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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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blauweißem Plastik, das auf der ungemähten Wiese des kleinen Hauses stand. Die beiden hofften, am nächsten Morgen vor Aufbruch noch etwas von den Resten des Frühstücks abstauben zu können. Der Weg nach Cherasco war lang, und Giacomo bezweifelte, dass sie vorher Rimella finden würden.
    Im rechten Fenster des ersten Stocks ging Licht an, und eine ältere Frau mit grau meliertem Haar erschien, die einen Mops im Arm trug. Sie drückte ihn an sich und fuhr mit der Wange über seinen Kopf.
    »So eine hässliche Kröte von Mops«, sagte Giacomo, »aber so eine liebevolle Menschenfrau. Damit dürfte das Thema Gerechtigkeit ja wohl abgehakt sein.«
    »Sie sehen sehr glücklich aus«, erwiderte Niccolò, stand auf und sprang auf die Hütte, um besser sehen zu können. »Schau, wie sie ihn streichelt, sie krault ihm die Ohren! Das ist was Schönes, Ohrenkraulen. Nicht wahr, Giacomo?«
    »Mag sein. Kann nicht behaupten, dass ich mich noch dran erinnern würde.«
    »Jetzt hör aber auf, so was vergisst man doch nicht. Das Ohrenkraulen nicht, das regelmäßige Essen nicht, die zärtlichen Klapse aufs Fell oder wenn sie deinen Namen rufen, damit du ihnen Gesellschaft leistest. Weil sie dich brauchen. So was vergisst man doch nicht. Ich hab mir immer gewünscht, dass meine Familie einen kleinen Menschen bekommt und ich ihm beim Großwerden helfen kann. Die krabbeln ja zuerst noch, weißt du. Und man sagt, niemand liebt dich so sehr wie ein kleines Kind.«
    »Und niemand quält dich so sehr wie ein kleines Kind.
    Können Bestien sein. Sehen harmlos aus mit ihren Kulleraugen, aber ob dir irgendwas wehtut, ist ihnen scheißegal.«
    »Meinst du, der Mops und sie haben eine perfekte ... «Er traute es sich nicht auszusprechen, so wertvoll war die Bedeutung des Wortes. So unvorstellbar dieses Glück.
    »Kann schon sein. Können wir jetzt schlafen? Dir mag das Rumgerenne im Matsch nichts ausmachen, aber ich bin hartes Pflaster und kurze Wege gewöhnt.«
    »Hattest du auch einmal ... also konntest du schon mal die Gedanken eines Menschen lesen?«
    Giacomo antwortete nicht, drehte sich nur ins Iglu hinein, weiter weg von Niccolò, der über ihm versonnen in Richtung Haus schaute, wo der Mops nun auf einen Tisch hinter dem Fenster gestellt worden war und gebürstet wurde. Er machte ein Hohlkreuz, so gut tat es ihm.
    »Ich noch nie«, sagte Niccolò. »Dabei kann ich mir gar nicht vorstellen, wie man bessere Menschen haben kann als ich.«
    »Darum geht es ja gar nicht. Eine perfekte Verbindung ist nichts weiter als eine Laune des Schicksals. Bei manchen geschieht es nach langer Zeit des Zusammenlebens, bei anderen macht es sofort Klick, bei den meisten nie. Das Wichtigste ist Vertrauen. Ohne geht gar nichts. Der Mensch muss dir völlig vertrauen und du ihm. Ansonsten bleibt da eine Barriere. Für immer.«
    »Es tut mir leid, dass du nie den richtigen Menschen gefunden hast.«
    Giacomo hob den Kopf und knurrte. »Wer behauptet das? Ich hatte ihn, und seine Gedanken waren genauso klar für mich wie meine eigenen. Aber wenn ein alter Hund wie ich über etwas nicht reden will, dann lässt man ihm seinen Willen. Vor allem wenn man ein kleines Windspiel ist, das nicht allein nach Hause findet. Haben wir zwei uns jetzt endlich verstanden? Thema beendet. Schlafenszeit.«
    Die Frau am Fenster putzte dem Mops nun die Zähne. Auch das schien ihm zu gefallen, und er ließ sogar zu, dass sie danach einen lackschwarzen Zylinderhut mit Gummibandauf seinem Kopf befestigte. Dieser Bruder, dachte Niccolò, hatte Vertrauen. Volles Vertrauen.
    »Ich muss dir noch was sagen, Giacomo. Darf ich? Es hat nichts mit ... mit dem zu tun, worüber wir gerade gesprochen haben.«
    »Meine Güte, Windspiel. Ist das Geplappere krankhaft bei deiner Rasse? Vielleicht von einem Irren angezüchtet?«
    »Ich fand es sehr mutig, dass du den Menschen gebissen hast, der mich geschlagen hat. Das wollte ich dir nur sagen. Du hast mich gerettet.«
    »Trotzdem war es dumm. Sieh doch, wohin es mich gebracht hat. Nichts für ungut, aber meine Pläne sahen anders aus. «
    »Hast du schon öfters Menschen gebissen? Bist du deswegen nach Alba gegangen?«
    »Was hältst du davon, endlich den Fang zu halten und zu schlafen? Ich hab gesagt, ich finde Rimella mit dir und schnüffel nach deinen Menschen, aber nicht, dass ich dir mein Leben erzähle.« Er versenkte seine Schnauze tief unter dem Vorderlauf. Dann blickte er doch noch einmal auf. »Aber bevor es dir den Schlaf raubt: Ich hab

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