Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
aber Niccolò und die traurige Truppe von Hunden, die nun den Wölfen ausgeliefert war. Er hatte das Windspiel wirklich ins Herz geschlossen. Dieses dumme, kleine, traurige Windspiel, das die Hoffnung nie aufgab, sich einfach weigerte, die Wirklichkeit zu akzeptieren, das den Verlust seines alten Lebens nicht wahrhaben wollte, genauso wenig wie seine durchgedrehten Freunde den Tod des dicken Mastiffs. Dieser Niccolò ließ einfach nicht locker. Wie er sich bis nach Alba durchgekämpft hatte. Fast zu Tode hatte er sich gehungert, um ihn zu überreden. Zurück in Rimella hatte das Windspiel die Angst vor den Wölfen überwunden, damit eine Fährte aufgenommen werden konnte. Und obwohl sein Herr tot war, gab er immer noch nicht auf. Wie ein Terrier hatte er sich in die Hoffnung verbissen. Wahrscheinlich würde er ohne sie verrückt werden.
    Die Hoffnung war ein gefährlicher Freund. Denn wenn er verschwand, kam kein anderer mehr.
    Das hohe Gras lichtete sich vor dem alten Trüffelhund und gab das Kanalrohr frei, welches an der Straße nach Neive austrat. In ihm war er mit Niccolò aus Alba herausgekommen, diesen Weg würde er auch zurück nehmen.
    Er ging in die Dunkelheit.
    Sie machte ihm keine Angst. Sie biss nicht, trat nicht, schlug ihn nicht mit einem Stock. Selbst an den faulen Geruch und die stets nassen Pfoten gewöhnte er sich nach einiger Zeit. Das gelegentliche Quieken der Ratten hätte genauso gut von Fledermäusen stammen können. Giacomoverfiel in einen langsamen, gleichmäßigen Trott. Kam ein enger Gang, zwängte er sich hindurch, auch wenn er dafür seine Nase in das dreckige Rinnsal unter sich tunken musste. Einfach immer geradeaus. Er hatte keine Ahnung, wohin er lief, was aber nichts ausmachte, denn grob stimmte die Richtung, und er wusste eh nicht genau, wohin er wollte. Nur zu wem.
    Nach einer Biegung weitete sich der Abflusskanal zu einer kleinen Halle, was er am Echo seiner Schritte bemerkte. Hier traf er sie.
    »Da kommt er ja endlich.«
    »Wir haben dich schon von Weitem erkannt, Giacomo. Du platschst gewaltig. Verschreckst die Ratten!«
    »Dass du dich noch einmal hertraust. «
    »Suchen die Menschen immer noch nach mir?«
    »Wissen wir doch nicht, was die Menschen machen. Dein kleiner Windspiel-Freund hat gelogen, er war gar nicht mit Zamperl befreundet.«
    »Oh.«
    »Ja, oh! Das mögen wir nicht. Belogen werden.«
    »Das sagt ihr mir jetzt, wo ihr mich im Dunkeln umzingelt habt? Ihr hättet euch keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können.«
    »Nichtsdestotrotz konnte ich dank der Lüge des Windspiels befreit werden.«
    »Dann musst du Zamperl sein«, sagte Giacomo, hörbar erfreut, und drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Ich freu mich ehrlich, dich kennenzulernen.« Zumindest deine Stimme, dachte Giacomo. »Und noch mehr freue ich mich über das, was du gerade gesagt hast. Das klingt gut. Ich fühl mich gleich nicht mehr ganz so unwohl hier.«
    »Hast du davon gewusst? Von der Lüge?«
    »Ich hab dem Kleinen genauso vertraut wie ihr, Jungs.
    Und Mädels?« Giacomo war sich nicht sicher, ob es Dachshündinnen gab. Aber irgendwie mussten sich ja selbst diese Leberwürste vermehren.
    »Dann kannst du passieren.«
    »Da danke ich ganz herzlich. Aber vielleicht könntet ihr mir sagen, wo ich hingehen muss.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich muss dringend zum Spürer. Ich habe einen Toten für ihn.«

 
    Kapitel 7
     
     
    RÜCKKEHR
     
     
    S ie drückte ihn an sich wie ein Baby. Allerdings hielt man Babys sicher selten die Schnauze zu. Die Männer standen direkt vor ihnen. Jedes Wort konnte zu viel sein. Nur ein kostspieliger Weinsee trennte sie, und drei geborstene Fässer, die den Weg blockierten. Sie sahen aus wie gesplitterte Gerippe.
    »Was für eine Scheiße! Gott sei Dank bin nicht ich hier zuletzt drin gewesen, sondern du !«
    Isabella hatte sich mit Niccolò hinter einer noch stehenden Fässerpyramide versteckt. Doch wenn die Bauarbeiter auch nur vier Schritte weitergingen, würde man sie entdecken. Niccolò dachte nicht darüber nach. Seine Gefühle suhlten sich in der Umarmung, wie ein Wildschwein in der Schlammpfütze.
    »Willst du damit andeuten, ich hätte hiermit was zu tun? Bist auf Ärger aus, ja? Kannst du gerne haben, Arschloch!«
    Niccolò konnte hören, wie jemand geschubst und an seiner Kleidung gezerrt wurde.
    Atem und Pulsschlag der Menschenfrau entspannten sich nun merkwürdigerweise. Sie fühlte sich sicherer und dachte wieder an den

Weitere Kostenlose Bücher