien er bester Laune. Die Verwunderung war seinem Gesicht deutlich anzusehen, als einer der kleinen, wurstähnlichen Hunde zu ihm sprach.
    Es war Zamperl, der gerade versucht hatte, ihn zu beißen. » Findest du das wirklich lustig, du großes, haariges Ungetüm? Wir werden dich fällen wie Biber eine tausendjährige Eiche. Hast du mich verstanden? «
    Und genau das hatte der Bär zu seinem eigenen Erstaunen. »Du sprichst Fisch?«, fragte er deshalb.
    »Ein bisschen.«
    »Ach was«, erwiderte der Bär. »Fließend!« Er hörte auf, sich zu drehen, wodurch er die Hunde in aller Seelenruhe aus seinem Pelz pflücken konnte. »Als wärst du damit groß geworden.«
    »Hör auf, das sagst du jetzt doch nur, weil ich dir sonst den Hals durchbeiße.«
    »Nein, ich meine es ehrlich!«
    »Na gut, du hast ja Recht. Ich hab’s von den Fischen in der Kanalisation gelernt. Hab lange Zeit am Fluss Wache geschoben, und da kommt man eben ins Gespräch. Deshalb fresse ich auch keine Tiere mit Flossen. Ich mag nichts in den Mund nehmen, mit dem ich vorher geredet haben könnte.«
    »Und ich mag nur Sachen fressen, mit denen ich vorher gesprochen habe. Das macht es irgendwie persönlicher.«
    Die anderen Dachshunde hatten ihre Angriffe mittlerweile eingestellt, da Zamperl gurgelnde Geräusche von sich gab, genau wie der Bär. So kannten sie ihren Bruder nicht. Normalerweise gurgelte er nur, wenn er sich wieder ein zu großes Stück Ratte geschnappt hatte und es im Schlund festhing. Diesmal schienen seine Atemwege allerdings völlig frei zu sein.
    »Heißt das, du willst mich jetzt essen?« , fragte Zamperl den Bären.
    »Nein, ihr riecht so komisch. Nach Mensch.«
    Dann war das Shampoobad also doch zu etwas gut gewesen, Zamperl entspannte sich. »Ich hab auch nicht mehr so richtig Lust, dich zu beißen.«
    »Das finde ich einen sehr sympathischen Zug von dir!«
    Zamperl wunderte sich über die guten Manieren des Bären. Er hatte diese riesigen Wesen immer für etwas tumb gehalten. Obwohl die Zirkushunde schon oft erzählt hatten, dass man sich in Bären täuschen konnte. Sie mussten wohl grandiose Nummern zustande gebracht haben.
    Nachdem sie sich einige Zeit angeregt weiter unterhalten hatten, stieß ein anderer Dachshund Zamperl mit der Schnauze an.
    »Erzählt ihr euch Schwänke aus der Jugend?«
    »Wäre es dir lieber, er haut dir auf die Rübe?«
    Der andere Dachshund erwiderte nichts.
    »Der Bär weiß nicht mehr, was er tun soll«, berichtete Zamperl weiter. »Er meint, die Wölfe hätten ein Recht, sich ihr Land zurückzuholen. Aber uns mag er auch.«
    »Kann ich verstehen. Also das Letzte!«
    »Er hat gesagt, er schläft jetzt ein bisschen und lässt sich die ganze Sache durch den Kopf gehen.«
    Die Dachshunde dagegen johlten.
    »Dann machen wir jetzt erst mal die Wildschweine fertig!«
    Doch die hatten sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Dafür hörten sie nun Schreie, einer davon war besonders durchdringend. Sie kamen vom Ortsausgang.
    »War das nicht gerade einer von den bekloppten Zirkusjungs? Hat die jemand in letzter Zeit gesehen?« , fragte Zamperl.
     
    Die Kralle hatte auf Verstärkung durch die Schmutzwölfe gehofft. Vergeblich. Die Brüder aus den Abruzzen hatten das Triumvirat enttäuscht. Auch die Wildschweine waren nicht mehr zu ihnen gestoßen. Jetzt musste es eben ohne sie gehen. Und das würde es. Die Zirkushunde hatten sämtlich in der Kirche Zuflucht gesucht. Es gab nur zwei Eingänge. Einen von der Sakristei aus, einen von der Piazza. Der erste war sehr schmal, deswegen reichte dort einer aus, vom Haupttor drangen sie zu zweit ein und schlossen die Flügel mit ihren Häuptern hinter sich.
    Einen nach dem anderen der ausgedienten Manegenstars würden sie sich vornehmen. In einer größeren Gruppe wäre ein wunderbares Gemetzel möglich gewesen. Das war zwar wolfsuntypisch, denn mehr als ein Tier brauchte es schließlich nicht zum Überleben, die anderen ließ man als Vorrat weiter herumlaufen, doch in diesem Fall wäre es etwas anderes gewesen. Das pure Vergnügen der Raserei.
    Die Zirkushunde verwandelten sich in einen panischen Haufen, bei dem jeder versuchte, die Spitze einer Pyramide

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