Tod an der Förde
ihm Lüders
Einmischung nicht behagte. Er hatte womöglich geglaubt, allein die ihm genehmen
Fragen stellen zu können.
Forstheim sah seinen Vorgesetzten an, schwieg aber.
»Bei Hinterbichler erschien pünktlich ein Repräsentant
des Unternehmens und hat im Nachhinein den Liebeslohn entrichtet. Es stellt
sicher kein Problem dar, durch eine Gegenüberstellung herauszufinden, wer das
war.« Lüder sah dem Manager in die Augen. »Wir werden dazu eine Reihe von verantwortlichen
Mitarbeitern Ihres Hauses zu uns bitten und so lange dem Bordellbetreiber
vorstellen, bis er den Postillon d’Amour erkennt. Diese kleine Unannehmlichkeit
im Betriebsablauf müssen Sie leider in Kauf nehmen.«
Dr. Vollquardsen schüttelte energisch den Kopf. Dies
hätte Konsequenzen bis zum Vorstand gehabt, dem er manches hätte erklären
müssen. Deshalb brüllte er den eingeschüchterten Forstheim an.
»Wissen Sie, wer das war? Wer hat das Geld
überbracht?«
Der Mann lief feuerrot an. Dicke Schweißperlen standen
auf seiner Stirn. Er wippte von einer Fußspitze auf die andere.
»Ich … ich war das«, tröpfelte das Geständnis aus
seinem Mund, den er dabei kaum öffnete.
»Mensch, Forstheim. Sind Sie von allen guten Geistern
verlassen? Welcher Teufel hat Sie dabei geritten?«
»Wir hatten doch immer den Auftrag, den Gästen das
Leben so angenehm wie möglich zu gestalten«, stammelte der Unglückliche.
»Ist das nicht auch eine Form der Korruption?«, gab
Lüder zu bedenken.
»Das sehe ich nicht so«, erwiderte Forstheim zaghaft.
»Wer hart arbeitet, der muss auch Möglichkeiten des Ausgleichs haben. Und das
Auto brauchte er, um beweglich zu sein. Wir haben lediglich mit unseren
Ortskenntnissen ein wenig Hilfestellung geleistet.«
»Forstheim! Forstheim! Das ist eine böse Entgleisung.
Darüber werden wir noch zu sprechen haben.«
Mit dieser Drohung des Managers war der Mann
entlassen.
»Und was ist mit den Friedensaktivisten, die in der
Stadt gegen die Waffenproduktion aufmarschieren? Wie wirkt sich das auf Ihre
Arbeit aus? Stört es den Betriebsfrieden?«, wechselte Kremer das Thema.
»Das findet vor den Werkstoren statt. Es ist zwar ein
wenig lästig für das Image, aber die Bürger der Stadt wissen, welche
überragende Bedeutung wir als Arbeitgeber haben. Die paar Spinner nimmt doch
niemand ernst.«
Als die beiden Beamten vom Bürogebäude auf das
Freigelände traten, wussten sie, dass sie einen stark verunsicherten Dr.
Vollquardsen zurückließen.
Aus dem Schatten einer Mauer trat ihnen der
Sicherheitsmann Böttcher entgegen.
»Haben Sie auf uns gewartet?«
Böttcher schüttelte den Kopf. »Ich war zwischendurch
in meinem Büro. Es ist einfacher, wenn ich Sie zum Ausgang begleite. Außerdem
habe ich noch dieses.«
Er hielt Lüder einen Zettel vor die Augen, sodass der
Kriminalrat den Text lesen konnte.
»Pas auf dein Kinde auf. Schramme in Auto ist
ärgerlich. Schramme bei Kinde nicht gut.« Auf dem ersten Blick war erkennbar,
dass das Papier mit einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker erstellt worden
war.
»Woher haben Sie den Wisch?«
»Ein Arbeiter unseres Betriebes war vorhin bei mir und
hat sich beschwert. Als er heute Morgen aus dem Haus kam, hat er zuerst eine
Schramme an der Seite seines Autos entdeckt. Dann sah er diesen Zettel, der
hinter dem Wischergummi eingeklemmt war.«
»Wer ist der Mann?«
»Dennis Altrogge.«
Lüder erinnerte sich. Den Namen hatte ihm der
chilenische Journalist genannt, der zufällig die Auseinandersetzung zwischen
dem jungen Familienvater und den Friedensdemonstranten fotografiert hatte.
»Wer hat den Zettel schon alles in den Händen gehalten?«,
fragte Lüder den Sicherheitsmann.
Der verstand die Frage erst nach einer Weile.
»Ich«, gestand er, »Altrogge natürlich, und der hat
den Wisch im Kollegenkreis rumgehen lassen. Daher stammen vermutlich auch die
deutlich sichtbaren Fingerabdrücke, da die Kollegen ja nicht im klinisch reinen
Labor arbeiten.«
Damit war der Versuch, mögliche Fingerabdrücke des
Urhebers dieser Drohung zu erkennen, nahezu gescheitert. Trotzdem holte Lüder
eine kleine Klarsichthülle aus seiner Sakkotasche und ließ das Papier dort
hineingleiten.
Offenbar gab es massiven Widerstand gegen den
argentinischen U-Boot-Auftrag.
VIER
Das Innenministerium
lag im Umfeld des Landeshauses, dem Sitz des Ministerpräsidenten, der
Staatskanzlei und des Landtags und anderer Ministerien am Düsternbrooker Weg.
Staatsanwalt Kremer
war von seinem Büro
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