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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dampfte von ihm in dicken Schwaden.Es sah für einen Moment aus, als käme all der Nebel ringsum von ihm. Er spurtete zu Giacomo, seine Ohren aufgerichtet, den Fang vollends gebleckt.
    Giacomo blieb seelenruhig.
    »Und nun zu dir, Verräter. Nur eins: Warum hast du nicht eingegriffen?« Es klang wie die Frage eines Richters, der es nicht erwarten konnte, endlich das Todesurteil zu fällen. Und es auch gleich selbst zu vollstrecken.
    »Weißt du das denn nicht? Dann bist du vielleicht doch noch nicht so schlau, wie ich dachte.«
    »Du redest wirr!« Vespasian war so überrascht über die selbstsichere Antwort, dass sich seine Miene entspannte.
    »Das war dein Kampf. Hätten wir ihn gemeinsam ausgetragen, was wärst du dann? Nicht der Sieger, lass es dir gesagt sein. Du hättest einen Hund zur Hilfe gebraucht, um Grarr zu töten. Jetzt hast du ihn allein vernichtet. Und zu was macht dich das?«
    »Zum Leitwolf«, flüsterte Vespasian, seine Stimme kaum fester als Nebel. »Zum neuen Leitwolf ... «
    »Hätte ich dich sterben lassen? Nein, ich wäre dazwischengegangen. Hatte ich Vertrauen in dich? Ja. Hast du diesen Kampf gebraucht? Ist Biberkacke braun?«
    Vespasian kam auf Giacomo zu und leckte ihm das Fell, dort, wo Grarr die große Wunde gerissen hatte.
    »Ich wusste nicht, dass ihr Hunde so klug seid.«
    »Sind wir eigentlich auch nicht«, frotzelte Giacomo. »Ich bin die Ausnahme.«
     
    Es war beängstigend still, dachte Niccolò. Als wäre die Schlacht bereits entschieden, als wartete die Welt nur darauf, dass sich der Nebel lichtete und die Toten gezählt werden konnten.
    Und die Lebenden.
    Doch auf seinem Weg zum Weingut, auf dem der Dobermannmit Namen Junior lebte, fand er weder die einen noch die anderen.
    Nur die Schlafenden.
    Niccolò machte bei ihnen halt. Der Boden der wildwuchernden Wiese oberhalb Rimellas war aufgewühlt, als habe ein Traktor Furchen gezogen. Die tief atmenden Leiber sahen im fahlen Mondlicht friedlich aus. Vorsichtig pirschte er näher heran. Das Schnarchen klang glücklich, ab und an wurde es von einem Schmatzer oder einem satten Grunzer unterbrochen.
    Über der unwirklichen Szenerie lag dick wie Schmalz der Duft von Trüffeln.
    Die kreuz und quer liegenden Wildschweine, die einfach auf der Stelle umgekippt waren, als der Schlaf sie nach ihrer Fressorgie übermannt hatte, wirkten wie große pelzige Pilze. Es musste eine gewaltige Menge Trüffel gewesen sein, die sie vom Schlachtfeld fortgelockt und damit viele Hundeleben gerettet hatte.
    Was für ein unglaublicher Zufall.
    Der ihm Zeit gab.
    Die er nicht verschwenden wollte.
    Denn die gespenstische Ruhe in Rimella erklärte auch diese Wildschweinschlafstätte nur zum Teil.
    Niccolò erreichte die ungeteerte Straße, welche zum Weingut führte. Dorthin laufen musste er nicht. Junior kam ihm entgegen. Der Dobermann roch nach Pansen und leckte sich die Lefzen. Er schien gerade fürstlich gespeist zu haben.
    »Wo willst du hin?«, fragte Niccolò, dem in seiner Überraschung nichts Besseres einfiel.
    »Na, was meinst du? Zur Action natürlich. Ich hab alles in die Wege geleitet, jetzt folgt der unterhaltsame Teil. Komm mit, ich weiß, von wo aus alles gut zu sehen ist.«
    Niccolò achtete darauf, seine Stimme zu kontrollieren, siefestzuhalten wie an einer Leine, die Wut nicht zu verraten. »Wir haben eine Menschenleiche gefunden, in dem Waldstück hinter dem Hügelkamm.«
    »Schön, schön. Willst du wissen, wie mein Herr die Wölfe beseitigen wird? Es wird sehr effektiv sein!«
    Junior ging auf seine Frage nicht ein. Er würde bluffen. »Dort gab es auch Pfotenabdrücke von dir.«
    »Na, und? Ich darf überall rumlaufen. Spionierst du mickrige Ratte mir etwa nach?« Der Dobermann schubste Niccolò um und stellte sich breitbeinig über ihn. »Mir sagt keiner, was ich zu machen habe, klar?«
    »Außer deinem Herrn.«
    »Genau. Denn der ist stärker als ich, und Stärke muss man respektieren. Du dagegen ... «
    »Ich dagegen wollte nur wissen, ob du irgendwas über den toten Menschen weißt. Die Wölfe haben ihn wohl nicht auf dem Gewissen, er hat eine Wunde, die aussieht, als hätte sich ein einzelner riesiger Zahn tief in sein Herz gebohrt.« Niccolò erinnerte sich daran, wie Giacomo es genannt hatte: »Er ist erschossen worden.«
    »Ach, der.« Junior entspannte sich und ging wieder weiter. »Den hat mein Herr umgebracht, mit einer kleinen Maschine, die er in der Hand hielt. Sie knallt laut, und dann ist jemand verwundet.«
    »Oder

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