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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Spiel. Eigentlich alles, wofür er gelebt hatte.
    Die Kralle tauchte auf, er hatte sie nicht kommen hören.
    »Der Weg ist nun frei ... Da waren nur ein paar Hunde, die wir ... fortjagen mussten ... Gestörte Wesen ... wir gehen ihnen nun nach ... die Jagd ruft.«
    »Lasst sie besser noch am Leben. Wenn die letzten Schweine gerissen, die Vorräte in der Metzgerei und den Kühlschränken aufgebraucht und alle Dosen in den Kellern geöffnet sind, werden wir froh sein, noch etwas Frischfleisch zu haben.« Grarr wusste, wie schwer es für ein Rudel dieser Größe war, alle Mäuler stopfen zu müssen. Vor allem wenn es nicht auf Wanderschaft war und ständig neue Jagdgebiete durchquerte. Doch er würde Wege finden. Niemand der Seinen sollte verhungern.
    »Dann werden wir ... schon einmal andere Beute suchen ... wir schauen ... uns gerne um.«
    Ohne Demutsbezeugung rannten sie davon und ließen Grarr allein. Seinen nun folgenden Weg waren sie niemals mitgegangen. Grarr vermutete, dass sie Angst davor hatten.
    Und er konnte sie gut verstehen.
    Grarr ging die Strecke wie in Trance. Und verharrte lang, als er angekommen war.
    Einige kleine Ranken lugten aus dem grünen Kreis um das Auge der Höhle. Er war schon zu lange nicht mehr hier gewesen, das würde er zu hören bekommen. Grarr begann am unteren Ende damit, das vorwitzige Grün abzubeißen, und arbeitete sich dann einmal im Kreis herum. Er ging nicht in die Höhle hinein, sondern wartete am Eingang, bis ein Zischeln aus dem Inneren zu hören war und kalte Höhlenluft zu ihm drang, Kondensnebel bildend.
    Er sah den Frevel sofort. Dort lag der vermisste Sylvio, Anführer der Hunde Rimellas, und schlief. Ohne zu zögern, schloss er seinen Fang um den Nacken des Mastiffs und schleifte ihn unter Aufbietung all seiner Kräfte hinaus. Dann riss er ihn, zerrte gar Ohren, Fell und Haut vom Schädel, so lange, bis nicht mehr zu erkennen war, ob die in weitem Bogen vor der Höhle verteilten blutigen Reste von einem Hund oder einem anderen Tier stammten.
    Grarrs weißes Fell war rot gesprenkelt vom Blut. Jeder Tropfen schien ihm mehr Kraft gegeben zu haben, denn als er wieder in die Höhle trat, tat er dies erhobenen Hauptes. Er setzte sich an den Rand des Tümpels, wie er es immer tat, wie es schon sein Vater und dessen Vater getan hatten, und so weiter zurück bis zum Beginn, als die Gebeine von Rom aus hergetragen und in Sicherheit gebracht wurden, in diesem Wasser versenkt, und die Höhle über Generationen vergrößert und verteidigt wurde, mit ihren Krallen, mit ihren Fängen, mit ihren Leben.
    Für sie.
    Für die eine.
    »WAS HAST DU MIR NUR ANGETAN?«, hörte er nun ihre Stimme, wie einen Windhauch, der sich in der Höhle verfangen hatte, rau und rauschend, doch tief und alles durchdringend, sein Herz und seine Seele. »MISSGEBURTEN HABEN MEINE RUHESTATT ENTWEIHT, HABEN HIER EINE UNWÜRDIGE SEELE ABGELADEN! SIE SIND NICHT VERSCHWUNDEN, ALS ICH ES VERLANGTE. NIEMAND MEINES RUDELS IST GEKOMMEN, UM SIE ZU VERTREIBEN. DU HAST MICH VERGESSEN! NIE ZUVOR IST SOLCHES GESCHEHEN. SCHANDE ÜBER DICH, SOHN GRARR. SCHMERZ SOLL MIT DIR SEIN!«
    Die letzten Worte erklangen noch tiefer, sie legten sich wie eine Schlinge um seinen Hals und zogen zu, die Luft aus ihnen pressend.
    »Die Hunde sind nun vertrieben. Es kommt nicht mehrvor!«, brachte Grarr heraus. Sie hatte ihn gebraucht, und er war nicht da gewesen.
    »SPRICH NICHT SO, ALS HÄTTEST DU MIR DAMIT EINEN GEFALLEN ERWIESEN. ES WAR DEINE PFLICHT. DOCH DU BIST SICHER NICHT GEKOMMEN, UM DIESE ZU ERFÜLLEN. DU KOMMST IMMER NUR, WENN DU FRAGEN HAST.«
    »Und an deinem Ehrentag!«
    »WERDE NICHT FRECH, IN DEM DU DIES HERAUSSTELLST! ES IST UNSER TAG, DIE FEIER UNSERES RUDELS.«
    »Wie Recht du hast, Mutter«, sagte Grarr.
    »BERICHTE! WIE GEHT ES AURELIUS? HÄLT DEIN ÄLTERER BRUDER DIR IMMER NOCH DEN RÜCKEN FREI, WIE ER ES STETS FÜR DICH GETAN HAT?«
    »Es geht ihm ... sehr gut, Mutter. Er hat großen Frieden an seinem Platz gefunden.«
    »DU TUST GUT DARAN, IHN ZU EHREN! ER HAT DIR DIE WÜRDE, DAS RUDEL ZU LEITEN, FREIWILLIG ZUTEILWERDEN LASSEN. SAG IHM, ER SOLL MICH BALD WIEDER AUFSUCHEN.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, Mutter. Doch es gibt Wichtigeres. Ich bin zu dir gekommen, weil unser Rudel sich in tödlicher Gefahr befindet, kein anderer Grund hätte mich so lange von dir fernhalten können! Drei der unseren sind getötet worden. Dabei hatten sie keine Schuld auf sich geladen. Wir haben daraufhin das Dorf der Zweibeiner

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