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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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fiel. Aber wo ist der eigentliche Tatort? Dort, wo wir das Messer
gefunden haben? Gibt es dazu gesicherte Erkenntnisse?«
    »Vermutlich auf der anderen Straßenseite«, räumte
Vollmers ein. »Zeugen dafür gibt es aber nicht.«
    »Also ist das Opfer noch ein Stück getaumelt. Wie
weit, wissen wir nicht. Nun ja, auch Störtebeker ist der Legende nach ohne Kopf
an einer ganzen Reihe seiner Leute vorbeigelaufen.«
    Die anderen im Raum sahen sich an. Horstmann zog die
Unterlippe ein Stück hoch, und Vollmers kniff die Augen zusammen. Es war die
Reaktion auf Lüders Sarkasmus, der bei den anderen Mitgliedern des Teams nicht
gebräuchlich war.
    Der Staatsanwaltschaft klopfte mit seinem Kugelschreiber
auf die Tischplatte und mahnte zur Ernsthaftigkeit. Dann fuhr er fort: »Es gibt
noch einen weiteren bemerkenswerten Laborbefund. Hernandez hatte kurz vor
seinem Tod Verkehr mit einer Frau. Nicht nur das ist einwandfrei nachweisbar.
Die Analyse hat auch ergeben, dass es ungeschützt war.«
    Oberkommissar Küster pfiff leise, was ihm für einen
kurzen Moment die Aufmerksamkeit der ganzen Runde einbrachte.
    »Wie kommen die Wissenschaftler zu dieser
Erkenntnis?«, fragte Vollmers.
    »Weil sich am Penis des Opfers Spuren der Frau
fanden«, zitierte Kremer.
    »Und weil das kleine Ferkelchen sich nicht gewaschen
hat, brauchen wir jetzt nur noch die passende Frau finden, der wir das
Schäferstündchen mittels DNA nachweisen können. Hernandez kam direkt aus dem Bordell, und ihm wurde von
seinem Mörder aufgelauert. Also wusste der Täter um den Bordellbesuch, oder er
hat das Opfer dorthin verfolgt. Das war ein letzter Akt von Nächstenliebe«,
sagte Lüder.
    »Das verstehe ich nicht«, wandte Horstmann ein.
    »Der Täter hat dem Commodore noch ein letztes Mal die
sexuelle Befriedigung gegönnt und ihn erst nach dem Bordellbesuch ermordet.
Hätte er ihn vorher getötet, wäre Hernandez mit einem Hormonstau
dahingeschieden. Das war doch mehr als fürsorglich vom Täter.«
    »Ich denke, dass wir diesen Zuhälter Hinterbichler von
der anderen Straßenseite noch einmal gründlich in die Mangel nehmen sollten«,
meinte Vollmers und sah die beiden Oberkommissare Horstmann und Küster an.
»Holt ihr ihn ab?«
    »Ich glaube, das wär’s fürs Erste«, schloss Lüder die
Sitzung und sah Vollmers an. »Sie trommeln uns wieder zusammen, wenn Sie
Neuigkeiten haben?«
    Der Hauptkommissar warf Lüder einen Blick zu, der
signalisierte, dass zwischen den beiden in absehbarer Zeit keine
Blutsbrüderschaft geschlossen würde.
    *
    Wie in vielen anderen Metropolen vergleichbarer Größe
schimpfen die Einwohner Kiels über das Verkehrsaufkommen, ohne sich bewusst zu
sein, dass der Halt an einem halben Dutzend Ampeln in keinem Vergleich zum
täglichen Dauerstau in den Ballungszentren steht. Auch den beiden
Kriminalbeamten, die mit einem Opel-Kombi unterwegs waren, ging es zu zäh
voran. Es erschien ihnen eine Ewigkeit, bis sie die Reventlouallee erreicht
hatten. Vorschriftswidrig parkten sie im Halteverbot direkt vor dem Haus, in
dem Hinterbichlers Bordell untergebracht war.
    Es dauerte lange, bis ihnen geöffnet wurde. Die
markante Schönheit, die der Zuhälter am Tag zuvor als seine Geschäftsführerin
vorgestellt hatte, füllte den Türrahmen aus.
    »Wir möchten zu Ihrem Chef«, nannte Horstmann kurz und
bündig ihr Anliegen.
    »Der ist im Augenblick beschäftigt.«
    »Dann holen Sie ihn. So wichtig kann seine Tätigkeit
nicht sein, dass er uns dafür warten lässt.«
    »Kommen Sie doch erst mal rein«, sagte die Frau und
gab den Durchgang frei. »Es geht wirklich nicht. Ich kann und darf ihn nicht
stören. Er ist gerade bei einem Bewerbungsgespräch.«
    Horstmann machte Anstalten, in den abzweigenden Gang
zu verschwinden, aus dem zuvor alle Leute, denen sie hier begegnet waren,
aufgetaucht waren. »Dann suchen wir ihn eben«, meinte er lakonisch, während
Oberkommissar Küster noch etwas unschlüssig im Foyer stehen blieb.
    Die Frau eilte hinter Horstmann her und zupfte ihn in
einer Weise am Pullover, dass es dafür auf jedem Fußballplatz die gelbe Karte
gegeben hätte.
    »Das können Sie nicht machen«, ereiferte sie sich,
aber Horstmann hatte bereits die Tür zum ersten Raum geöffnet. Das Zimmer war
lauschig eingerichtet und machte einen überraschend sauberen Eindruck.
Hinterbichlers Etablissement war offenbar keine billige Absteige.
    Hinter der zweiten Tür hatte der Polizist Glück.
Erschrocken fuhr Hinterbichler in die Höhe, als Horstmann
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