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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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erwiderte der Kriminalrat. »Ich
war auf dem Weg zur Werft und wollte Sie bitten, mich zu begleiten.«
    »Sollten wir nicht
auch den Kollegen Vollmers informieren?«, fragte Kremer.
    »Bereits geschehen.
Ich habe mich mit ihm abgestimmt. In einer halben Stunde bei Ihnen?«
    Kremer willigte ein und
sichtete noch einmal die bisher zusammengetragenen Fakten. Er wurde in seinem
Aktenstudium erneut durch das Telefon unterbrochen. Es war ein Mitarbeiter des
Bundeskriminalamtes, der von ihm Einzelheiten zum Stand der Ermittlungen im
Mordfall Hernandez hören wollte.
    »Wer hat Sie
überhaupt von diesem Vorfall in Kenntnis gesetzt?«, fragte der Staatsanwalt.
    »In einem solchen
Fall wird ein Automatismus in Gang gesetzt«, erklärte der Beamte aus Wiesbaden.
»Die Argentinier haben über ihre Botschaft Kontakt zum Auswärtigen Amt
aufgenommen, das wiederum die Bundesanwaltschaft und somit auch uns
eingeschaltet hat. Mir liegt hier nur eine Kurzinformation von Kriminaldirektor
Nathusius vor, aus der nur hervorgeht, dass er einen seiner Mitarbeiter, einen
Lüders, abgestellt hat. Einzelheiten würde ich gern von Ihnen erfahren.«
    »Um es
klarzustellen: Die Ermittlungen liegen in den Händen der Staatsanwaltschaft
Kiel. Und ich leite sie. Ich sehe derzeit keinen Handlungsbedarf, gegenüber
anderen Behörden Auskunft über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu
erteilen, geschweige denn unbestätigte Vermutungen anzustellen. Es ist schlimm
genug, dass die Presse in der Gerüchteküche steht und ihren ungenießbaren
Eintopf brutzelt.«
    »Ich kann Sie nicht
zur Auskunft zwingen, Sie sollten aber bedenken, dass es hinter den Kulissen
einen informellen Austausch gibt, der bei mangelnder Kooperation Ihrer Behörde
für Sie vor Ort nachteilig sein kann. Ich gehe ferner davon aus, dass Ihnen das
Erkennen von Zusammenhängen in großem Rahmen gar nicht möglich ist«,
argumentierte der BKA -Mann.
    Doch Kremer blieb
hartnäckig. »Dann sollten Sie uns keine Informationen vorenthalten, die für uns
von Bedeutung sein könnten«, erwiderte er angesäuert.
    »Ich habe Ihnen nur
einen guten Rat erteilt.« Damit beendete der Wiesbadener das Gespräch.
    *
    Dieses Mal war die Prozedur, den Eingang zur Werft zu
überwinden, einfacher. Lüder hatte dem Securitymann am Tor aufgetragen, Herrn
Böttcher zu benachrichtigen. In Rekordzeit war der erschienen und eskortierte
die beiden zum Büro von Dr. Vollquardsen. Der Werftangestellte wollte von
unterwegs das Vorzimmer des Managers benachrichtigen, aber Lüder hatte ihn am
Telefonieren gehindert.
    Nach einem kurzen Pro-forma-Klopfen stürmte Lüder in
das Büro. Aus Vollmers’ Schilderungen erkannte er die brünette Vorzimmerhexe,
die den Eintretenden einen wütenden Blick zuwarf.
    »Polizei«, rauschte Lüder auf die Frau los.
    Sie zuckte mit den Augenbrauen, zeigte aber keine
äußerlich erkennbare Erregung. »Sie möchten zu Dr. Vollquardsen? Das ist
schlecht. Der hat keine Zeit. Sie hätten einen Termin vereinbaren sollen.«
    Sie musterte die drei Männer. Als ihr Blick bei
Böttcher angekommen war, verfinsterte sich ihre Miene. Lüder sah ihr an, dass
sie den Sicherheitsmann dafür verantwortlich machte, dass Fremde unangemeldet
in dieses Heiligtum eingedrungen waren.
    »Ich gehe davon aus, dass Ihr Chef Zeit für uns
findet.« Lüder nickte mit dem Kopf in Kremers Richtung. »Das ist übrigens der
Staatsanwalt«, stellte er seinen Begleiter vor.
    »Staatsanwalt?«
    Nun kam Bewegung in die Frau. Die Polizei hatte sie
offenbar nicht allzu sehr beeindruckt, aber dass ein ausgewachsener
Staatsanwalt hier erschien, brachte ihre Contenance doch durcheinander. Sie
griff zum Telefon.
    »Herrn Dr. Vollquardsen bitte«, gab sie jemandem zu
verstehen. Dann hörte sie zu. »Nein. Es ist wichtig. Sonst hätte ich nicht
gestört.«
    Erneut erwiderte ihr Gesprächspartner etwas.
    »Es ist wirklich wichtig. Sonst hätte ich doch nicht …
Oh!« Sie hielt urplötzlich inne. Es schien, als würde sie selbst am Telefon
eine stramme Haltung einnehmen. »Guten Tag, Herr Vanderborg. Es tut mir leid.
Entschuldigen Sie bitte. Aber es wirklich wichtig. Könnte ich bitte Herr Dr.
Vollquardsen sprechen? Es ist wichtig, sonst hätte ich ganz bestimmt nicht
gestört. Ich …«
    Als sie mit einem Seitenblick auf Lüder dessen leicht
spöttischen Zug um die Mundwinkel bemerkte und mitbekam, dass er sich über ihr
urplötzlich devotes Verhalten amüsierte, zog sogar ein leichter rötlicher
Schimmer über ihre Wangen.
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