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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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eingenommen, schlafen nun in ihren Höhlen, laufen über ihre Straßen, fressen ihre Nahrung. Wir haben sie in einer Schlacht geschlagen, sie vertrieben. Doch die Zweibeiner kamen zurück und erschossen wieder drei der Unseren. Darunter Laetitia. Sie nahmen uns die Leitwölfin, Mutter! Unser Rudel schwindet. Wir bauen nun eine neue Verteidigungslinie auf, mit Krähen und Mardern. Doch wird es reichen? Was soll ich tun?«
    Der leichte Nebel schien sich zu verfestigen. »DIE ZEIT IST GEKOMMEN.«
    »Du meinst deinen Traum?«
    »MACHE MICH STOLZ, GRARR! MACHE MICH GLÜCKLICH!«
    Grarr wollte sagen, dass sich die schwierige Situation dadurch noch weiter zuspitzen würde. Doch die letzten Worte der Mutter, gesprochen in glorreicher Erwartung, ließen keinen Widerspruch zu. Er musste gehorchen, ihren Willen erfüllen. Sie hatte bisher immer Recht behalten.
    »Dann werden wir so verfahren, wie du es wünschst, Mutter. Bei Romulus und Remus!«
    Als Grarr aus der Höhle trat, drang kein blaues Licht mehr heraus. Der Nebel hatte eine neue Farbe angenommen.
    Er war rot.
     
    »Denen haben wir es voll gezeigt, was? Diesen Schissern!« James Dean stellte sich in Positur und kläffte das Waldstück an, aus dem sie gerade von der Kralle verscheucht worden waren.
    »Die haben schnell begriffen, mit wem sie sich angelegt haben. Wir waren sechs gegen drei!« Die anderen Hunde gingen weiter, während der abgemagerte Boxer noch einen letzten lauten Beller tat, bevor er ihnen folgte.
    »Gehen wir jetzt Fleisch finden?«, fragte Knorpel den neben ihm hertrottenden Niccolò. »Du weißt doch bestimmt, wo es frisches Fleisch gibt, oder? Schön saftiges Fleisch, noch blutig, wie es mein Mensch immer gemacht hat, solches Fleisch meine ich! Du bist doch zurückgekommen, um uns zu zeigen, wo wir es finden? Du weißt doch sicher, wo ein Fleischlager ist?«
    »Jetzt hör doch mal auf mit deinem blöden Fleisch!«, schnaubte Franca, und ihr kleiner Körper plusterte sich auf. »Immer höre ich von dir nur Fleisch, Fleisch, Fleisch. Als wenn es nichts anderes auf der Welt gäbe! Sieh dich doch mal an, wer sollte einem so heruntergekommenen Hund schon etwas zu essen geben? Schau dir uns alle an! Bevorwir nicht zurechtgemacht sind, wird es gar nichts geben. Deswegen bringt uns Niccolò nun erst mal zu einem Hundefriseur. Alles andere ergibt sich dann schon. Am besten auf direktem Weg, Niccolò. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir wollen Sylvio doch nicht zu lang allein lassen.«
    Niccolò blieb stehen, Wut und Unverständnis rangen in seinem Inneren um die Hoheit und platzten schließlich gemeinsam heraus. In Form von Worten, die alle anderen verletzen, ja schmerzen sollten, wie ihn ihre Dummheit traf, ihre Weigerung, das Schicksal anzunehmen.
    »Begreift ihr denn gar nichts? Wir sind vertrieben worden, aus Rimella, aus unserer Heimat. Die Wölfe haben jetzt dort das Sagen, und wir werden daran nichts ändern können. Nicht den Hauch einer Chance haben wir gegen sie! Fleisch gibt es nur, wenn wir selber etwas fangen – und keiner von uns hat das Zeug dazu. Euer Fell wird nur glänzend, wenn ihr es selber leckt, bis die Zunge wund ist, und selbst dann wird es nicht so seidig sein wie mit Bürsten und diesen Shampoos.« Sie starrten ihn fassungslos an. Aber Niccolò war noch nicht fertig. »Und Sylvio, den toten, verfaulenden Sylvio, werdet ihr niemals wiedersehen! Denn Wölfe sind jetzt bei der Höhle. Habt ihr das verstanden? Wölfe! Ihr solltet endlich euer verdammtes Glück begreifen, noch am Leben zu sein. Wer weiß, wie lange das noch so ist! Der Einzige, der uns retten könnte, ist nämlich weg. Wir können nur hoffen und nochmals hoffen, dass Giacomo bald wiederkommt.«
    Er war bestimmt nur auf der Suche nach Barolo, dachte Niccolò. Das war alles. Mit seinem Gerede über Alba wollte er die Verrückten sicher bloß veralbern. So musste es sein.
    Als er wieder weiterging, fühlte er sich ein gutes Stück besser. Die anderen fünf folgten ihm nicht. Das gefiel ihm, denn es zeigte, dass sie endlich der Realität ins Auge blickten.
    »Warte, Niccolò!«, rief Franca ihm nun nach. »Wenn wir schon keine Menschen finden, dann sag mir doch wenigstens, wo ich Shampoo und Bürsten bekomme. Ich mach das dann selbst! Ich hab das bei meiner Menschenfrau oft genug gesehen. Sie hatte natürlich Hände, aber das bekomme ich hin, ganz bestimmt!«
    Niccolò blickte sich um und sah, dass ihre Augen leuchteten.
    »Zeigt Giacomo uns dann, wie man jagt?«, war

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