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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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will sehen, ob es sich ermöglichen lässt.«
Dann verschwand er in einem der Krankenzimmer. Einen Augenblick später tauchte
er wieder auf, blieb im Türrahmen stehen und winkte Vollmers heran.
    »Ich kann das nicht billigen, aber Frau Krucowa ist
bereit, Sie zu sehen. Denken Sie bitte daran, dass sie sehr geschwächt ist und
unter dem Einfluss von schmerzstillenden Mitteln steht«, mahnte er. »Ich werde
dabeibleiben.«
    Die junge Frau lag im mittleren Bett eines
Dreibettzimmers. Als Vollmers mit dem Arzt eintrat, wurde ihnen die ganze
Aufmerksamkeit der beiden anderen Patientinnen zuteil.
    »Kann ich mit Frau Krucowa allein sprechen?«, fragte
der Hauptkommissar.
    Der Arzt schüttelte entschieden den Kopf. »Wir sind
ein Krankenhaus. Hier gilt ausschließlich das Wohl der Patienten. Das kommt
überhaupt nicht in Frage.«
    Die junge Frau lag mit verpflastertem Haupt in den
Kissen. Am Kopf war ein Metallgestell befestigt, das ihren Kiefer fixierte.
Neben dem Bett stand ein Gestell mit mehreren Tropfs, von denen durchsichtige
Schläuche unter die Bettdecke führten und Medikamente zuführten. Als Vollmers
sich vorsichtig näherte, öffnete sie die Augen. Mit einem Aufblitzen gab sie zu
verstehen, dass sie ihn erkannt hatte.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte der Hauptkommissar und
war sich im gleichen Moment der Dummheit dieser Frage bewusst. Deshalb wartete
er nicht die Antwort ab, sondern schob hinterher: »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Sie bewegte den Kopf zustimmend.
    »Kannten Sie den Mann, der Sie so zugerichtet hat?«
    Sie bewegte die Lippen, aber ließ den Kopf unbewegt.
Es hieß weder »ja« noch »nein«.
    Vollmers überlegte, was er aus ihrem Verhalten
schließen sollte.
    »Sie sind sich nicht sicher, ob Sie ihn kannten?«,
formulierte er die Frage um.
    Wieder bewegte sie die Lippen. Er konnte daraus aber
kein Wort ableiten. Plötzlich hatte er eine Idee.
    »Es war mehr als einer?«, fragte er.
    Sie nickte heftig. Zu heftig, denn sogleich schloss
sie mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen.
    Vollmers beugte sich vor. »Zwei?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen
hatte. Er hatte Mühe, ihre vorsichtige Kopfbewegung als Zustimmung zu
verstehen.
    »Kannten Sie einen oder gar beide?«
    Jetzt versuchte sie den Kopf seitlich zu bewegen.
    »Sie waren Ihnen also unbekannt. Haben sie
gesprochen?«
    Erneut bewegten sich ihre Lippen. Er verstand. Die
Frage musste anders formuliert werden.
    »Hat einer gesprochen?«
    Sie nickte.
    »Der andere hat nichts gesagt?«
    Erneutes Nicken.
    »Sprach der Mann Deutsch?«
    Auch das bejahte sie.
    »Mit Akzent?«
    Wiederum stimmte sie zu.
    »Ging es um den Commodore?«
    Auch das beantwortete sie mit einem leichten Nicken.
    »Hat man Sie bedroht? Sie sollen schweigen? Nichts
erzählen?«
    Sie kniff die Augen zusammen, so, als würden ihr die
Tränen kommen. Nach unendlich erscheinender Zeit nickte sie schwach.
    Jetzt mischte sich der Arzt ein. Er fasste Vollmers am
Ärmel und zog ihn vom Bett der Frau weg. »Das reicht. Keine weiteren Fragen«, bestimmte
der Mediziner mit fester Stimme.
    Vollmers nickte. Vorsichtig tastete er unter die
Bettdecke, wo er die Hand der Frau vermutete. Behutsam drückte er sie.
    »Ich wünsche Ihnen alles Gute. Wir werden die Täter
finden. Das verspreche ich Ihnen.«
    Sie schloss die Augen, ohne ihm zu antworten. Bevor er
sich abwandte, sah er noch, wie sich eine winzige Träne ihren Weg hinter den
geschlossenen Augenlidern hervorstahl.
    Vor der Tür des Krankenhauses rief Thomas Vollmers
seinen Kollegen Horstmann an. Der war gerade mit seiner Frau und Tochter auf
dem Weg zum Italiener und fluchte unbotmäßig, traf aber kurz darauf vor dem
Hospital ein.
    »Dann soll sich der Hinterbichler warm anziehen«,
knurrte der Oberkommissar, nachdem ihm Vollmers eröffnet hatte, dass er dem
Bordellbesitzer einen erneuten Besuch abstatten wollte.
    An der Tür des Etablissements hatte Horstmann seinen
Zorn immer noch nicht abgelegt und nahm den Finger erst wieder von der
Türklingel, als ihnen ein völlig verschrecktes junges Mädchen öffnete.
Horstmann stürmte an der jungen Frau vorbei.
    »Wo ist Hinterbichler?«, rief er aufgebracht und
wollte sich in den Flur stürzen, als ihm der Österreicher entgegenkam.
    »Woas’n los? Woas soll’n das?« Seine hohe Stimme klang
in der Erregung noch eine Oktave höher.
    »Wer war das mit Ivanna Krucowa?«, bestürmte ihn
Horstmann. »Wer ist für diese Schweinerei verantwortlich?«
    Hinterbichler zuckte
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