Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
Vom Netzwerk:
geschützt. Das Wort Facón wird in der
Gaucholiteratur öfter erwähnt. Es gibt mehrere Varianten verschiedener Größe
des Facón.«
    »Habe ich Sie richtig verstanden? Das Messer könnte
auch aus dem arabischen Raum stammen?«, mischte sich Lüder ein. Er übersah
dabei den missbilligenden Blick von Hauptkommissar Vollmers.
    »Ursprünglich stammt es von den Arabern, die es damals
mit nach Spanien brachten. Von dort wanderte es weiter nach Argentinien.«
    »Sie schließen damit aus, dass es von einem Araber
benutzt worden sein könnte?«
    »Wer kann schon grundsätzlich etwas festlegen«, sagte
Dr. Ahlemann. »Ob das Facón vielleicht von einem Norweger benutzt wurde, müssen
Sie herausfinden. Typisch ist es aber für Südamerika.«
    »Ich dachte immer, Gauchos wären die Cowboys in der
Pampa?«, fragte Horstmann.
    Dr. Ahlemann lächelte. »Das ist eine schöne
Geschichte. Sie ist so historienfest wie die Storys von Karl May. Natürlich
haben die Landarbeiter auch Pferde für ihre Arbeit genutzt. Aber die Arbeit war
und ist viel umfangreicher und vor allem mühsamer, als es der romantisierende
Nordeuropäer sich vorstellen kann.«
    »Wenn keiner mehr Fragen hat, danken wir Ihnen«,
übernahm der Staatsanwalt die Gesprächsführung und entließ den Wissenschaftler.
    Vollmers sah in die Runde. Sein Blick blieb bei
Oberkommissar Küster haften. »Gibt’s sonst noch etwas, Ingo?«
    »Noch eine Kleinigkeit. Wir beide«, dabei nickte er
Kommissarin Scholtz zu, »haben außerdem eine Reihe von Antiquitäten- und
Raritätengeschäften abgeklappert und gefragt, ob jemand das Messer
wiedererkennt. Fehlanzeige. Auch in Museen und Ausstellungen haben wir
angerufen. Dort wird nichts vermisst.«
    »Gut. Kommen wir zum nächsten Punkt. Uns liegt jetzt
der Obduktionsbefund vor. Todesursache war eine Aortenruptur als Folge eines
Dezelerationstraumas«, las der Staatsanwalt vor.
    »Und was müssen wir darunter verstehen?«, fragte
Horstmann.
    »Moment bitte.« Kremer las den nächsten Absatz, bevor
er aufblickte. »Eine Aortenruptur ist der fast immer tödliche Einriss der
Aortenwand. Sie wurde durch das zweischneidige Facón zerstört, sodass das Blut
in den Bauchraum gelaufen ist. In solchen Fällen gibt es keine Rettung, selbst
bei schneller ärztlicher Hilfe.«
    »War diese Art der Verletzung Zufall oder ist der
Täter Profi und wusste um die Konsequenzen bei dieser Stichverletzung?«,
überlegte Lüder laut.
    »Ich gehe von Letzterem aus«, antwortete Vollmers.
»Das war kein Zufall. Wenn jemand im Affekt erstochen wird, dann ist die
übliche Methode …«
    »Soso. Jemand mit einem Messer zu erdolchen ist
üblicher Standard«, warf Lüder ein und lehnte sich mit einem amüsierten Lächeln
zurück.
    Hauptkommissar Vollmers sah den Kriminalrat irritiert
an. Er brauchte einen Moment, um seinen Faden wieder aufzunehmen.
    »Ich erkläre es noch einmal. Wenn jemand mit einem
Messer erstochen wird, dann hält der Täter den Messergriff umfasst und schaut
dabei von oben auf die vier Finger ohne Daumen. Der Handrücken steht senkrecht
im Winkel von neunzig Grad zur Fläche der Finger. Aus dieser Position wird das
Messer dann von oben herab in das Opfer hineingestoßen. Wir haben dann, wenn
beide stehen, einen Stichkanal, der im Körper schräg von oben nach unten
verläuft. In diesem Fall aber hat der Täter das Messer seitlich gestoßen. Man
muss sich die Bewegung wie bei einem Schmetterball beim Tischtennis vorstellen.
Der Handrücken ist hierbei waagerecht. Der Stich wird von der Seite geführt und
ergibt einen Stichkanal, der von rechts zur Körpermitte führt. Und wenn die
Klinge auch noch entgegen allen Erfahrungen waagerecht gehalten wird, ergeben
sich daraus ganz besonders schlimme Folgen.«
    Die Erklärungen des Hauptkommissars leuchteten allen
ein.
    »Dann hatten andere Opfer Glück, dass sie mit einer
senkrecht stehenden Messerschneide ermordet wurden«, lästerte Lüder, was ihm
einen bösen Blick des Staatsanwalts einbrachte. »Und was ziehen wir daraus für
einen Schluss?«
    »Ich würde sagen, dass wir nach einem professionellen
Täter suchen, der genau wusste, wie er zustechen musste«, zog Vollmers ein
Resümee.
    »Also suchen wir einen vermutlich südamerikanischen
Täter, der besonders brutal ist und womöglich auch im Töten unterwiesen wurde,
zumindest über die Feinheiten des Mordens bestens instruiert ist.« Lüder sah
Vollmers an. »Wir kennen den Ort, an dem Hernandez den beiden jungen Leuten in
die Arme

Weitere Kostenlose Bücher