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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Haupt über den Kopf des kleinen Zweibeiners streicheln konnte.
    Doch die beiden wollten gar nicht absteigen.
    Die ausgewachsenen Zweibeiner näherten sich, die Hände erhoben, als wollten sie ihre Größe demonstrieren. Andere hielten Fackeln hoch, damit alles hell erleuchtet war.
    Laetitia bekam es mit der Angst zu tun und stand wieder auf. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen. Wo sollten sie jetzt nur hin?
    Weg. Nur weg.
    Doch bevor sie fliehen konnte, kam ein feister Bracco Italiano , wünschte »Einen wunderbaren Abend, die Damen«, setzte sich auf seine Hinterpfoten und legte die vorderen aneinander. »Die tun nix«, beruhigte er die Wölfinnen. »Die wollen nur gucken.«
    Die Zweibeiner raunten und wurden dann ganz leise. Es war jene Art von Stille, die durch ausgiebiges Flüstern entstand.
    »Wusste gar nicht, dass man auf euch reiten kann«, sagte die Bracke amüsiert. »Ich hab das ja persönlich immer abgelehnt. Aber die kleinen Stinker scheinen ja gar nicht mehr von euch runter zu wollen, und das, obwohl Isabella diese komischen Geräusche macht.« Die Wölfinnen starrten ängstlich in Richtung des mittlerweile auf die Knie gegangenen Zweibeiners, den die Bracke Isabella genannt hatte. Diese versuchte die Welpen zu locken, mit einem Stück Futter, das an einem kleinen Stöckchen angebracht war. Sie hatte es sich extra kurz in den Mund gesteckt, um zu zeigen, dass es nicht giftig war.
    Die Welpen reagierten nicht.
    Das heißt, einer tat es. Valentinian schnappte sich das Fressen.
    Isabella traute sich näher. Laetitia konnte ein Zähnefletschen nicht unterdrücken, doch sie hielt still, als ihr Isabella das Jungtier vom Rücken nahm. Oder es zumindest versuchte. Denn es wollte immer noch nicht fort. Hielt sich fest. Riss an Laetitias Fell.
    Erst als die alte Wölfin böse aufknurrte, ließ es los, fing an zu weinen, streckte die kleinen Ärmchen in Isabellas Richtung. Und jaulte schließlich auf, als sei es selbst ein kleiner Wolf.
    Laetitia wandte den Blick ab.
    Placidia hatte die Augen geschlossen und ihr Haupt auf den Boden gepresst, die Ohren angelegt, sie wollte nicht mehr mitbekommen, wie man ihr diese Jungen entriss. Valentinian kam und leckte ihr über die Schnauze.
    »Lass uns schnell verschwinden.« Laetitia stand auf.
    »Ich sag euch was«, die Bracke stellte sich direkt vor die beiden Wölfinnen und senkte die Stimme. »Nach der Geschichte hier werden euch die Menschen goldene Wälder bauen und Wildschweingehege anlegen, an denen sich noch eure Kindeskinder sattfressen können. Diese Rettung macht euch zu Heiligen. Meine Güte, jetzt könnt ihr nicht nur das Dorf da unten haben, sondern das ganze Tal.«
     
    Dieser Kampf war der seine, doch er würde ihn jetzt nicht weiterführen. Sein Körper fühlte sich immer noch an, als wäre er in ein Wespennest gefallen. Die Kralle hatte unendlich viele kleine Wunden gerissen, die zwar alle schnell verschorft waren, doch immer noch stachen. Dazu kam ein Jucken, das schier unerträglich war.
    Er wäre eine Belastung für alle anderen im Kampf.
    Im Übrigen hatte jeder seine Aufgabe erhalten, nichts war dem Zufall überlassen worden. Dazu kam, dass der Nebel ihre Position weiter stärkte. Sein Rudel und ihre Verbündeten waren ihn weitaus mehr gewohnt als die Hunde.Er war ein weiterer Mitstreiter in dieser ungleichen Schlacht.
    Auch in Grarrs Nase kitzelte es, doch dieses Gefühl war angenehm, ja sogar erotisierend. Es versprach Ablenkung und Entspannung. Die Rückkehr zu einer Liebe, die ihn jeden Herbst zu sich rief. Der Trüffelduft stieg so massiv in Nase und Gaumen, dass er an Giacomos Worte denken musste. Es schien ein grandioses Jahr für die köstliche Bodenfrucht zu sein.
    Grarr spürte gleich, dass er nicht weit zu gehen brauchte, denn er nahm nicht einfach nur einen starken Geruch wahr, sondern auch das Wissen, wie weit die Fundstelle entfernt war, sogar wie tief er würde buddeln müssen, bis er das Begehrte fand. Sie würden gleich unter der Oberfläche liegen, und es waren unglaublich viele.
    Der Weg führte ihn fort von der Piazza, vorbei an der mit Gülle befüllten Badewanne und dem ehemaligen Schweinepfuhl, der mittlerweile leer war. Sämtliche Hausschweine waren in den Mägen der Besatzer verschwunden. Hinter Grarr erklang das Siegesheulen seines Rudels. Er war stolz auf sie, die Schmutzwölfe waren dagegen bisher eine echte Enttäuschung gewesen. Sie hielten sich zurück, knurrten mehr, als dass sie bissen, und suchten wie Welpen die

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