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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Wagen eine ganze Weile schwer geruckelt hatte, war er nun endlich zum Stehen gekommen. Der Kofferraum wurde klackend geöffnet und die Tasche, in der Canini saß, herausgehoben.
    »Was packst du nur immer so viel ein, Mädchen?«, sagte Isabella gut gelaunt zu sich selbst. »Wer so viel braucht, sollte regelmäßig im Kraftstudio trainieren!«
    Auf und ab schaukelte Canini, die sich noch nicht sicher war, wann wohl der beste Moment wäre, durch ein Bellen auf sich aufmerksam zu machen und dadurch endlich wieder frische Luft schnappen zu können. Noch bevor sie zueinem Ergebnis kam, wurde die Tasche geöffnet, in der sie saß.
    »Das gibt’s doch nicht! Du kleines Luder!«
    Canini bellte freundlich, denn das mochte Isabella. Dann sprang sie heraus und an Isabellas Bein hoch, den Kopf gereckt.
    Das Ein-Mann-Zelt stand auf einer Anhöhe oberhalb eines kleinen Dorfes, am Rande des Waldes, der mit seinen knorrigen Bäumen und undurchdringbaren Büschen älter wirkte als alles, was Canini je gesehen hatte. Das tarnfarbene Zelt fiel hier gar nicht auf, es verschmolz mit den unzähligen Schattierungen von Grün. Die frische Luft war köstlich, fand Canini, voll interessanter Gerüche.
    »Und jetzt soll ich dich auch noch dafür streicheln, dass du ungehorsam warst, ja?« Isabella tat es trotzdem. »Was mache ich bloß mit dir?«
    Canini bellte wieder, diesmal bestimmter. Doch sie erntete keine Reaktion von Isabella, die gerade etwas im Ort erspäht hatte. Panisch suchte sie nun nach ihrem Fernglas, das sie eigentlich in die grüngestreifte Leinentasche gepackt haben musste!
    »Das muss doch hier irgendwo ... – Da ist es!« Sie setzte es an und blickte Richtung Rimella. Und sprach lange Zeit nicht mehr. Ihre Hände zitterten, weswegen Canini sich mit der Schnauze an sie schmiegte, den Kopf an ihr Knie gedrückt. Doch keine Reaktion. Deshalb biss sie neckisch in ihr Bein.
    » Was? «, fragte Isabella, mehr überrascht als verärgert, und setzte das Fernglas ab. »Das glaubst du nicht, Prinzessin! Es war ja schon merkwürdig, was die Bauarbeiter über die Wölfe in Rimella erzählt haben. Aber das hier, das darf es eigentlich gar nicht geben. Das widerspricht allem, was ich je gelernt habe. Ich ... « Ihr fehlten der Atem und der nächste Gedanke. »Ich muss schnell zu Ende aufbauen und mitden Aufzeichnungen beginnen. Das ist die Chance meines Lebens! So leid es mir tut, ich kann dich nicht wieder zurückbringen, und meine Mutter hat kein Auto, um dich zu holen. Also heißt es jetzt hierbleiben für dich – und wehe, du benimmst dich nicht!«
    Sonst holt mich der Wolf, dachte Canini und rollte sich zufrieden über die Wiese, das frische Gras genießend. Hier ließ es sich aushalten. Wie gut, dass sie mitgekommen war.
    »Wo sind denn die Schnüre?« Isabella sprang von einer Tasche zur nächsten. Bis zu jener, in der Canini gereist war. » Hier waren sie drin. Hast du kleines Biest sie etwa rausgeräumt, damit du Platz hattest?«
    Canini bellte. Was blieb ihr auch sonst übrig? Die Beweise sprachen eindeutig gegen sie.
    »Und womit soll ich jetzt das Zelt an den Heringen sichern? Mit meiner Unterwäsche? Du strapazierst ganz schön meine Gutmütigkeit, Prinzessin. Zur Strafe kommst du jetzt ins Zelt, während ich Ersatz suche. Da unten habe ich eben einen Geräteschuppen gesehen, vielleicht findet sich da was.« Sie nahm Canini auf den Arm und blickte ihr in die kastanienbraunen Augen. »Guck mich nicht so süß an, das ist nicht erlaubt! Auch wenn du nichts für meinen Ärger könntest, müsstest du jetzt ins Zelt. Damit du mir nicht einfach wegläufst. Aber wir tun jetzt einfach so, als wäre es eine Strafe.« Flugs wurde Canini in das Zelt verfrachtet und das Fliegennetz am Eingang zugezogen.
    »Und wehe, du toilettierst da drin!«, rief Isabella lachend und lief den Hang hinunter, das offene blaue Leinenhemd über dem weißen Top flatternd, ihre Beine in halblangen Khakihosen, die Füße in dicken Wanderstiefeln. Gerne wäre Canini mitgelaufen, doch ihr blieb nur, durch das feinmaschige Fliegennetz zuzusehen, wie Isabella in der kleinen, fensterlosen Hütte verschwand, deren Holz mit der Zeit fast schwarz geworden war und die nur durch einePlanke verschlossen war. Die von der Sonne ausgeblichenen Gräser und Kräuter züngelten gierig daran, versuchten zwischen den Spalten einzudringen. Sie musste ebenfalls mit ansehen, wie plötzlich ein Mann erschien, mit einem metallischen Helm auf dem Kopf, der sich so wenig beim

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